Entnahme einer Blutkultur
Die Entnahme von Blutkulturen ist ein kritischer Schritt zur Diagnostik systemischer Infektionen. Eine korrekte Durchführung minimiert das Risiko von Kontaminationen und erhöht die Genauigkeit der Diagnose. Dieser Leitfaden beschreibt detailliert die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Blutkulturentnahme.
Vorbereitung
Materialien und Ausrüstung
- Desinfektionsmittel
- Chlorhexidin in 2%iger alkoholischer Lösung oder Jodlösung zur Hautdesinfektion.
- Alkoholische Tupfer zur Vorbereitung.
- Blutkulturflaschen
- Aerobe Flaschen (blaue Kappe).
- Anaerobe Flaschen (rote Kappe).
- Spezielle Flaschen für Pilze oder Mykobakterien bei spezifischem Verdacht.
- Blutentnahmesets
- Sterile Nadeln und Spritzen oder Vakuumblutentnahmesysteme (z.B. Butterfly-Nadeln und Vacutainer-Systeme).
- Schutzausrüstung
- Sterile Handschuhe.
- Ggf. Kittel und Mundschutz bei hoher Infektionsgefahr.
- Abdeckungen und Tupfer
- Sterile Tupfer und sterile Abdeckungen für die Entnahmestelle.
- Kennzeichnungsmaterial
- Beschriftungsetiketten für die Probenflaschen mit Patienteninformationen, Datum und Uhrzeit der Entnahme.
Bei einer möglichen Organinfektion oder einer Sepsis sollten in der Regel immer 2 Blutkulturen (2 x aerobe, 2 x anaerobe Flaschen), befüllt werden
Patientenvorbereitung
- Einwilligung
- Der Patient muss über den Zweck und den Ablauf der Blutkulturentnahme aufgeklärt werden.
- Schriftliche Einwilligung einholen, sofern erforderlich.
- Identifikation
- Verifikation der Patientendaten anhand der Patientenakte und des Armbands.
- Sicherstellung der richtigen Identität des Patienten zur Vermeidung von Verwechslungen.
- Lagerung des Patienten
- Bequeme Positionierung des Patienten im Liegen oder Sitzen.
- Beruhigung des Patienten, um Angst und Stress zu minimieren, was den venösen Zugang erleichtern kann.
Durchführung
Schritt 1: Hautdesinfektion
- Auswahl der Punktionsstelle
- Bevorzugt wird die Ellenbeugenvene.
- Bei schwierigen Venenverhältnissen kann auch eine andere Vene gewählt werden, z.B. dorsale Handvenen.
- Reinigung und Desinfektion
- Mit einem alkoholischen Tupfer die Haut zunächst reinigen, um sichtbaren Schmutz zu entfernen.
- Anschließend die Desinfektionslösung großzügig auftragen und mindestens 30 Sekunden einwirken lassen. Bei Jodlösung bis zu 2 Minuten einwirken lassen.
- Die Desinfektion in einem spiralförmigen Muster von innen nach außen durchführen, um eine Kontamination zu vermeiden.
- Die Haut vollständig trocknen lassen, da Restfeuchtigkeit die Sterilität beeinträchtigen kann.
Schritt 2: Blutentnahme
- Anziehen der Handschuhe
- Sterile Handschuhe tragen, um aseptische Bedingungen sicherzustellen.
- Vorbereitung der Nadeln und Flaschen
- Nadel und Entnahmesystem vorbereiten.
- Blutkulturflaschen auf Raumtemperatur bringen, wenn sie gekühlt gelagert wurden.
- Venöse Punktion
- Stauschlauch etwa 5 – 10 cm oberhalb der Punktionsstelle anlegen.
- Die Vene punktieren, wobei die Nadel in einem Winkel von etwa 15 – 30 Grad zur Haut eingeführt wird.
- Sobald die Vene getroffen wurden, den Stauschlauch lösen, um eine Hämolyse zu vermeiden.
- Blutabnahme
- Zunächst 8 – 10 ml Blut für die aerobe Flasche entnehmen, danach weitere 8 – 10 ml für die anaerobe Flasche.
- Falls zusätzliche Proben erforderlich sind (z.B. für Pilzkulturen), diese in der entsprechenden Reihenfolge entnehmen.
- Die Entnahme langsam und gleichmäßig durchführen, um die Qualität der Probe zu gewährleisten.
Schritt 3: Befüllen der Blutkulturflaschen
- Flaschen befüllen
- Die Blutkulturflaschen mit der richtigen Menge Blut befüllen.
- Sicherstellen, dass die Flaschen korrekt verschlossen und etikettiert sind.
- Mischen der Proben
- Die Flaschen vorsichtig schwenken, um das Blut mit dem Kulturmedium zu mischen. Nicht schütteln, da dies die Zellen beschädigen könnte.
Schritt 4: Nachbereitung
- Entsorgung der Nadel
- Die verwendeten Nadeln in einen dafür vorgesehenen, stichfesten Abwurfbehälter entsorgen.
- Beschriftung
- Jede Blutkulturflasche sofort und eindeutig beschriften mit:
- Patientendaten (Name, Geburtsdatum, Patienten-ID).
- Datum und Uhrzeit der Entnahme.
- Entnahmestelle (z.B. rechte Armvene).
- Jede Blutkulturflasche sofort und eindeutig beschriften mit:
- Dokumentation
- Die Entnahme im Patientenprotokoll vermerken, einschließlich aller relevanten Informationen.
- Verband
- Die Punktionsstelle mit einem sterilen Verband (Pflaster) abdecken, um Infektionen und Nachblutungen zu verhindern.
- Transport der Proben
- Die Proben so schnell wie möglich in das mikrobiologische Labor transportieren.
- Wenn ein sofortiger Transport nicht möglich ist, die Proben bei Raumtemperatur lagern und spätestens innerhalb von 24 Stunden an das Labor übergeben.
Empfehlungen zur Reduktion von Kontaminationen
- Strikte Einhaltung aseptischer Techniken
➜ Jeder Schritt, von der Vorbereitung über die Entnahme bis zur Nachbereitung, muss unter aseptischen Bedingungen erfolgen. - Schulung und Training
➜ Regelmäßige Schulungen des medizinischen Personals zur korrekten Durchführung von Blutkulturen. - Mehrfache Probenentnahme
➜ Wenn möglich, sollten Blutkulturen aus verschiedenen venösen Zugängen entnommen werden, um Kontaminationen zu erkennen und zu minimieren.
Zusammenfassung
Die korrekte Entnahme von Blutkulturen ist entscheidend für die Diagnose und Behandlung systemischer Infektionen. Durch sorgfältige Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung sowie die Einhaltung strikter aseptischer Techniken kann die diagnostische Genauigkeit maximiert und das Risiko von Kontaminationen minimiert werden. Fortlaufende Schulungen und das Bewusstsein für die Bedeutung einer korrekten Blutkulturentnahme sind essenziell für die optimale Patientenversorgung.
Es handelt sich hier um einen allgemeinen Leitfaden. Je nach Institution können geltene innerbetriebliche Regelungen zur Probengewinnung vorgeschrieben werden und von den hier beschriebenen Punkten abweichen.
Quellen
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- Murray, P.R., Rosenthal, K.S. und Pfaller, M.A., 2020. Medical Microbiology. 9. Aufl. Philadelphia: Elsevier.
- Weinstein, M.P., 2020. Blood culture contamination: persisting problems and partial progress. Journal of Clinical Microbiology, 58(6), e01555-19.