Wunde

Bei einer Wunde liegt ein Defekt des schützenden Deckgewebes (Trennung des Gewebszusammenhangs) an äußeren (Haut) oder inneren (Schleimhaut) Körperoberflächen mit oder ohne Gewebsverlust vor. Meist wird eine Wunde durch äußere Gewalt verursacht, kann jedoch auch Folge einer Krankheit sein (z.B. Geschwür (Ulkus)).
Wortart:
Substantiv, feminin
Plural:
Wunden
Trennung:
Wun|de
Synonym:
Vulnus
Englisch:
wound
Abstammung:
althochdeutsch: wunte = Schlag, Verletzung
ICD-Klassifikation:
T14.9
Med. Fachgebiet:

Bei einer Wunde handelt es sich um eine Läsion (Schädigung, Verletzung), die durch eine Durchtrennung oder oberflächliche Beschädigung der Haut oder Schleimhaut entsteht. Zumeist wird eine Wunde durch äußere Gewalt verursacht, kann aber auch Folge einer Erkrankung sein (Geschwür (Ulkus)).

Einteilung

Nach dem Entstehungsmechanismus unterscheidet man verschiedene Wundarten, die sich bezüglich Therapie und Heilungsverlauf unterscheiden können.

Einteilung nach Ursachen

Mechanisch bedingte Wunden

Mechanisch bedingte Wunden werden im Rahmen eines Traumas durch Einwirkung von Druck-, Zug- oder Scherkräften auf das Gewebe verursacht und führen zu einer Unterbrechung der Gewebekontinuität. Sie gehen sowohl mit oder ohne Gewebeverlust einher.

  • Schürfwunden
  • Platzwunden
  • Schnittwunden
  • Stichwunden
  • Quetschwunden (Rissquetschwunde)
  • Ablederungswunden (Dècollement)
  • Risswunden
  • Kratzwunden
  • Bisswunden
  • Schusswunden
  • Operationswunden
  • Pfählungsverletzungen
  • Amputation (Gliedmaßen)

Thermische Wunden

Thermische Wunden werden durch die Einwirkung von Hitze oder Kälte auf das Gewebe verursacht.

  • Verbrennung (Brandwunde)
  • Erfrierung
  • Strommarke

Chemische Wunden

Chemische Wunden werden durch das Einwirkung von Säuren (Koagulationsnekrose) oder Laugen (Kolliquationsnekrose) auf Haut oder Schleimhäute verursacht. z.B. bei Verätzungen

Strahlenwunden

Strahlenbedingte (aktinische) Wunden werden durch Bestrahlung der Haut mit ionisierenden Strahlen wie Röntgenstrahlen, durch radioaktive Isotope oder durch UV-Strahlung verursacht.

  • Ionisierende Strahlung (z.B. Röntgenstrahlen)
  • Radioaktive Isotope

Tumorwunden

Maligne Tumorwunden werden durch das Eindringen von krebsartigen Zellen in die Haut sowie die versorgenden Blut- und Lymphgefäße verursacht und führen so zu einer massiven Gewebszerstörung. z.B. Malignom-assoziierte Wunde

Einteilung nach Zeitverlauf

  • Akute Wunde
    • Verursacht durch ein direktes Ereignis (z.B. traumatisch oder iatrogen im Rahmen eines operativen Eingriffs), Heilung in der Regel innerhalb von 2-3 Wochen durch primäre Wundheilung
  • Chronische Wunde
    • Wunde, die nach 12 Wochen noch nicht verschlossen oder epithelisiert ist, oder nach vierwöchiger optimierter Behandlung keine Heilungstendenz aufweist.

Einteilung nach Aspekt

  • Offene Wunde
    • Wunde mit Strukturdefekt der äußere Körperhülle, der zur Freilegung tieferer Gewebeschichten (z.B. Knochen) führt.
  • Geschlossene Wunde
    • Wunde mit intakter Haut, bei der die Traumafolgen tiefere Gewebeschichten betreffen.
      z.B. Kontusionen, Quetschungen, Hämatome oder geschlossene Frakturen.

Einteilung nach Komplexität

  • Einfache Wunde
    • Unkompliziert abheilende Wunden, die sich nicht tiefer als Haut, Unterhaut oder Faszienniveau befinden.
  • Komplizierte Wunde
    • Tiefe überschreitet die Körperfaszie und bezieht z.B. Nerven, Gelenke oder Sehnen ein.
      Komplizierte Wunden heilen oft schwieriger ab und benötigen eine angepasste Therapie.

Diagnostik

Inspektion

Bei der Betrachtung (Beurteilung) einer Wunde (Inspektion) sollten folgende Parameter eine wichtige Rolle spielen:

  • Lokalisation
    ➜ exakte Beschreibung des Verletzungsorts
  • Größe
    ➜ Angabe von Länge, Breite und Tiefe der Wunde, um den Behandlungsverlauf und die Wundheilung zu dokumentieren. Wundtaschen und Unterminierungen beachten.
  • Wundrand
    ➜ scharf begrenzt, unscharf begrenzt, glatt, ausgefranst, eingerollt, unterminiert
  • Wundbett
    ➜ Verschmutzungen, Farbe, Aussehen, Belag, Nekrosen
  • Exsudat
    ➜ Menge, Aussehen, Geruch, Konsistenz, Farbe
  • Wundgeruch
    ➜ neutral, faulig, jauchig, u.s.w.
  • Wundumgebung
    ➜ Hautstruktur: z.B. trocken, glänzend, schuppig, tumorös, reizlos, etc.
    ➜ Hautfarbe: z.B. livide verfärbt, gerötet, blass
    ➜ Mazeration
    ➜ Schmerzhaftigkeit: Schmerzen vorhanden? Wenn ja, wann?
    ➜ Entzündungszeichen: Rötung, Schwellung, Überwärmung etc.

Abschließend an jede Inspektion sollte die Wunde, zur Verlaufsbeobachtung, fotografisch dokumentiert werden.

Sondierung

Tiefe oder komplexe Wunden sollten zusätzlich zur Inspektion vorsichtig sondiert werden, um einen Überblick über die Dimension (Ausdehnung) und die verletzten Strukturen zu gewinnen.

Wundabstrich

Chronische, schlecht heilende Wunden oder bei Verdacht auf eine Wundinfektion, sollte ein Wundabstrich erfolgen um eine bakterielle Besiedelung einer Wunde auszuschließen.

Wundheilung

Bei der Wundheilung verschließt sich die Wunde durch Wiederherstellung oder Narbenersatz des beschädigten Körpergewebes. Dieser Prozess verläuft in der Regel ohne ärztlichen oder pflegerischen Eingriff. Eine Optimiering kann jedoch durch Behandlungsmethoden wie Wundnaht oder Wundverbände erfolgen.

Wundheilungsphasen

  • Exsudationsphase
    ➜ Tag 1 – 4: Blutstillung und Blutreinigung
  • Granulationsphase
    ➜ Tag 2 – 14: Aufbau von Granulationsgewebe
  • Epithelisierungsphase
    ➜ Tag 3 – 21: Ausreifung, Narbenbildung und Epithelisierung

Wunden, die nach 4 bis 12 Wochen auch unter optimaler Wundversorgung keine Heilungstendenzen aufweisen, werden als chronische Wunden bezeichnet.

Therapie

Die Wundbehandlung (Therapie) beinhaltet alle Maßnahmen, die die physiologische Wundheilung unterstützen:

  • 1. Wundreinigung
  • 2. Wundverschluss
  • 3. Wundverband

Weiter spielt die Linderung des Wundschmerzes – durch eine adäquate Analgesie – eine wichtige Rolle der Wundbehandlung.

Komplikationen

Der physiologische Heilungsprozess kann durch negative Einflüsse wie Infektionen, Durchblutungsstörungen, Nekrosen, Hämatombildung, etc. negativ beeinflußt werden. Es kann zu akuten oder chronischen Wundheilungsstörungen kommen.

Zusammenfassung

Eine Wunde ist eine Verletzung, bei der die Haut oder das darunterliegende Gewebe beschädigt wird. Sie kann durch Schnitte, Stiche, Schläge oder andere Traumata entstehen. Wunden werden nach Art und Schweregrad klassifiziert, wie z.B. Schürfwunden, Schnittwunden oder Platzwunden. Die Behandlung umfasst Reinigung, Desinfektion und Abdeckung der Wunde, um Infektionen zu vermeiden und die Heilung zu fördern.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

  • DocCheck, M. B. (2006, Dezember 11). Wunde. Abgerufen 27. Februar 2024, von DocCheck Flexikon website: https://flexikon.doccheck.com/de/Wunde
  • Lorenz, R. (2021, Juni 1). Wundheilungsphasen. Abgerufen 27. Februar 2024, von Draco.de website: https://www.draco.de/wundheilungsphasen/
  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.