Divertikulose

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[diˌvɛʁtikuˈloːzə]
Trennung:
Di|ver|ti|ku|lo|se
Synonym:
Divertikelkrankheit, Diverticulosis coli
Englisch:
diverticulosis
ICD-Klassifikation:
K57. 30
Med. Fachgebiet:

Divertikulose ist eine häufige Darmerkrankung, bei der sich kleine, ballonartige Ausstülpungen, sogenannte Divertikel, in der Darmwand bilden. Diese meist asymptomatische Erkrankung betrifft vor allem ältere Erwachsene in westlichen Ländern und kann zu Divertikulitis führen, wenn eine Entzündung auftritt.

Definition

Divertikulose ist eine Erkrankung, bei der sich Ausstülpungen (Divertikel) in der Darmwand, meist im Dickdarm, bilden. Diese sind in der Regel harmlos und verursachen oft keine Symptome. Bei manchen Menschen kann es jedoch zu Entzündungen kommen, was als Divertikulitis bezeichnet wird. Die Divertikulose tritt häufiger bei älteren Menschen auf und wird durch ballaststoffarme Ernährung und chronische Verstopfung begünstigt. Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, Beschwerden zu vermeiden.

Epidemiologie

Die Prävalenz der Divertikulose nimmt mit dem Alter zu. Schätzungen zufolge sind etwa 50% der Menschen über 60 Jahren und fast 70% der Menschen über 80 Jahren betroffen. Die Divertikulose betrifft vorwiegend den Sigmoid-Dickdarm, kann aber auch andere Teile des Dickdarms umfassen.

Pathophysiologie

Die Bildung von Divertikeln wird durch erhöhte intraluminale Drücke im Dickdarm begünstigt, die durch ballaststoffarme Ernährung und daraus resultierende chronische Obstipation entstehen. Diese erhöhten Drücke führen zu herniationen der Schleimhaut durch Schwachstellen in der Muskelschicht der Darmwand. Genetische Faktoren und eine Schwächung der Darmwand durch das Altern tragen ebenfalls zur Entstehung bei.

Divertikulose
Abb. 1.1: Divertikulose: eine oder mehrere ballonartige Ausstülpungen (Divertikel) treten meist im Dickdarm auf

Symptome

Divertikulose ist in der Regel asymptomatisch. Wenn Symptome auftreten, können sie unspezifisch und mild sein:

  • Vage abdominelle Schmerzen oder Beschwerden
  • Blähungen
  • Unregelmäßiger Stuhlgang (Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung) In einigen Fällen können Divertikel zu Blutungen führen, die sich durch hellrotes Rektalblut manifestieren.

Diagnose

Die Diagnose der Divertikulose erfolgt meist zufällig während Routineuntersuchungen oder durch bildgebende Verfahren:

  • Koloskopie
    • Direkte Visualisierung der Divertikel im Dickdarm. Diese Methode ist besonders nützlich zur Unterscheidung von anderen Kolonpathologien.
  • CT-Kolonographie
    • Nicht-invasive Bildgebung, die Divertikel und andere strukturelle Anomalien des Dickdarms zeigt.
  • Barium-Einlauf
    • Eine ältere Methode, die jedoch immer noch in einigen Fällen verwendet wird.

Behandlung und Therapie

Da die Divertikulose meist asymptomatisch ist, erfordert sie keine spezifische Behandlung. Der Fokus liegt auf der Prävention von Komplikationen wie Divertikulitis und Blutungen:

  • Ernährungsumstellung
    • Eine ballaststoffreiche Ernährung kann helfen, den intraluminalen Druck zu reduzieren und die Darmmotilität zu verbessern.
  • Hydratation
    • Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme unterstützt die Stuhlpassage.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität
    • Fördert die Darmgesundheit und verringert das Risiko von Obstipation.

Prävention von Komplikationen

Die wichtigsten präventiven Maßnahmen umfassen:

  • Ballaststoffreiche Ernährung
    ➜ Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sollten in die tägliche Ernährung integriert werden.
  • Vermeidung von bestimmten Lebensmitteln
    ➜ Früher wurden Nüsse, Samen und Popcorn als Auslöser für Divertikulitis vermutet, jedoch gibt es keine ausreichenden Beweise, die diese Annahme unterstützen.

Langzeitmanagement

Bei Patienten mit bekannter Divertikulose und rezidivierenden Beschwerden oder Komplikationen sollte eine engmaschige Überwachung und gegebenenfalls Anpassung der Behandlung erfolgen. Eine regelmäßige Kontrolle durch den Hausarzt oder Gastroenterologen ist ratsam.

Zusammenfassung

Divertikulose ist eine häufige und oft asymptomatische Erkrankung, die vor allem ältere Erwachsene betrifft. Durch eine ballaststoffreiche Ernährung und gesunde Lebensgewohnheiten können Komplikationen weitgehend vermieden werden. Medizinisches Personal sollte sich der Risikofaktoren und präventiven Maßnahmen bewusst sein, um betroffene Patienten bestmöglich zu beraten und zu betreuen.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

  • Peery, A. F., & Dellon, E. S. (2013). Epidemiology and Pathogenesis of Diverticular Disease. Journal of Gastroenterology and Hepatology, 28(1), 4-10.
  • Painter, N. S., & Burkitt, D. P. (1971). Diverticular Disease of the Colon: A Deficiency Disease of Western Civilization. British Medical Journal, 2(5759), 450-454.
  • Strate, L. L., & Morris, A. M. (2019). Epidemiology, Pathophysiology, and Treatment of Diverticulitis. Gastroenterology, 156(5), 1282-1298.