Galen

Galen von Pergamon
Name
Galen
Beruf
griechischer Arzt, Chirurg & Philosoph
Geboren
129 n. Chr. in Pergamon
Gestorben
199 n. Chr. in Rom

Galen (Galenus) von Pergamon (129-216 n. Chr.) war ein bedeutender griechischer Arzt, Chirurg und Philosoph, dessen Arbeiten einen tiefgreifenden Einfluss auf die medizinische Wissenschaft des Mittelalters und der Renaissance hatten. Seine umfassenden Studien und Schriften in den Bereichen Anatomie, Physiologie und Medizin machten ihn zu einer Schlüsselfigur in der Geschichte der Medizin.

Frühes Leben und Ausbildung

Galen wurde 129 n. Chr. in Pergamon, einer Stadt in der heutigen Türkei, geboren. Sein Vater, Aelius Nicon, war ein wohlhabender Architekt, der großen Wert auf die Bildung seines Sohnes legte. Galen begann seine medizinische Ausbildung in Pergamon, wo er in den Lehren des berühmten Arztes Hippokrates unterwiesen wurde. Anschließend reiste er nach Smyrna (heute Izmir), Korinth und Alexandria, um seine Studien fortzusetzen und sich weiterzubilden.

Medizinische Karriere

Nach seiner Ausbildung kehrte Galen 157 n. Chr. nach Pergamon zurück und wurde Arzt der Gladiatoren im örtlichen Heiligtum des Asklepios. Diese Position ermöglichte es ihm, umfangreiche praktische Erfahrungen in Chirurgie und Wundbehandlung zu sammeln. Die hohe Überlebensrate seiner Patienten brachte ihm Anerkennung und Ruhm ein.

Umzug nach Rom

162 n. Chr. zog Galen nach Rom, wo er schnell das Vertrauen und die Gunst prominenter Persönlichkeiten, einschließlich des Kaisers Marcus Aurelius, gewann. Er wurde bald Leibarzt des Kaisers und seiner Familie. In Rom begann Galen, seine umfassenden Kenntnisse der Medizin und Anatomie in zahlreichen Schriften zu dokumentieren, die viele Jahrhunderte lang als Standardwerke galten.

Galen von Pergamon
Galens anatomische Studien an Tieren und seine anatomischen Beobachtungen und Experimente führten zu bedeutenden Entdeckungen.

Beiträge zur Medizin

Anatomie und Physiologie

Galen führte zahlreiche anatomische Studien durch, hauptsächlich an Tieren wie Schweinen und Affen, da menschliche Sektionen damals verboten waren. Seine Beobachtungen und Experimente führten zu bedeutenden Entdeckungen:

  • Nervensystem
    ➜ Galen beschrieb die Funktionen von Nerven, unterscheidend zwischen sensorischen und motorischen Nerven. Er demonstrierte die Rolle des Gehirns und des Rückenmarks im Nervensystem.
  • Kreislaufsystem
    ➜ obwohl einige seiner Annahmen, wie die Existenz von Poren im Septum des Herzens, später widerlegt wurden, erkannte er die grundlegende Funktion des Blutes und die Rolle des Herzens als zentrale Pumpe.
  • Atmungssystem
    ➜ Galen beschrieb die Mechanik der Atmung und die Funktion der Lungen.
  • Muskelsystem
    ➜ seine Studien über Muskeln und Sehnen trugen wesentlich zum Verständnis der Muskelphysiologie bei.

Medizinische Theorie und Praxis

Galen entwickelte und förderte die Theorie der vier Körpersäfte (Blut, Schleim, gelbe Galle, schwarze Galle), die ursprünglich von Hippokrates stammte. Diese Theorie dominierte das medizinische Denken bis ins Mittelalter. Er betonte die Bedeutung der Balance dieser Säfte für die Gesundheit und die Notwendigkeit ihrer Wiederherstellung im Krankheitsfall.

  • Therapeutik
    ➜ Galen war ein Befürworter der Diätetik, der Kräuterheilkunde und des Aderlasses als therapeutische Maßnahmen.
  • Pharmakologie
    ➜ er verfasste umfangreiche Werke über die Zubereitung und Anwendung von Arzneimitteln (damals als Galenika bezeichnet), die als Grundlage für die mittelalterliche und Renaissance-Pharmakologie dienten.

Klassischen Entzündungszeichen

Aulus Cornelius Celsus, ein römischer Gelehrter aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., beschrieb in seinem Werk „De Medicina“ die klassischen Anzeichen einer Entzündung, die bis heute in der Medizin bekannt sind. Später fügte Galen ein fünftes Zeichen hinzu, Functio laesa (gestörte Funktion), das auf die Beeinträchtigung der normalen Funktion des betroffenen Gewebes oder Organs hinweist. Zusammen bieten diese fünf Zeichen eine umfassende Beschreibung der klassischen Entzündungsmerkmale, die in der modernen Medizin weiterhin als Grundlage für die Diagnose und das Verständnis von Entzündungsprozessen dienen.

  • Rubor (Rötung)
    • Die betroffene Region zeigt eine auffällige Rötung.Dies wird durch die erhöhte Durchblutung und Erweiterung der Blutgefäße im entzündeten Gewebe verursacht.
  • Tumor (Schwellung)
    • Es tritt eine Schwellung in dem betroffenen Gebiet auf. Die Schwellung resultiert aus der Ansammlung von Flüssigkeit (Ödem) im Gewebe durch erhöhte Gefäßpermeabilität.
  • Calor (Hitze)
    • Die entzündete Region fühlt sich wärmer an als das umliegende Gewebe. Die erhöhte Blutzufuhr und die Aktivität des Immunsystems führen zu einer lokalen Erhöhung der Temperatur.
  • Dolor (Schmerz)
    • Der Patient empfindet Schmerz in der betroffenen Region.der durch die Freisetzung von Chemikalien (z.B. Prostaglandinen) verursacht wird, die die Nervenenden reizen.
  • Functio laesa (gestörte Funktion)
    • Die Funktion des betroffenen Körperteils ist eingeschränkt. Diese Einschränkung kann durch Schmerz, Schwellung oder Gewebeschäden bedingt sein.

Philosophische Arbeiten

Neben seinen medizinischen Arbeiten war Galen auch ein produktiver Philosoph. Er schrieb über Logik, Ethik und Erkenntnistheorie und versuchte, die Philosophie mit der Medizin zu verbinden. Galen betrachtete die Medizin als eine Wissenschaft, die auf rationalen Prinzipien und empirischen Beobachtungen basiert.

Einfluss und Vermächtnis

Galen hinterließ ein enormes literarisches Erbe mit etwa 500 Schriften, von denen etwa 350 erhalten geblieben sind. Seine Werke beeinflussten die arabische Medizin und wurden ins Arabische übersetzt, bevor sie im Mittelalter wieder in das lateinische Europa eingeführt wurden. Bis zur Renaissance galten Galens Schriften als unantastbare Autorität in medizinischen Fragen. Erst mit der Entwicklung der modernen Medizin im 16. und 17. Jahrhundert wurden einige seiner Theorien durch empirische Forschung und neue Entdeckungen widerlegt.

Zusammenfassung

Galen, vollständig Claudius Galenus von Pergamon, war ein griechischer Arzt, Chirurg und Philosoph des 2. Jahrhunderts n. Chr., der als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Medizingeschichte gilt. Er lebte von 129 bis etwa 199 n. Chr. Galen praktizierte und lehrte in Rom und war Leibarzt mehrerer römischer Kaiser. Er kombinierte das Wissen seiner Zeit und verfasste umfangreiche Schriften zu Anatomie, Physiologie, Pathologie und Pharmazie. Seine Theorien dominierten die westliche Medizin bis in die Renaissance. Besonders bekannt sind seine Erkenntnisse zur Funktion des Kreislaufsystems und seine Lehren über die vier Körpersäfte.

Quellen

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