Koprostase (Kotstau im Dickdarm)

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[kopʁoˈstaːzə]
Plural:
Koprostasen
Trennung:
Ko|p|ro|s|ta|se
Synonym:
Kotstau
Englisch:
coprostasis, fecal impaction
Abstammung:
griech.: κόπρος (kopros) = Kot, στάσις (stasis) = Verhalt
ICD-Klassifikation:
K56.4, K38.1
Med. Fachgebiet:

Unter einer Koprostase versteht man einen Kotstau im Dickdarm. Hierbei sind, nicht selten, Kotballen (Skybala), von außen oder über den After tastbar (Koprom). Im schlimmsten Fall treten sogenannte Kotsteine auf, die den Stuhlgang zusätzlich blockieren und eine Entleerung des Darms verhindern können.

Definition

Koprostase bezeichnet eine Verstopfung des Darms, bei der sich harte Stuhlmassen im Dickdarm ansammeln und nicht mehr spontan entleert werden können. Diese Ansammlung kann zu Bauchschmerzen, Völlegefühl und weiteren Komplikationen führen, wie etwa einem Darmverschluss. Häufige Ursachen sind eine ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel oder chronische Verstopfung. Die Behandlung erfolgt je nach Schweregrad durch Abführmittel, Einläufe oder in schweren Fällen durch manuelle oder chirurgische Entleerung.

Epidemiologie

Betroffen sind vor allem ältere Menschen, Patienten mit eingeschränkter Mobilität oder neurologischen Erkrankungen sowie Personen mit chronischer Verstopfung. Weitere Risikofaktoren sind geringe Flüssigkeitsaufnahme, ballaststoffarme Ernährung und bestimmte Medikamente (z. B. Opioide). Die Prävalenz ist relativ gering, kann jedoch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zunehmen, wo Risikofaktoren häufiger vorkommen. Unbehandelt kann es zu schweren Komplikationen kommen.

Risikogruppen

  • 1. Kinder
  • 2. ältere Menschen
  • 3. Personen mit körperlichen Behinderungen

Ätiologie

Zu den häufigsten Ursachen zählt eine Störung der Darmperistaltik (Bewegung des Darms ➜ Transport vom Stuhl zum After) die zu einer chronischen Verstopfung (Obstipation) führen kann. Störungen der Darmperistaltik werden vor allem durch Bettlägerigkeit (Bewegungsmangel) begünstigt.

Weitere Ursachen

  • Darmverschluss (Ileus)
  • Megakolon
    ➜ erweiterter Dickdarm durch chronische Verstopfung
  • Er­schlaf­fung der Enddarmmuskulatur
  • Hormonschwankungen
  • trockene und ballaststoffarme Ernährung
  • geringe Trinkmenge
  • neurologische Erkrankungen
    ➜ z.B. Parkinson, Multiple Sklerose
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
    ➜ z.B. Opiate

Eine Koprostase geht mir der Gefahr eines Darmverschlusses (Ileus) einher ➜ lebensbedrohliche Situation. Dem gestauten Stuhl wird zunehmend weiter Wasser entzogen und er verfestigt sich, es entstehen sogenannte Kotballen (Skybala). Aufgrund dessen wird die Stuhlentleerung erschwert und es kann durch weiter anhaltenden Wasserentzug zu Kotsteinen (Koprolithen = eingedickter Kot mit Schleim und Phosphaten) kommen, die kirschgroß werden können.

Bei der Koprostase handelt es sich um die schlimmste Form der Verstopfung.

Symptome einer Koprostase

Bei einer Koprostase kommt es zu starke Schmerzen, meistens im Bereich des rechten Unterbauchs. Schmerzen äußern sich vor allem in sitzender Position, da der Reflex zur Darmentleerung vorhanden ist, jedoch nicht die gewünschte Wirkung erzielen kann ➜ Kotballen und Kotsteine verursachen heftige Schmerzen.

CAVE: Die Symptome eines Koprostase ähneln sehr denen einer Blinddarmentzündung und können daher leicht verwechselt werden.

Weitere Symptome

  • starke Blähungen
  • Blähbauch
  • seltener Übelkeit und Erbrechen
  • plötzlich auftretender Durchfall (Diarrhoe)
    ➜ durch den Kotstau kommt es verstärkt zur Produktion von Sekreten aus dem Dickdarm, die an den Kotballen vorbei gelangen und als Durchfall austreten können = kann zu Stuhlinkontinenz führen

Komplikationen bei Kotstau

  • Darminfektion
  • Darmverschluss (Ileus)
  • Vergiftung durch Kot (Koprämie)
    ➜ kann druch die Darmwand in den Kreislauf gelangen)
  • Darmverlegung
  • Proktalgia fugax (anorektales Schmerzsyndrom)

Behandlung einer Koprostase

Ziel Einer Behandlung ist immer die Stuhlentleerung des Dickdarms. Hier ist bisher als einziges Medikament Macrogol zur Therapie zugelassen. Zusätzlich können zur Entleerung des Darms folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • 1. Einläufe mit hypertonen Lösungen
  • 2. Mikroklistier
  • 3. Toilettentraining

Weisen die zuvor beschriebenen Behandlungen keinem Erfolg auf, bleibt nur die manuelle Ausräumung des Dickdarms (digitale Ausräumung).

Leichter Kotstau kann ggf. vorerst mit einem oral eingenommen Abführmittel und einer Darmspülung gelöst werden. Langfristig ist eine Ernährungs­anpassung mit ballaststoffhaltigen Lebensmitteln und ausreichend Flüssigkeitszufuhr indiziert, die die Regulierung des Stuhlgang begünstigen soll.

Zusammenfassung

Koprostase bezeichnet die Ansammlung und Verhärtung von Stuhl im Dickdarm, was zu einer Verstopfung führt. Ursachen können ballaststoffarme Ernährung, geringe Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel oder bestimmte Medikamente sein. Symptome umfassen Bauchschmerzen, Blähungen und Übelkeit. Die Diagnose erfolgt durch körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren. Behandlungsoptionen sind Abführmittel, Einläufe und, in schweren Fällen, manuelle Entfernung oder Operation. Vorbeugung umfasst eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

  • Funk, M. (2023) Koprostase: Gefährlicher Kotstau im Dickdarm, Onmeda. Verfügbar unter: https://www.onmeda.de/symptome/koprostase-id212925/ (Zugegriffen: 19. Juni 2024).
  • Wied, S., & Warmbrunn, A. (Hrsg.). (2012). Pschyrembel Pflege (3. Aufl.). Walter de Gruyter.
  • Urban & Fischer Verlag (Hrsg.). (2006). Roche Lexikon Medizin Sonderausgabe (5. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.