Entzündungszeichen

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[ɛntˈtsʏn.dʊŋsˌtsaɪ̯çn̩]
Substantiv:
Inflammationszeichen
Trennung:
Ent|zün|dungs|zei|chen
Englisch:
signs of inflammation
Begründung:
Galenus von Pergamon (Galen)

Entzündungen sind komplexe biologische Reaktionen des Körpers auf schädliche Reize wie Infektionen, Verletzungen oder chemische Reizstoffe. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Immunantwort und der Heilung, können aber auch chronische Erkrankungen fördern, wenn sie nicht richtig reguliert werden. Für medizinisches Fachpersonal ist das Verständnis der verschiedenen Entzündungszeichen unerlässlich, um Diagnosen zu stellen, Krankheitsverläufe zu überwachen und geeignete Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Geschichte

Die ersten 4 klassischen Entzündungszeichen wurden erstmals von dem römischen Enzyklopädisten Aulus Cornelius Celsus im 1. Jahrhundert nach Christus beschrieben. Das Zeichen wurden später um das fünfte Zeichen („functio laesa“), durch den griechischen Arzt Galen (Galenus) von Pergamon, ergänzt.

Klassische Entzündungszeichen

Die 5 klassischen lokalen, akuten Entzündungszeichen lauten wie folgt:

1. Rubor (Rötung)

Verursacht durch die Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation), die zu einer erhöhten Durchblutung führt.

2. Calor (Wärme)

Ebenfalls eine Folge der erhöhten Durchblutung und der gesteigerten Stoffwechselaktivität im betroffenen Gewebe.

3. Tumor (Schwellung)

Entsteht durch die Ansammlung von Flüssigkeit (Ödem) und Zellen im Gewebe.

4. Dolor (Schmerz)

Verursacht durch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Prostaglandinen und Bradykinin, die die Schmerzrezeptoren reizen.

5. Functio laesa (Funktionsverlust, -einschränkung)

Ergebnis der Schwellung und des Schmerzes, die die Beweglichkeit und Funktion des betroffenen Gewebes einschränken.

Pathophysiologische Mechanismen

Zelluläre Komponenten

Verschiedene Zelltypen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entzündungsreaktion:

  • Neutrophile Granulozyten
    ➜ Erste Zellen, die bei akuten Entzündungen rekrutiert werden. Sie phagozytieren Pathogene und setzen lysosomale Enzyme frei.
  • Makrophagen
    ➜ Phagozytieren Pathogene und Zelltrümmer und setzen Zytokine frei, die die Entzündungsreaktion verstärken.
  • Lymphozyten
    ➜ B- und T-Lymphozyten sind an der spezifischen Immunantwort beteiligt und tragen zur chronischen Entzündung bei.
  • Mastzellen
    ➜ Setzen Histamin frei, das zur Vasodilatation und Erhöhung der Gefäßpermeabilität führt.

Molekulare Mediatoren

Entzündungsmediatoren sind Moleküle, die die Entzündungsreaktion modulieren:

  • Zytokine
    ➜ Interleukine (z.B. IL-1, IL-6), Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) und Interferone spielen eine zentrale Rolle bei der Entzündungsregulation.
  • Chemokine
    ➜ Ziehen Immunzellen zum Entzündungsort an.
  • Prostaglandine und Leukotriene
    ➜ Vermitteln Schmerz, Fieber und Entzündungsreaktionen.
  • Histamin und Serotonin
    ➜ Erhöhen die Gefäßpermeabilität und fördern die Vasodilatation.

Akute vs. chronische Entzündung

  • Akute Entzündung
    ➜ Eine schnelle, kurzfristige Reaktion, die durch die klassischen Entzündungszeichen charakterisiert ist. Ziel ist die Beseitigung des schädigenden Agens und die Wiederherstellung des Gewebes.
  • Chronische Entzündung
    ➜ Eine langanhaltende Reaktion, die zu Gewebeschäden und Fibrose führen kann. Sie ist häufig mit chronischen Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Atherosklerose verbunden.

Zusammenfassung

Entzündung ist eine komplexe biologische Reaktion des Körpergewebes auf schädliche Reize wie Pathogene, beschädigte Zellen oder irritierende Stoffe. Sie dient dem Schutz und der Reparatur des Gewebes. Die klassischen Entzündungszeichen sind:

  1. Rötung (Rubor): Durch vermehrte Blutzufuhr.
  2. Überwärmung (Calor): Erhöhte Stoffwechselaktivität und Durchblutung.
  3. Schwellung (Tumor): Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe (Ödem).
  4. Schmerz (Dolor): Druck auf Nervenenden und Freisetzung von Schmerzmediatoren.
  5. Funktionseinschränkung (Functio laesa): Beeinträchtigung der normalen Funktion des betroffenen Gewebes.

Diese Anzeichen helfen Ärzten, eine Entzündung zu diagnostizieren und ihre Schwere zu beurteilen.

Quellen

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