Blutentnahmeröhrchen (Unterdrucksystem)
Blutentnahmeröhrchen mit Unterdrucksystem sind wesentliche Werkzeuge in der klinischen Praxis, die eine sichere, effiziente und sterile Methode zur Blutentnahme bieten. Diese Röhrchen sind so konzipiert, dass sie unter Vakuum stehen, was eine einfache und schnelle Probenentnahme ermöglicht.
Funktionsweise und Vorteile
- Das Röhrchen steht unter einem vorgegebenen Unterdruck, der die erforderliche Blutmenge automatisch in das Röhrchen zieht, wenn es mit der Nadel verbunden wird.
- Der Unterdruck im Röhrchen stellt sicher, dass die Blutentnahme schnell und gleichmäßig erfolgt, ohne dass der Benutzer manuell Druck ausüben muss.
Vorteile
- Schnelligkeit und Effizienz
- Reduziert die Zeit, die für die Blutentnahme benötigt wird.
- Sicherheit
- Minimiert das Risiko von Nadelstichverletzungen durch geschlossene Systeme.
- Probenintegrität
- Verhindert die Kontamination und Hämolyse der Probe.
- Einheitlichkeit
- Erlaubt die Entnahme einer genauen Blutmenge, was für die Labordiagnostik wichtig ist.
Typen von Blutentnahmeröhrchen
EDTA-Röhrchen (Ethylendiamintetraessigsäure)
- Farbe
➜ Lila oder Lavendelfarben - Verwendung
➜ Hämatologische Untersuchungen, einschließlich komplettes Blutbild (CBC) und Differentialblutbild. - Additiv
➜ EDTA wirkt als Antikoagulans, indem es Calciumionen bindet und die Blutgerinnung verhindert. - Besonderheiten
➜ Blutproben sollten gut gemischt werden, um Klumpenbildung zu vermeiden.
Citrat-Röhrchen
- Farbe
➜ Hellblau - Verwendung
➜ Gerinnungsstudien, einschließlich Prothrombinzeit (PT) und aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT). - Additiv
➜ Natriumcitrat bindet Calcium und verhindert die Gerinnung. - Besonderheiten
➜ Wichtig ist das korrekte Mischungsverhältnis von Blut zu Antikoagulans (9:1), da dies die Genauigkeit der Ergebnisse beeinflusst.
Serum-Röhrchen (mit und ohne Trenngel)
- Farben
➜ Rot, Gelb oder Gold
Verwendung
➜ Klinisch-chemische Tests, serologische Untersuchungen, Immunologie. - Additiv
➜ Kein Additiv (rot) oder Gerinnungsaktivatoren und Trenngel (gelb/gold) zur Trennung von Serum und Blutkuchen. - Besonderheiten
➜ Proben müssen nach der Blutentnahme koagulieren (20-30 Minuten), bevor sie zentrifugiert werden.
Heparin-Röhrchen
- Farbe:
➜ Grün - Verwendung
➜ Klinische Chemie, Blutgasanalyse. - Additiv
➜ Heparin verhindert die Blutgerinnung durch Hemmung der Thrombinbildung. - Besonderheiten
➜ Geeignet für Tests, die sofortige Analyse erfordern, da Heparin keine langfristige Stabilität bietet.
Fluorid-Röhrchen (Glukose-Röhrchen)
- Farbe
➜ Grau - Verwendung
➜ Bestimmung des Blutzuckerspiegels. - Additiv
➜ Kaliumoxalat als Antikoagulans und Natriumfluorid als Glykolyse-Inhibitor. - Besonderheiten
➜ Fluorid hemmt die Glykolyse und stabilisiert den Glukosespiegel über längere Zeit.
ESR-Röhrchen (Blutsenkung)
- Farbe
➜ Schwarz - Verwendung
➜ Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). - Additiv
➜ Natriumcitrat als Antikoagulans. - Besonderheiten
➜ Das Mischungsverhältnis von Blut zu Citrat beträgt 4:1, und das Röhrchen muss gründlich gemischt werden.
Spezialröhrchen
- Glykolyse-Inhibitor-Röhrchen (grauer Verschluss)
➜ Enthalten Natriumfluorid und Kaliumoxalat zur Stabilisierung von Glukoseproben. - Blutkultur-Flaschen
➜ Enthalten spezielle Nährmedien zur Kultivierung von Mikroorganismen aus Blutproben.
Verfahren zur Blutentnahme
Vorbereitung
- Patientenidentifikation
➜ Sicherstellen der korrekten Identifikation des Patienten anhand von Name und Geburtsdatum. - Materialien
➜ Bereitstellen aller notwendigen Materialien, einschließlich Blutentnahmeröhrchen, Nadel, Tourniquet, Desinfektionsmittel, Tupfer und Pflaster. - Desinfektion
➜ Gründliche Desinfektion der Einstichstelle mit einem geeigneten Desinfektionsmittel.
Durchführung
- Stauen
➜ Anlegen eines Tourniquets (Stauschlauchs) etwa 7-10 cm oberhalb der geplanten Einstichstelle. - Punktion
➜ Einstich der Nadel in die Vene unter einem Winkel von etwa 15-30 Grad. - Blutentnahme
➜ Anschluss des Röhrchens an die Nadelhalterung, wodurch der Unterdruck das Blut automatisch in das Röhrchen zieht. - Mischen
➜ Sanftes Kippen des Röhrchens nach der Blutentnahme, um die Probe mit eventuellen Zusatzstoffen zu mischen.
Nachsorge
- Druckausübung
➜ Entfernen der Nadel und sofortige Anwendung von Druck auf die Einstichstelle, um Blutungen zu stoppen. - Verband
➜ Anlegen eines Pflasters oder Druckverbands. - Beschriftung
➜ Sofortige und korrekte Beschriftung der Röhrchen mit den Patientendaten und dem Entnahmedatum.
Lagerung und Transport
Lagerung
- Proben bei geeigneten Temperaturen lagern, um die Integrität zu gewährleisten. In der Regel sollten Serum- und Plasmaproben gekühlt, aber nicht gefroren, und Vollblutproben bei Raumtemperatur gelagert werden.
Transport
- Verwendung geeigneter Transportbehälter, die vor Temperaturschwankungen und mechanischen Einflüssen schützen.
- Einhaltung der vorgeschriebenen Transportzeiten, um die Qualität der Proben nicht zu beeinträchtigen.
Klinische Bedeutung
Diagnostische Genauigkeit
Die Verwendung von Blutentnahmeröhrchen mit Unterdrucksystem trägt zur Genauigkeit und Zuverlässigkeit der diagnostischen Ergebnisse bei.
Patientensicherheit
- Reduziert das Risiko von Probenverwechslungen und Kontaminationen.
- Minimiert die Notwendigkeit von Mehrfachpunktionen, was den Komfort und die Sicherheit der Patienten erhöht.
Laboreffizienz
Ermöglicht eine schnelle und standardisierte Verarbeitung der Proben im Labor.
Qualitätsmanagement
- Implementierung von Standardarbeitsanweisungen (SOPs) zur Sicherstellung der einheitlichen Durchführung von Blutentnahmen.
- Regelmäßige Überprüfung und Wartung der Geräte und Materialien.
Zusammenfassung
Blutentnahmeröhrchen mit Unterdrucksystem sind ein unverzichtbares Werkzeug in der klinischen Diagnostik. Sie ermöglichen eine effiziente, sichere und standardisierte Blutentnahme, die zur Genauigkeit der Laborergebnisse und zur Patientensicherheit beiträgt. Ein tiefes Verständnis der verschiedenen Röhrchentypen, der richtigen Anwendung und der Nachsorge ist entscheidend für die Praxis des medizinischen Personals.
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