Demenz

Demenz ist ein Oberbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen, die durch den Verlust kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Denken und Urteilsvermögen gekennzeichnet sind. Dieser Verlust beeinträchtigt die Alltagsaktivitäten und führt zu einer erheblichen Belastung für Patienten, Familien und das Gesundheitssystem.
Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[deˈmɛnt͡s]
Adjektiv:
dement
Trennung:
De|menz
Synonym:
dementielles Syndrom, Demenzsyndrom
Englisch:
dementia
Abstammung:
latein.: dementia = Verrücktheit, Unsinn; demens = ohne Geist
ICD-Klassifikation:
F00*, F01 , F02*, F03
Med. Fachgebiet:

Demenz ist ein Oberbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen, die durch den Verlust kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Denken und Urteilsvermögen gekennzeichnet sind. Dieser Verlust beeinträchtigt die Alltagsaktivitäten und führt zu einer erheblichen Belastung für Patienten, Familien und das Gesundheitssystem. Die häufigsten Formen der Demenz sind die Alzheimer-Krankheit, die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körper-Demenz und die Frontotemporale Demenz.

Definition

Demenz ist eine chronische oder fortschreitende Erkrankung des Gehirns, die zu einem Abbau kognitiver Funktionen führt, wie Gedächtnis, Denken und Orientierung. Sie beeinträchtigt die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten auszuführen, und wird oft von Verhaltens- oder emotionalen Veränderungen begleitet. Ursachen können neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder vaskuläre Schädigungen sein.

Epidemiologie

Die Prävalenz von Demenz nimmt mit dem Alter zu und betrifft weltweit Millionen Menschen. Schätzungen zufolge sind etwa 50 Millionen Menschen weltweit an Demenz erkrankt, und die Zahl wird voraussichtlich in den kommenden Jahrzehnten aufgrund der alternden Bevölkerung erheblich steigen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, was teilweise auf ihre höhere Lebenserwartung zurückzuführen ist.

Ätiologie und Risikofaktoren

Die Ätiologie der Demenz ist multifaktoriell und variiert je nach Demenztyp. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Alter
    • der bedeutendste Risikofaktor für alle Formen der Demenz.
  • Genetik
    • Familiengeschichte und bestimmte genetische Mutationen erhöhen das Risiko.
  • Kardiovaskuläre Risikofaktoren
    • Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und Hypercholesterinämie.
  • Lebensstil
    • Körperliche Inaktivität, ungesunde Ernährung und Alkoholmissbrauch.
  • Kopfverletzungen
    • Wiederholte Traumata oder schwere Kopfverletzungen.

Pathophysiologie

Die Pathophysiologie der Demenz kann, ja nach Typ, stark variieren.

Alzheimer-Krankheit

  • Amyloid-Plaques
    ➜ extrazelluläre Ablagerungen von Beta-Amyloid-Protein.
  • Neurofibrilläre Tangles
    ➜ intrazelluläre Ablagerungen von hyperphosphoryliertem Tau-Protein.
  • Neuronenverlust
    ➜ fortschreitender Verlust von Neuronen und Synapsen, besonders im Hippocampus und Kortex.

Vaskuläre Demenz

  • Gefäßschäden
    ➜ Infarkte, Mikroinfarkte und Blutungen, die zu einer Beeinträchtigung der Blutzufuhr im Gehirn führen.
  • Weiße Substanz Läsionen
    ➜ Schäden in der weißen Substanz aufgrund chronischer Ischämie.

Lewy-Körper-Demenz

  • Lewy-Körperchen
    ➜ Ablagerungen von Alpha-Synuclein-Protein in den Neuronen.
  • Dopaminerge Degeneration
    ➜ Degeneration von dopaminergen Neuronen ähnlich wie bei der Parkinson-Krankheit.

Frontotemporale Demenz

  • Atrophie des Frontallappens und Temporallappens
    ➜ Schrumpfung der Frontal- und Temporallappen des Gehirns.
  • Tauopathien und Ubiquitin-Pathologien
    ➜ Ansammlung von abnormen Proteinen wie Tau und Ubiquitin.

Klinische Präsentation

Die klinischen Symptome der Demenz variieren je nach Typ und Schweregrad der Erkrankung.

Alzheimer-Krankheit

  • Frühe Symptome
    ➜ Gedächtnisverlust, insbesondere Kurzzeitgedächtnis, Wortfindungsstörungen, und Orientierungslosigkeit.
  • Fortgeschrittene Symptome
    ➜ schwere Gedächtnisstörungen, Sprachprobleme, Persönlichkeitsveränderungen, und Verhaltensstörungen.

Vaskuläre Demenz

  • Symptome
    ➜ plötzlicher oder schrittweiser kognitiver Abbau, Verlangsamung des Denkens, Schwierigkeiten bei der Planung und Organisation, und motorische Symptome wie Gangstörungen.

Lewy-Körper-Demenz

  • Symptome
    ➜ fluktuierende Kognition, visuelle Halluzinationen, Parkinsonismus (Tremor, Rigidität), und REM-Schlaf-Verhaltensstörung.

Frontotemporale Demenz

  • Symptome
    ➜ frühzeitige Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen, Sprachstörungen, und emotionale Verflachung. Kognitive Defizite treten später auf.

Diagnose

Die Diagnose von Demenz basiert auf einer Kombination aus klinischer Beurteilung, neuropsychologischen Tests und bildgebenden Verfahren.

Klinische Beurteilung

  • Anamnese
    ➜ Umfassende Krankengeschichte einschließlich familiärer und sozialer Anamnese.
  • Körperliche Untersuchung
    ➜ Beurteilung neurologischer und systemischer Funktionen.
  • Neuropsychologische Tests
    ➜ Beurteilung kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und exekutive Funktionen (z.B. Mini-Mental-Status-Test, MoCA, Uhrentest).

Bildgebende Verfahren

  • MRT und CT
    ➜ zur Beurteilung der Hirnstruktur und zum Ausschluss anderer Ursachen.
  • PET und SPECT
    ➜ zur Beurteilung des Stoffwechsels und der Funktion bestimmter Hirnregionen.

Labortests

  • Bluttests
    ➜ zur Ausschluss von behandelbaren Ursachen wie Schilddrüsenstörungen oder Vitaminmangel.
  • Liquoruntersuchungen
    ➜ zur Bestimmung von Biomarkern wie Beta-Amyloid und Tau-Protein.

Therapie

Eine Demenz-Erkrankung ist nicht heilbar. Verschiedene Behandlungsstrategien können die Symptome jedoch lindern und die Lebensqualität merklich verbessern.

Pharmakologische Therapie

  • Cholinesterase-Hemmer
    ➜ Donepezil, Rivastigmin, Galantamin zur Verbesserung der kognitiven Funktionen.
  • NMDA-Rezeptorantagonisten
    ➜ Memantin zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit.
  • Symptomatische Therapie
    ➜ Antidepressiva, Antipsychotika und Anxiolytika zur Behandlung von Verhaltens- und psychologischen Symptomen.

Nicht-pharmakologische Therapie

  • Kognitive Stimulation
    ➜ Gedächtnistraining, Problemlösungsaufgaben und kognitive Übungen.
  • Physiotherapie und Ergotherapie
    ➜ Förderung der Mobilität und Selbstständigkeit.
  • Psychoedukation und Unterstützung
    ➜ Beratung und Unterstützung für Patienten, Angehörigen und Pflegepersonen, einschließlich Selbsthilfegruppen und psychosozialer Interventionen.

Prävention und Lebensstiländerungen

Präventive Maßnahmen und Änderungen des Lebensstils können das Risiko einer Demenz verringern oder den Verlauf der Erkrankung verlangsamen.

  • Gesunde Ernährung
    • Mediterrane Diät, reich an Obst, Gemüse, Fisch und gesunden Fetten.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität
    • Fördert die kardiovaskuläre Gesundheit und das Gehirn.
  • Geistige Aktivität
    • Engagement in geistig stimulierenden Aktivitäten wie Lesen, Puzzles und sozialen Interaktionen.
  • Risikofaktor-Management

Pflege bei Demenz

Die Pflege von Menschen mit Demenz stellt besondere Herausforderungen dar, da die Erkrankung fortschreitende kognitive und funktionelle Beeinträchtigungen mit sich bringt. Effektive Pflegeansätze erfordern ein tiefes Verständnis der Krankheitsprozesse, der individuellen Bedürfnisse der Patienten und der besten Praktiken für die Betreuung.

Zusammenfassung

Demenz ist eine komplexe und vielschichtige Erkrankung, die eine sorgfältige Diagnose und ein umfassendes Management erfordert. Durch eine Kombination aus pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Ansätzen sowie präventiven Maßnahmen kann die Lebensqualität von Patienten verbessert und der Krankheitsverlauf beeinflusst werden. Medizinisches Personal spielt eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung, Diagnose und ganzheitlichen Betreuung von Demenzpatienten.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

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