Krätze, auch bekannt als Skabies, ist eine ansteckende Hauterkrankung, die durch den Befall der Haut mit der Milbe Sarcoptes scabiei verursacht wird. Diese parasitäre Erkrankung ist weltweit verbreitet und betrifft Menschen aller Altersgruppen, sozioökonomischen Schichten und geografischen Regionen. Trotz ihrer hohen Ansteckungsgefahr ist Krätze behandelbar, wenn sie frühzeitig diagnostiziert wird.
Definition
Skabies, auch bekannt als Krätze, ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch den Befall der Haut mit der Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei) verursacht wird. Sie führt zu starkem Juckreiz und Hautausschlag, da die Milben Gänge in die Haut graben, um Eier zu legen. Die Übertragung erfolgt durch engen Körperkontakt. Zur Behandlung werden spezielle Salben oder Tabletten verwendet.
Epidemiologie
Skabies ist global verbreitet, wobei die Prävalenz in Entwicklungsländern höher ist. In entwickelten Ländern tritt Krätze häufiger in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflegeheimen, Krankenhäusern und Schulen auf. Die Prävalenz variiert je nach Jahreszeit, wobei im Winter eine höhere Infektionsrate beobachtet wird.
Übertragung
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch direkten Hautkontakt mit einer infizierten Person. Seltener kann die Übertragung auch durch kontaminierte Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher erfolgen. Die Milben können bis zu 48 Stunden außerhalb des menschlichen Körpers überleben, was die indirekte Übertragung möglich macht.
Pathophysiologie
Sarcoptes scabiei bohrt sich in die oberste Schicht der Haut ein und legt dort ihre Eier ab. Dies führt zu einer immunologischen Reaktion des Körpers, die sich in starkem Juckreiz und Hautausschlägen äußert. Die Symptome werden durch die Reaktion des Körpers auf die Milben, ihre Eier und ihren Kot verursacht.
Klinische Manifestationen
Symptome
Die klinischen Manifestationen der Krätze können je nach Schwere der Infektion und Immunantwort des Patienten variieren. Die typischen Symptome umfassen:
- Starker Juckreiz
➜ Dieser ist das dominierende Symptom und wird durch eine Überempfindlichkeitsreaktion auf die Milben, ihre Eier und ihren Kot verursacht. Der Juckreiz ist typischerweise nachts intensiver, was oft den Schlaf stört. - Hautausschlag
➜ Der Ausschlag zeigt sich in Form von erythematösen Papeln, Vesikeln und manchmal Pusteln. Diese Läsionen können durch Kratzen sekundär infiziert werden. - Milbengänge
➜ Diese sind schmale, gewundene, gräulich-weiße Linien, die durch die Bewegung der weiblichen Milbe unter der Haut entstehen. Milbengänge sind hauptsächlich in den Interdigitalräumen der Finger, an den Handgelenken, den Ellenbogen, der Brust, dem Bauchnabelbereich und den Genitalien zu finden. - Noduläre Krätze
➜ Bei einigen Patienten können persistierende, juckende Knötchen, insbesondere in den Achselhöhlen, der Leistengegend und dem Gesäßbereich auftreten. Diese Knötchen sind das Ergebnis einer anhaltenden Immunreaktion auf die Milben. - Skabies crustosa (norwegische Krätze)
➜ Diese schwere Form der Krätze tritt bei immungeschwächten Patienten auf und ist durch eine dichte Krustenbildung und massive Milbenbefall gekennzeichnet. Patienten mit Skabies crustosa haben oft nur minimalen Juckreiz, können aber Tausende von Milben tragen und sind daher hoch ansteckend.
Häufig betroffene Körperstellen sind die Handgelenke, zwischen den Fingern, die Ellenbogen, die Achselhöhlen, die Brustwarzen, der Nabel, das Gesäß und die Genitalien.
Diagnostik
Die Diagnose der Krätze basiert auf einer Kombination aus klinischen Befunden und spezifischen diagnostischen Methoden:
- Anamnese und klinische Untersuchung
- Eine gründliche Anamnese und Untersuchung der Haut auf typische Läsionen und Milbengänge ist der erste Schritt. Der Juckreiz, der sich nachts verschlimmert und die Beteiligung von Familienmitgliedern oder nahen Kontakten, deutet stark auf Krätze hin.
- Dermatoskopie
- Dieses nicht-invasive Verfahren ermöglicht die Visualisierung von Milbengängen und Milben unter Vergrößerung. Dermatoskope sind in vielen dermatologischen Praxen verfügbar und können die Diagnose erleichtern.
- Mikroskopische Untersuchung
- Hautabschabungen von verdächtigen Läsionen werden auf einem Objektträger mit Kaliumhydroxid (KOH) oder Mineralöl untersucht. Unter dem Mikroskop können Milben, Eier oder Milbenkot nachgewiesen werden.
- Tinten-Test
- Eine alternative Methode, bei der Tinte auf die Haut aufgetragen und anschließend abgewischt wird. Die Tinte dringt in die Milbengänge ein und macht diese sichtbar.
- Biopsie
- In seltenen Fällen, insbesondere bei atypischen Präsentationen oder wenn die Diagnose unklar bleibt, kann eine Hautbiopsie erforderlich sein.
Differenzialdiagnosen
Die Differenzialdiagnosen umfassen:
- Ekzeme
- Kontaktdermatitis
- Psoriasis
- Lichen planus
- Insektenstiche
Therapie
Die Behandlung der Krätze zielt darauf ab, die Milben zu eliminieren, die Symptome zu lindern und eine erneute Infektion zu verhindern. Folgende Therapien kommen häufig zur Anwendung:
Topische Behandlung
- Permethrin 5% Creme: Dies ist das am häufigsten verwendete und wirksamste Mittel zur Behandlung der Krätze. Die Creme wird auf den gesamten Körper (einschließlich der Kopfhaut bei Kindern) aufgetragen und nach 8-14 Stunden abgewaschen. Eine zweite Anwendung nach 7-14 Tagen wird empfohlen, um sicherzustellen, dass alle Milben und Eier abgetötet sind.
- Benzylbenzoat: Eine Alternative zu Permethrin, die als 25% Lösung angewendet wird. Die Behandlung erfolgt an drei aufeinanderfolgenden Tagen.
- Schwefelpräparate: Diese sind sicher für schwangere Frauen und Kleinkinder, jedoch weniger wirksam und können Hautirritationen verursachen.
Systemische Behandlung
- Ivermectin
➜ Ein orales Antiparasitikum, das bei schwerer Krätze oder bei Patienten, die nicht auf topische Behandlung ansprechen, eingesetzt wird. Die Dosierung beträgt typischerweise 200 µg/kg Körpergewicht, wiederholt nach 7-14 Tagen. Ivermectin ist besonders nützlich bei Skabies crustosa.
Symptomatische Behandlung
- Antihistaminika
➜ Diese können den Juckreiz lindern und den Schlaf verbessern. - Topische Steroide
➜ Diese können zur Behandlung von entzündlichen Läsionen und zur Reduktion von Juckreiz und Entzündung verwendet werden. - Antibiotika
➜ Diese sind notwendig, wenn es zu sekundären bakteriellen Infektionen durch Kratzen kommt.
Hygienemaßnahmen
- Waschen von Kleidung und Bettwäsche
➜ Alle Textilien sollten bei mindestens 60°C gewaschen werden, um verbleibende Milben abzutöten. - Gegenstände versiegeln
➜ Nicht waschbare Gegenstände sollten in Plastikbeuteln luftdicht verpackt und für mindestens 72 Stunden gelagert werden. - Reinigung der Umgebung
➜ Gründliche Reinigung von Möbeln und Böden, insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen.
Nachsorge
Symptomüberwachung
Nach der initialen Behandlung sollten Patienten regelmäßig überwacht werden, um die Wirksamkeit der Therapie zu bestätigen. Folgende Schritte sind dabei wichtig:
- Kontrolluntersuchungen
➜ Eine erneute Untersuchung der Haut 2-4 Wochen nach der Behandlung ist notwendig, um sicherzustellen, dass keine lebenden Milben mehr vorhanden sind. - Beobachtung der Symptome
➜ Patienten sollten angehalten werden, weiterhin auftretenden Juckreiz oder neue Hautausschläge zu melden. - Dokumentation
➜ Alle Beobachtungen und Symptome sollten sorgfältig dokumentiert werden, um den Verlauf der Heilung nachzuverfolgen.
Wiederholungsbehandlung
In einigen Fällen kann eine wiederholte Behandlung erforderlich sein:
- Persistierende Symptome
➜ Wenn Symptome nach der ersten Behandlung länger als 2-4 Wochen anhalten, sollte eine zweite Behandlung in Erwägung gezogen werden. - Reinfektion
➜ Bei erneutem Kontakt mit infizierten Personen oder kontaminierten Gegenständen kann eine Reinfektion auftreten, die eine erneute Behandlung erfordert. - Resistenzentwicklung
➜ Bei Anzeichen einer Resistenz gegen das verwendete Medikament kann ein Wechsel der Therapie notwendig sein.
Prävention
Präventive Maßnahmen umfassen sowohl individuelle Hygienepraktiken als auch institutionelle Strategien.
Allgemeine Präventivmaßnahmen
Aufklärung und Schulung
- Patientenaufklärung
➜ Informieren Sie Patienten und deren Familien über die Übertragungswege und Präventionsmaßnahmen. Vermeiden Sie engen Hautkontakt mit infizierten Personen. - Schulung des Personals
➜ Gesundheitspersonal sollte regelmäßig über aktuelle Protokolle und Erkennungszeichen der Krätze geschult werden.
Hygienische Maßnahmen:
- Regelmäßiges Händewaschen
➜ Eine der einfachsten und effektivsten Methoden zur Reduktion der Übertragung. - Vermeidung von Körperkontakt
➜ Insbesondere in Hochrisikobereichen wie Pflegeheimen und Krankenhäusern sollten unnötige Körperkontakte vermieden werden.
Umgang mit Kleidung und Bettwäsche:
- Waschen bei hohen Temperaturen
➜ Kleidung, Bettwäsche und Handtücher sollten bei mindestens 60°C gewaschen werden. - Luftdichtes Verpacken
➜ Gegenstände, die nicht gewaschen werden können, sollten in Plastiktüten luftdicht verpackt und für mindestens 72 Stunden aufbewahrt werden.
Prävention in Gemeinschaftseinrichtungen
Routinemäßige Inspektionen
- Regelmäßige Untersuchung
➜ Inspektion von Bewohnern und Patienten auf Symptome der Krätze, besonders bei Neuaufnahmen. - Isolationsmaßnahmen
➜ Sofortige Isolation und Behandlung von infizierten Personen, um die Ausbreitung zu verhindern.
Kontrollierte Besuchsregelungen
- Einschränkung der Besuche
➜ Während eines Ausbruchs sollten Besuche eingeschränkt und Hygieneregeln strikt eingehalten werden. - Schulung der Besucher
➜ Besucher sollten über präventive Maßnahmen und Hygienepraktiken informiert werden.
Umgang mit Ausbrüchen
- Sofortmaßnahmen
➜ Schnelle Identifizierung und Behandlung von infizierten Personen sowie deren engen Kontakten. - Desinfektionsprotokolle
➜ Umfassende Reinigung und Desinfektion der Umgebung und häufig berührter Oberflächen.
Präventive Strategien für spezifische Gruppen
Kinder und Schulen
- Regelmäßige Gesundheitschecks
➜ Routineuntersuchungen in Schulen und Kindergärten. - Aufklärungskampagnen
➜ Programme zur Sensibilisierung von Lehrern, Eltern und Schülern über Prävention und Erkennung von Krätze.
Pflegeheime und Langzeitpflegeeinrichtungen
- Strenge Hygienepraktiken
➜ Schulung des Pflegepersonals und Einhaltung strenger Hygieneprotokolle. - Regelmäßige Kontrolle
➜ Routineuntersuchungen der Bewohner und des Personals.
Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen
- Protokolle zur Infektionskontrolle
➜ Implementierung von Protokollen zur Infektionskontrolle und regelmäßige Überprüfung der Effektivität. - Isolation und Behandlung
➜ Sofortige Isolation und adäquate Behandlung von infizierten Patienten.
Persönliche Präventivmaßnahmen für medizinisches Fachpersonal
Schutzkleidung
- Tragen von Handschuhen und Schutzkleidung
- ➜ Insbesondere beim Umgang mit infizierten Patienten oder kontaminierten Materialien.
Selbstüberwachung
- Regelmäßige Selbstuntersuchungen
➜ Auf Anzeichen einer Infektion achten und bei Verdacht sofort handeln. - Früherkennung
➜ Symptome wie Juckreiz oder Hautausschläge sollten umgehend medizinisch abgeklärt werden.
Hygieneprotokolle
- Strikte Einhaltung der Hygienerichtlinien
➜ Regelmäßiges Händewaschen und Desinfektion der Hände nach Patientenkontakt.
Komplikationen
Unbehandelte Skabies kann zu schweren Komplikationen führen, darunter:
- Sekundärinfektionen
- Bakterielle Infektionen wie Impetigo, Erysipel oder sogar Sepsis.
- Krätzebedingte Dermatitis
- Chronische Hautentzündungen.
- Soziale und psychische Belastung
- Der starke Juckreiz und die sichtbaren Hautveränderungen können zu sozialer Isolation und psychischem Stress führen.
Pflege bei Skabies (Krätze)
Pflege bei Skabies umfasst die Anwendung von Skabiziden, strenge Hygienemaßnahmen wie Waschen von Kleidung bei 60°C, Desinfektion und Isolierung Betroffener, sowie Schulung des Personals zur Vermeidung und Kontrolle von Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen.
Zusammenfassung
Skabies, auch als Krätze bekannt, ist eine ansteckende Hauterkrankung, die durch die Milbe Sarcoptes scabiei verursacht wird. Die Milben graben sich in die obere Hautschicht ein, wo sie Eier legen und starken Juckreiz, insbesondere nachts, hervorrufen. Typische Symptome sind rote, entzündete Hautstellen, Knötchen und manchmal Bläschen, oft in Körperfalten wie zwischen Fingern, an den Handgelenken, Ellenbogen oder im Genitalbereich. Die Übertragung erfolgt durch direkten Hautkontakt oder durch geteilte Kleidung und Bettwäsche. Eine Behandlung erfolgt meist mit speziellen Salben oder Tabletten, um die Milben zu töten. Hygiene ist wichtig, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Quellen
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