Algurie

Als Algurie wird das Auftreten von Schmerzen beim Ablassen (im Harnröhren- und Blasenbereich) des Harns (Miktion) bezeichnet. Die Algurie gehört zu den so genannten Miktionsbeschwerden und betrifft die unteren Harnwege.
Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[alɡuˈʁiː]
Plural:
Algurien
Trennung:
Al|gu|rie
Synonym:
Schmerzen beim Wasserlassen
Englisch:
alguria, urination pain
Abstammung:
griechisch: ἄλγος algos = Schmerz, οὖρον ouron = Harn
ICD-Klassifikation:
R34.0
Med. Fachgebiet:

Algurie, ein medizinischer Begriff für schmerzhaftes Wasserlassen, ist ein Symptom, das bei verschiedenen urologischen und nicht-urologischen Erkrankungen auftreten kann. Dieses Symptom kann erhebliche Beschwerden verursachen und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Für medizinisches Personal ist es wichtig, die möglichen Ursachen, Diagnostikmethoden und Behandlungsansätze zu verstehen, um Patienten effektiv zu betreuen.

Definition

Als Algurie wird das Auftreten von Schmerzen beim Ablassen (im Harnröhren- und Blasenbereich) des Harns (Miktion) bezeichnet. Die Algurie gehört zu den so genannten Miktionsbeschwerden und betrifft die unteren Harnwege.

Epidemiologie

Algurie ist ein häufiges Symptom, insbesondere bei Frauen. Studien zeigen, dass bis zu 50% der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben eine Harnwegsinfektion haben, die oft mit Algurie einhergeht. Männer sind weniger häufig betroffen, aber das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, insbesondere bei Bedingungen wie Prostatahypertrophie, die den Harnfluss behindern können.

Ätiologie

Algurie tritt auf, wenn die Schleimhäute der Harnwege gereizt oder entzündet sind. Dies kann durch verschiedene Mechanismen verursacht werden, wie z.B.:

  • Infektionen
    • Bakterielle Infektionen, insbesondere Harnwegsinfektionen (HWI), sind die häufigste Ursache für Algurie. Pathogene wie Escherichia coli verursachen häufig Entzündungen und Reizungen der Harnwege.
  • Urolithiasis
    • Harnsteine können die Schleimhäute mechanisch reizen und Schmerzen verursachen.
  • Geschlechtskrankheiten
    • Infektionen wie Gonorrhoe und Chlamydien können zu Algurie führen.
  • Tumoren
    • Blasen- oder Harnröhrentumoren können ebenfalls zu schmerzhaftem Wasserlassen führen.
  • Trauma
    • Verletzungen der Harnwege durch Instrumente, Katheter oder Operationen können zu Entzündungen und Algurie führen.
  • Chemische Reize
    • Einige Medikamente oder Chemikalien, die in die Harnwege gelangen, können Reizungen verursachen.

Symptome und Klinik

Die klinische Präsentation der Algurie kann vielfältig sein und gibt oft entscheidende Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache. Ein tiefes Verständnis dieser Präsentation ist für das medizinische Personal essenziell, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine effektive Behandlung zu gewährleisten.

Schmerzcharakteristik

Die Schmerzen bei Algurie können in ihrer Qualität, Intensität und Lokalisation variieren:

  • Qualität des Schmerzes
    ➜ Patienten beschreiben den Schmerz häufig als brennend, stechend, scharf oder krampfartig. Die Art des Schmerzes kann Hinweise auf die Ursache geben, beispielsweise kann ein brennender Schmerz auf eine Infektion hinweisen, während ein stechender Schmerz auf eine mechanische Reizung durch Harnsteine hindeuten kann.
  • Intensität
    ➜ Die Schmerzintensität kann von mild bis sehr stark reichen. Starke Schmerzen können auf eine schwerwiegendere Ursache wie eine akute Infektion oder einen Harnstein hinweisen.
  • Lokalisation
    ➜ Der Schmerz kann entlang der Harnröhre, in der Blase oder im Unterbauch lokalisiert sein. Schmerzen am Beginn des Wasserlassens deuten oft auf eine Harnröhrenentzündung hin, während Schmerzen am Ende der Miktion auf eine Blasenentzündung hinweisen können.

Miktionsfrequenz

Veränderungen in der Miktionsfrequenz sind häufig begleitende Symptome:

  • Pollakisurie
    ➜ Ein häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen kann auf eine Reizung der Blasenschleimhaut durch eine Infektion oder andere entzündliche Prozesse hinweisen.
  • Nykturie
    ➜ Häufiges nächtliches Wasserlassen kann ein Zeichen für eine Blasenentzündung oder eine Prostatavergrößerung sein.

Drangsymptome

Ein starker, plötzlicher Harndrang (Urgency) ist ein weiteres häufiges Symptom:

  • Urgency
    ➜ Dieser Drang kann so stark sein, dass er zu Inkontinenz führt, insbesondere bei Infektionen oder überaktiver Blase.
  • Dranginkontinenz
    ➜ Patienten verlieren unwillkürlich Urin, bevor sie die Toilette erreichen, was auf eine überaktive Blase oder eine Blasenentzündung hinweisen kann.

Hämaturie

Das Vorhandensein von Blut im Urin (Hämaturie) kann ein alarmierendes Zeichen sein:

  • Makrohämaturie
    ➜ Sichtbares Blut im Urin, das den Urin rosa, rot oder braun färbt, kann auf Tumore, schwere Infektionen oder Harnsteine hinweisen.
  • Mikrohämaturie
    ➜ Nicht sichtbares Blut, das nur mikroskopisch nachweisbar ist, kann ebenfalls auf ähnliche Ursachen hindeuten und erfordert weitere Abklärung.

Begleitende Symptome

Algurie kann von verschiedenen weiteren Symptomen begleitet werden:

  • Fieber und Schüttelfrost
    ➜ Diese Symptome deuten stark auf eine Infektion hin, möglicherweise eine Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) oder eine systemische Infektion.
  • Flankenschmerzen
    ➜ Schmerzen in der Flanke, die bis in den Rücken ausstrahlen, können auf eine Niereninfektion oder Harnsteine hinweisen.
  • Vaginale oder urethrale Ausfluss
    ➜ Ein abnormaler Ausfluss kann auf sexuell übertragbare Infektionen wie Gonorrhö oder Chlamydien hinweisen.

Zusammenhang mit anderen Erkrankungen

Bestimmte Erkrankungen und Bedingungen erhöhen das Risiko für Algurie:

  • Diabetes mellitus
    ➜ Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen aufgrund einer gestörten Immunfunktion und erhöhter Blutzuckerspiegel, die das Wachstum von Bakterien fördern.
  • Immunsuppression
    ➜ Patienten unter immunsuppressiver Therapie oder mit immunologischen Erkrankungen haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen und andere urologische Komplikationen.
  • Sexuelle Aktivität
    ➜ Eine erhöhte sexuelle Aktivität kann das Risiko für Harnwegsinfektionen erhöhen, insbesondere bei Frauen.

Psychosoziale Auswirkungen

Die psychosozialen Auswirkungen von Algurie sollten nicht unterschätzt werden:

  • Lebensqualität
    ➜ Chronische Schmerzen und ständiger Harndrang können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, soziale Aktivitäten einschränken und zu Schlafstörungen führen.
  • Psychische Belastung
    ➜ Ständige Schmerzen und Unannehmlichkeiten können zu Angstzuständen und Depressionen führen.

Diagnostik

Eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung sind entscheidend, um die Ursache der Algurie zu ermitteln. Wichtige diagnostische Schritte umfassen:

  • Urinanalyse und Urinkultur
    • Diese Tests helfen, Infektionen nachzuweisen und das verantwortliche Pathogen zu identifizieren.
  • Bluttests
    • Sie können Hinweise auf systemische Infektionen oder andere zugrunde liegende Erkrankungen geben.
  • Bildgebung
  • Zystoskopie
    • Eine direkte Visualisierung der Blase und Harnröhre kann bei Verdacht auf Tumoren oder anatomische Anomalien hilfreich sein.

Therapie

Die Behandlung der Algurie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:

  • Antibiotika
    • Bei bakteriellen Infektionen sind Antibiotika die Therapie der Wahl. Die Auswahl des Antibiotikums sollte auf den Ergebnissen der Urinkultur basieren.
  • Schmerzlinderung
    • Analgetika und Antispasmodika können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
  • Hydratation
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, die Harnwege durchzuspülen und Bakterien auszuschwemmen.
  • Steinmanagement
    • Bei Harnsteinen können Methoden wie die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) oder chirurgische Eingriffe erforderlich sein.
  • Tumorbehandlung
    • Bei malignen Tumoren sind chirurgische Entfernung, Chemotherapie und/oder Strahlentherapie indiziert.

Prävention und Patientenberatung

Für Patienten mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen oder anderen prädisponierenden Faktoren ist eine präventive Beratung entscheidend. Maßnahmen zur Vorbeugung von Algurie umfassen:

  • Hygiene
    • Gute perineale Hygiene kann das Risiko von Infektionen reduzieren.
  • Flüssigkeitszufuhr
    • Regelmäßiges Trinken von Wasser hilft, die Harnwege zu spülen.
  • Urinieren nach dem Geschlechtsverkehr
    • Dies kann helfen, Bakterien auszuspülen, die während des Geschlechtsverkehrs in die Harnröhre gelangt sind.
  • Vermeidung von irritierenden Substanzen
    • Patienten sollten ermutigt werden, Reizstoffe wie scharfe Speisen, Alkohol und Koffein zu vermeiden.

Zusammenfassung

Algurie ist ein häufiges und oft belastendes Symptom, das eine umfassende diagnostische Abklärung und gezielte Behandlung erfordert. Für medizinisches Personal ist es wichtig, die verschiedenen Ursachen zu kennen und angemessene therapeutische Maßnahmen zu ergreifen, um die Beschwerden der Patienten zu lindern und Komplikationen zu vermeiden. Durch eine ganzheitliche Betreuung und präventive Maßnahmen kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

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