Sinusknoten – Anatomie, Histologie, Physiologie

Wortart:
Sustantiv, maskulin
Aussprache (IPA):
[ziːnʊsˌknoːtn̩]
Plural:
Sinusknoten
Trennung:
Si|nus|kno|ten
Synonym:
Nodus sinuatrialis, sinoatrialer Knoten, SA-Knoten
Englisch:
sinus node
Funktion:
Primärer Schrittmacher des Herzens (60 - 70 Kontraktionen / Min.)
Lage:
Dorsalseite des rechten Vorhofs, unterhalb der Einmündung der V. cava inferior
Histologische Merkmale:
Gewebe aus modifizierten Herzmuskelzellen: P-Zellen, T-Zellen
Blutversorgung:
Ramus nodi sinuatrialis

Der Sinusknoten wird auch als primäres Schrittmacherzentrum des Herzens angesehen und ist an der komplexen Regulation der Herzfrequenz beteiligt. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Erregungsbildung.

Abb. 1.1: Lokalisation des Sinusknoten

Sinusknoten: Primärer Schrittmacher

Der Sinusknoten (Form eines Kommas) besteht aus einem dichten Netzwerk aus spezialisierten Herzmuskel- und Nervenzellen. Er befindet sich in der Wand des rechten Vorhofs (Atrium dextrum) an der Einmündungsstelle der oberen Hohlvene (Vena cava superior). Der knapp zwei Millimeter breite und 10mm Zentimeter lange Sinusknoten ist selbstständig in der Lage, elektrische Impulse zu erzeugen und auszusenden. Hierdurch steuert er das Kontraktionsverhalten des Myokards (Herzmuskel). Kurz gesagt sorgt der Knoten dafür, dass sich die Arbeitsmuskulatur des Herzens zusammenzieht. Folglich kann der Sinusknoten als primärer Schrittmacher (zentrale Rolle bei der Erregungsbildung) des Herzens abgesehen werden. Er ist verantwortlich für den sogenannten Sinusrhythmus (regelmäßigen Herzschlag).

Histologie

Der Sinusknoten besteht aus spezifischen Herzmuskelzellen die in P-Zellen und Transitionszellen unterteilt werden können:

  • P-Zellen („pacemaker“)
    • Rundliche, blasse Zellen, die bevorzugt in Gruppen auftreten und über Nexus (Gap Junctions) und Desmosomen (spezialisierte zelluläre Haftstrukturen) verbunden sind. Sie enthalten weder typische Glanzstreifen, noch transversale Tubuli oder eine Basallamina. Weiter besitzen sie nur wenige Myofibrillen und Mitochondrien.
  • Transitionszellen
    • Verlängerte, zum Teil verzweigte Kardiomyozyten, die viele Myofibrillen enthalten und P-Zellgruppen untereinander und mit dem Arbeitsmyokard verbinden.

Herzfrequenz

Bei einem gesunden Erwachsenen liegt die Herzfrequenz bei 60 bis 70 Schläge / Minute. Der Sinusknoten arbeitet hierbei autonom und passt die Herzfrequenz automatisch an die jeweiligen Bedürfnisse an:

  • Schneller Herzschlag
    • z.B. bei Sport und körperlicher Belastung
  • Langsamer Herzschlag
    • z.B. im Ruhemodus und während des Schlafes

Beeinflussung des Sinusknoten durch das Nervensystem

Das autonome Nervensystem kann über den Sympathikus und den Parasympathikus den Sinusknoten beinflussen und somit in die Regulation des Herzrhythmus eingreifen

Parasympathikus

Der Einfluss des Parasympathikus auf den Sinusknoten erfolgt über den Nervus vagus. Eine Stimulierung des Nervs führt zur Ausschüttung des Botenstoffes Acetylcholin an seinen Enden, wodurch die Schrittmacherfrequenz im Sinusknoten sinkt ➜ das Herz schlägt langsamer.

Sympathikus

Eine Aktivierung des Sympatikus weist eine gegenteilige Wirkung auf. Die Überleitungszeit der Impulse vom Vorhof auf die Ventrikel wird beschleunigt, das Herz schlägt schneller ➜ die Herzleistung steigt.

Erkrankungen

Sinustachykardie

Löst der Sinusknoten mehr als 100 regelmäßige Impulse pro Minute aus (das Herz schlägt mehr als 100 Mal / Minute), liegt eine Sinustachykardie vor. Hier können Krankheiten wie fieberhafte Infekte, Morbus Basedow (Schilddrüsenerkrankung), Herzinsuffizienz, Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) oder ein Herzinfarkt ursächlich sein.

Sinusbradykardie

Löst der Sinusknoten weniger als 60 regelmäßige Impulse pro Minute aus (das Herz schlägt weniger als 60 Mal / Minute), spricht man von einer Sinusbradykardie: Ursächlich hierfür sind Krankheiten wie erhöhter Hirndruck, Gelbsucht, Vergiftung mit Digitalis oder eine Koronare Herzkrankheit (KHK).

Sinusarrhythmie

Sendet der Sinusknoten unregelmäßige Impulse aus, liegt eine Sinusarrhythmie vor. Hierfür können Erkrankungen wie eine Koronarsklerose, eine Zerebralsklerose oder eine Hypertonie ursächlich sein.

Sick-Sinus-Syndrom

Beim Sick-Sinus-Syndrom handelt es sich um eine Gruppe komplizierter Herzrhythmusstörungen, die vom Sinusknoten ausgehen und meist ältere Menschen betreffen. Hier kann der Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) die Funktion als primärer Rhythmusgeber übernehmen und eine Herzfrequenz von 40 bis 60 Schlägen pro Minute auslösen.

Zuammenfassung

Der Sinusknoten, auch als sinoatrialer Knoten (SA-Knoten) bekannt, ist eine spezialisierte Gruppe von Zellen im rechten Vorhof des Herzens, die den Herzrhythmus steuert. Er fungiert als natürlicher Schrittmacher des Herzens, indem er elektrische Impulse erzeugt, die den Herzschlag initiieren. Diese Impulse breiten sich durch die Wände der Vorhöfe aus und bewirken deren Kontraktion, bevor sie über den AV-Knoten zu den Ventrikeln weitergeleitet werden. Der Sinusknoten reguliert die Herzfrequenz und passt sie an körperliche Aktivität, Ruhe und andere Faktoren an, um eine effiziente Blutzirkulation im Körper sicherzustellen.

Quellen

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