DIN EN 15224
DIN EN 15224 ist eine Norm, die speziell für das Gesundheitswesen entwickelt wurde und Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) festlegt. Sie basiert auf der international anerkannten Norm ISO 9001 und ergänzt diese durch spezifische Anforderungen, die sich direkt auf Dienstleistungen im Gesundheitswesen beziehen.
Definition
DIN EN 15224 ist eine europäische Norm für Qualitätsmanagementsysteme im Gesundheitswesen, basierend auf der DIN ISO 9001. Sie legt spezifische Anforderungen zur Sicherstellung der Patientensicherheit, der Dienstleistungsqualität und des Risikomanagements fest und richtet sich an alle Gesundheitsorganisationen.
Hintergrund
Die Norm DIN EN 15224 wurde entwickelt, um den speziellen Anforderungen des Gesundheitswesens gerecht zu werden. Sie berücksichtigt die Besonderheiten von Gesundheitsdienstleistungen und fokussiert auf die Qualität der Patientenversorgung. Die Norm stellt sicher, dass Gesundheitsorganisationen in der Lage sind, kontinuierlich hochwertige Dienstleistungen zu erbringen und gleichzeitig die Patientensicherheit zu gewährleisten.
DIN EN 15224 ist in ganz Europa gültig und wird häufig als Standard verwendet, um die Qualität in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens, einschließlich Krankenhäusern, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten, zu sichern.
Qualitätsmerkmale
Die DIN EN 15224 definiert 11 spezifische Qualitätsmerkmale, die im Gesundheitswesen von besonderer Bedeutung sind. Diese Merkmale stellen sicher, dass die Qualität der Gesundheitsdienstleistungen auf einem hohen Niveau bleibt und die Patientensicherheit gewährleistet wird.
- 1. Angemessenheit
- Die erbrachten Gesundheitsdienstleistungen müssen den individuellen Bedürfnissen und klinischen Notwendigkeiten des Patienten entsprechen.
- 2. Verfügbarkeit
- Gesundheitsdienstleistungen müssen für die Patienten jederzeit und ohne unangemessene Verzögerungen zugänglich sein.
- 3. Kontinuität der Versorgung
- Die Behandlung und Pflege der Patienten muss durchgängig und ohne unnötige Unterbrechungen sichergestellt werden, auch bei Übergaben zwischen verschiedenen Versorgern.
- 4. Wirksamkeit
- Die erbrachten Leistungen müssen nachweislich den gewünschten Effekt erzielen und auf evidenzbasierter Praxis beruhen.
- 5. Effizienz
- Die Gesundheitsdienstleistungen müssen wirtschaftlich erbracht werden, ohne Ressourcen zu verschwenden, und gleichzeitig eine hohe Qualität sicherstellen.
- 6. Gleichbehandlung
- Alle Patienten müssen unabhängig von persönlichen Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Herkunft oder sozialem Status gleich behandelt werden.
- 7. Evidenzbasierung/Wissen
- Die Dienstleistungen müssen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik basieren und von qualifiziertem Personal durchgeführt werden.
- 8. Patientensicherheit
- Die Sicherheit der Patienten muss zu jeder Zeit gewährleistet sein, und Risiken müssen durch ein wirksames Risikomanagement minimiert werden.
- 9. Patientenorientierung
- Die Dienstleistungen müssen auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Patienten ausgerichtet sein, einschließlich der Berücksichtigung von deren Wünschen und Werten.
- 10. Einbeziehung des Patienten
- Patienten sollen in Entscheidungen, die ihre Gesundheit betreffen, aktiv einbezogen werden, um eine partnerschaftliche Beziehung zu fördern.
- 11. Zugänglichkeit
- Die Dienstleistungen müssen für alle Patienten leicht zugänglich sein, sowohl physisch als auch in Bezug auf Informationen und Kommunikation.
Diese Qualitätsmerkmale bilden die Grundlage für ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem im Gesundheitswesen und tragen dazu bei, dass Gesundheitsdienstleistungen sowohl effektiv als auch patientenorientiert erbracht werden.
Bedeutung der DIN EN 15224
Für medizinisches Fachpersonal ist die Einhaltung der DIN EN 15224 von großer Bedeutung, da sie direkt zur Verbesserung der Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung beiträgt. Ein gutes Verständnis dieser Norm und deren Anforderungen ermöglicht es medizinischem Personal, aktiv an der Optimierung von Prozessen mitzuwirken und die Qualität der Pflege und Behandlung zu verbessern.
Die Norm fordert von den Mitarbeitern ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Engagement für die kontinuierliche Verbesserung. Dies kann in der Praxis bedeuten, dass medizinisches Fachpersonal in die Entwicklung und Überprüfung von Qualitätsmanagementprozessen eingebunden wird, regelmäßig an Schulungen teilnimmt und bei der Identifizierung und Reduzierung von Risiken im Pflegeprozess eine aktive Rolle spielt.
DIN EN 15224 vs. DIN ISO 9001
Die DIN EN 15224 und die DIN ISO 9001 sind beide Normen für Qualitätsmanagementsysteme, aber sie unterscheiden sich in ihrem Anwendungsbereich und in den spezifischen Anforderungen.
Gemeinsamkeiten
- Grundlage
➜ Beide Normen basieren auf denselben Grundsätzen des Qualitätsmanagements und haben eine ähnliche Struktur. Die DIN EN 15224 ist eine spezielle Anwendung der DIN ISO 9001 und enthält daher viele der gleichen Anforderungen, wie z. B. den prozessorientierten Ansatz und die Verpflichtung zur kontinuierlichen Verbesserung. - Prozessorientierung
➜ Beide Normen verlangen einen prozessorientierten Ansatz zur Steuerung und Verbesserung von Prozessen innerhalb der Organisation. - Kundenzufriedenheit
➜ Beide Normen legen großen Wert auf die Erfüllung der Kundenerwartungen und die Sicherstellung der Kundenzufriedenheit.
Unterschiede
Anwendungsbereich
- DIN EN 15224
➜ Diese Norm ist spezifisch für das Gesundheitswesen entwickelt worden. Sie richtet sich an Organisationen, die medizinische und pflegerische Dienstleistungen erbringen, und legt besonderen Wert auf die Patientensicherheit und die spezifischen Qualitätsanforderungen im Gesundheitswesen. - DIN ISO 9001
➜ Diese Norm ist branchenübergreifend und kann auf jede Organisation unabhängig von ihrer Größe oder Branche angewendet werden. Sie ist allgemeiner gefasst und nicht spezifisch für das Gesundheitswesen.
Spezifische Anforderungen
- DIN EN 15224
➜ Beinhaltet 11 spezifische Qualitätsmerkmale, die im Gesundheitswesen besonders relevant sind, wie z. B. die richtige Versorgung, Sicherheit, Wirksamkeit, Patientenorientierung und Effizienz der Behandlungsprozesse. - DIN ISO 9001
➜ Enthält keine branchenspezifischen Anforderungen, sondern allgemeine Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme.
Risikomanagement:
- DIN EN 15224
➜ Legt einen besonderen Schwerpunkt auf das Risikomanagement in Bezug auf Patientensicherheit und klinische Prozesse. - DIN ISO 9001
➜ Behandelt Risikomanagement auf einer allgemeineren Ebene, ohne spezifischen Fokus auf medizinische Risiken.
Zusammenfassung
Die DIN EN 15224 ist ein wichtiger Standard für das Gesundheitswesen, der sicherstellt, dass Dienstleistungen auf höchstem Qualitätsniveau erbracht werden und die Patientensicherheit stets im Mittelpunkt steht. Für medizinisches Fachpersonal bedeutet die Umsetzung dieser Norm nicht nur die Einhaltung regulatorischer Anforderungen, sondern auch die aktive Mitgestaltung und Verbesserung der eigenen Arbeitsprozesse. Dadurch wird die Qualität der Patientenversorgung verbessert, was letztlich zu einer höheren Zufriedenheit der Patienten und einer effizienteren Gesundheitsversorgung führt.
Quellen
- Hensen, P. (2023) Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen: Grundlagen für Studium und Praxis. 3. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
- DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (2016). DIN EN 15224:2016-12. Qualitätsmanagementsysteme – DIN EN ISO 9001:2015 für Gesundheitsdienstleister unter besonderer Berücksichtigung von Patientensicherheit und klinischen Risiken. Berlin: Beuth Verlag.
- European Committee for Standardization (CEN) (2012). EN 15224:2012. Qualitymanagement systems – EN ISO 9001:2008 for healthcare with specific application to health care services. Brussels: CEN.
- Nickel, S. (2014). Die DIN EN 15224 – Das Qualitätsmanagementsystem für das Gesundheitswesen. QM-Wissen kompakt, 6(1), S. 4-6.
- Bungard, W. und Brenner, C. (2013). Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen: Praxisleitfaden zur Implementierung der DIN EN 15224. 1. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler.
- Wessel, S. (2013). Die neue Norm DIN EN 15224 für das Gesundheitswesen: Ein spezifischer Ansatz zur Sicherstellung der Patientenorientierung. Management im Gesundheitswesen, 8(2), S. 12-15.