Pflege bei Niereninsuffizienz

Die Niereninsuffizienz ist eine schwerwiegende Erkrankung, die durch eine unzureichende Funktion der Nieren gekennzeichnet ist. Diese Erkrankung kann in akuter oder chronischer Form auftreten und führt zu einem Anstieg der harnpflichtigen Substanzen im Blut, was zu verschiedenen gesundheitlichen Komplikationen führt. Die Pflege von Patienten mit Niereninsuffizienz erfordert ein tiefes Verständnis der physiologischen Veränderungen und der spezifischen Bedürfnisse, die mit dieser Erkrankung einhergehen. Pflegekräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Überwachung der Erkrankung, der Linderung der Symptome und der Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patienten.

Entstehung und Symptome

Ursachen und Risikofaktoren

Die Niereninsuffizienz, sowohl in ihrer akuten als auch in ihrer chronischen Form, kann durch eine Vielzahl von Ursachen und Risikofaktoren ausgelöst werden. Diese Faktoren beeinflussen die Nierenfunktion und können zu einem allmählichen oder schnellen Verlust der Fähigkeit der Nieren führen, Abfallprodukte aus dem Blut zu filtern und den Wasserhaushalt des Körpers zu regulieren.

Ursachen der akuten Niereninsuffizienz

Akute Niereninsuffizienz (ANV) tritt plötzlich auf und ist oft eine Reaktion auf eine direkte Schädigung der Nieren. Zu den Hauptursachen gehören:

  • Prärenale Ursachen
    ➜ Verminderte Durchblutung der Nieren aufgrund von Blutverlust, Dehydratation, Herzinsuffizienz oder Schockzuständen.
  • Renale Ursachen
    ➜ Direkte Schädigung der Nieren durch akute Glomerulonephritis, toxische Substanzen (z.B. bestimmte Medikamente), Rhabdomyolyse oder Autoimmunerkrankungen.
  • Postrenale Ursachen
    ➜ Blockade des Harnabflusses, etwa durch Nierensteine, Tumore, Prostatahyperplasie oder Strikturen in den Harnwegen.

Ursachen der chronischen Niereninsuffizienz

Chronische Niereninsuffizienz (CNV) entwickelt sich langsam und wird hauptsächlich durch folgende Ursachen hervorgerufen:

  • Diabetes mellitus
    ➜ Schädigung der Nierengefäße durch dauerhaft hohen Blutzucker.
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
    ➜ Anhaltender hoher Blutdruck, der die Nierengefäße schädigt.
  • Chronische Glomerulonephritis
    ➜ Langfristige Entzündung der Nierenkörperchen.
  • Polyzystische Nierenerkrankung
    ➜ Genetisch bedingte Zystenbildung in den Nieren.
  • Chronische Pyelonephritis
    ➜ Wiederkehrende Niereninfektionen, die das Gewebe schädigen.
  • Langzeitgebrauch nephrotoxischer Medikamente
    ➜ Dauerhafte Einnahme von Medikamenten, die die Nieren schädigen können.

Risikofaktoren

Neben den spezifischen Ursachen gibt es verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Niereninsuffizienz zu entwickeln:

  • Fortgeschrittenes Alter
    ➜ Mit zunehmendem Alter nimmt die Nierenfunktion natürlicherweise ab, und ältere Menschen sind anfälliger für Erkrankungen, die die Nieren betreffen.
  • Genetische Veranlagung
    ➜ Eine familiäre Vorgeschichte von Nierenerkrankungen, wie z.B. polyzystische Nierenerkrankung, kann das Risiko erhöhen.
  • Übergewicht und Fettleibigkeit
    ➜ Diese Bedingungen erhöhen das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck, die beide Hauptursachen für CNV sind.
  • Rauchen
    ➜ Rauchen verschlechtert die Durchblutung und kann zur Schädigung der Nieren beitragen, insbesondere in Kombination mit anderen Risikofaktoren wie Diabetes und Bluthochdruck.
  • Schlechte Ernährung
    ➜ Eine Ernährung, die reich an Salz, Zucker und ungesunden Fetten ist, kann zu Bluthochdruck und Diabetes führen, was das Risiko einer Niereninsuffizienz erhöht.
  • Chronische Erkrankungen
    ➜ Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Leberzirrhose oder Autoimmunerkrankungen haben ein höheres Risiko, eine Niereninsuffizienz zu entwickeln.
  • Wiederkehrende Harnwegsinfektionen
    ➜ Diese können langfristig die Nieren schädigen, insbesondere wenn sie nicht angemessen behandelt werden.

Symptome

Die Symptome der Niereninsuffizienz variieren je nach Stadium der Erkrankung und ob es sich um eine akute oder chronische Form handelt. Sie entwickeln sich meist schleichend und werden oft erst in fortgeschrittenen Stadien deutlich.

Frühe Symptome

In den frühen Stadien der Niereninsuffizienz sind die Symptome oft unspezifisch und leicht zu übersehen:

  • Müdigkeit und Schwäche
    ➜ Allgemeines Unwohlsein und Energiemangel.
  • Appetitlosigkeit und Übelkeit
    ➜ Oft verbunden mit einem unangenehmen Geschmack im Mund.
  • Konzentrationsprobleme
    ➜ Schwierigkeiten, sich zu fokussieren, verbunden mit Verwirrtheit oder kognitiven Beeinträchtigungen.
  • Trockene und juckende Haut
    ➜ Eine Folge von Elektrolytstörungen und Giftstoffansammlungen.

Fortgeschrittene Symptome

Wenn die Nierenfunktion weiter abnimmt, treten spezifischere und ernstere Symptome auf:

  • Ödeme
    ➜ Schwellungen an Beinen, Füßen, Händen oder im Gesicht aufgrund von Flüssigkeitsretention.
  • Bluthochdruck
    ➜ Anhaltender hoher Blutdruck aufgrund des gestörten Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts.
  • Verminderte Urinausscheidung: Reduzierte oder unregelmäßige Urinproduktion, bis hin zu Anurie (kein Urinfluss).
  • Kurzatmigkeit
    ➜ Durch Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge oder Anämie.
  • Anämie
    ➜ Blässe, Müdigkeit und Atemnot durch eine verminderte Produktion von Erythropoetin, einem Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen stimuliert.
  • Störungen des Elektrolythaushalts
    ➜ Besonders gefährlich ist die Hyperkaliämie (erhöhter Kaliumspiegel), die zu Herzrhythmusstörungen führen kann.

Spätstadium und Komplikationen

In schweren Fällen können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten:

  • Urämie
    ➜ Ansammlung von Giftstoffen im Blut, die zu Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Muskelzuckungen und Krampfanfällen führen kann.
  • Knochenschmerzen und Frakturen
    ➜ Durch Störungen im Kalzium- und Phosphatstoffwechsel.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    ➜ Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz.
  • Krampfanfälle und Koma
    ➜ In extremen Fällen kann ein urämisches Koma eintreten, das sofortige medizinische Behandlung erfordert.

Pflegeinterventionen

Die Pflege von Patienten mit Niereninsuffizienz ist komplex und erfordert ein umfassendes Management, das sowohl medizinische als auch pflegerische Aspekte berücksichtigt. Die Hauptziele der Pflegeinterventionen sind die Stabilisierung des Gesundheitszustands, die Linderung der Symptome, die Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung und die Verbesserung der Lebensqualität.

Überwachung und Management der Flüssigkeitsbilanz

Die genaue Überwachung der Flüssigkeitsaufnahme und -ausscheidung ist entscheidend, um ein Flüssigkeitsungleichgewicht zu vermeiden.

  • Pflegekräfte messen regelmäßig das Körpergewicht des Patienten, um Flüssigkeitsansammlungen zu erkennen.
  • Pflegekräfte: überwachen die Urinausscheidung und dokumentieren sie genau.
  • Pflegekräfte: passen die Flüssigkeitszufuhr nach ärztlicher Anordnung an, insbesondere bei Patienten, die an Ödemen oder Herzinsuffizienz leiden.

Ernährungsberatung und -überwachung

Eine angepasste Ernährung spielt eine Schlüsselrolle im Management der Niereninsuffizienz:

  • Proteinrestriktion
    ➜ Begrenzung der Eiweißaufnahme, um die Produktion von Abfallstoffen zu reduzieren.
  • Elektrolytmanagement
    ➜ Kontrolle der Aufnahme von Natrium, Kalium und Phosphor, um Elektrolytstörungen zu vermeiden.
  • Flüssigkeitsrestriktion
    ➜ Begrenzung der Flüssigkeitsaufnahme, um Überlastungen zu verhindern.
  • Enge Zusammenarbeit mit Ernährungsberatern
    ➜ Pflegekräfte unterstützen den Patienten bei der Einhaltung der Diätvorgaben und überwachen die Einhaltung.

Medikamentenmanagement

Die korrekte Einnahme und Überwachung der Medikation ist entscheidend:

  • Verabreichung und Überwachung von Medikamenten
    ➜ Pflegekräfte stellen sicher, dass der Patient seine Medikamente (z.B. Diuretika, Blutdrucksenker, Phosphatbinder) korrekt einnimmt.
  • Überwachung auf Nebenwirkungen
    ➜ Besonders wichtig bei nephrotoxischen Medikamenten und Medikamenten, die die Elektrolytwerte beeinflussen.
  • Unterstützung bei der Einnahmetreue
    ➜ Pflegekräfte erinnern Patienten an die regelmäßige Einnahme und klären über die Bedeutung der Medikation auf.

Unterstützung bei der Dialyse

Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz ist die Dialyse oft notwendig:

  • Vorbereitung des Patienten
    ➜ Pflegekräfte bereiten den Patienten physisch und psychisch auf die Dialyse vor, überwachen den Zugang (z.B. Shunt oder Katheter) und kontrollieren die Vitalzeichen vor, während und nach der Dialyse.
  • Überwachung während der Dialyse
    ➜ Beobachtung des Patienten auf mögliche Komplikationen wie Hypotonie oder Muskelkrämpfe.
  • Infektionsprophylaxe
    ➜ Pflegekräfte sorgen für strenge Hygiene, um Infektionen des Dialysezugangs zu verhindern.

Psychosoziale Unterstützung

Die psychische Belastung durch eine chronische Erkrankung kann erheblich sein:

  • Emotionale Unterstützung
    ➜ Pflegekräfte bieten ein offenes Ohr für die Ängste und Sorgen der Patienten und ihrer Familien.
  • Aufklärung und Beratung
    ➜ Pflegekräfte informieren über die Erkrankung, den Verlauf und die Behandlungsmöglichkeiten, um den Patienten und deren Angehörigen Sicherheit zu geben.
  • Förderung der Selbsthilfe
    ➜ Unterstützung des Patienten dabei, ein aktiver Teil seines Behandlungsplans zu sein, etwa durch Schulungen zum Selbstmanagement.

Förderung der körperlichen Aktivität

Körperliche Aktivität trägt zur allgemeinen Gesundheit bei und kann das Wohlbefinden verbessern:

  • Anpassung der Aktivitätsstufe
    ➜ Pflegekräfte passen die körperlichen Aktivitäten an den Gesundheitszustand des Patienten an und ermutigen zu sanften Übungen.
  • Vermeidung von Überanstrengung
    ➜ Pflegekräfte beraten über sichere Bewegungsarten und überwachen auf Anzeichen von Überbelastung.

Infektionsprävention

Patienten mit Niereninsuffizienz sind anfälliger für Infektionen:

  • Hygieneüberwachung
    ➜ Sicherstellung einer strengen Handhygiene und Sauberkeit des Dialysezugangs.
  • Impfungen
    ➜ Beratung und Unterstützung bei der Durchführung empfohlener Impfungen (z.B. gegen Grippe, Hepatitis B).

Herausforderungen

Die Pflege von Menschen mit Niereninsuffizienz stellt Fachkräfte vor vielfältige und komplexe Herausforderungen. Diese ergeben sich aus der Schwere der Erkrankung, den individuellen Bedürfnissen der Patienten und den Anforderungen an die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Komplexität der Erkrankung

Niereninsuffizienz ist eine multifaktorielle Erkrankung, die oft mit anderen gesundheitlichen Problemen wie Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht. Die Pflegekräfte müssen ein tiefes Verständnis für die pathophysiologischen Zusammenhänge haben, um effektiv handeln zu können:

  • Multimorbidität
    ➜ Viele Patienten haben mehrere chronische Erkrankungen, die miteinander interagieren und die Pflege erschweren.
  • Veränderliche Symptome
    ➜ Die Symptome und der Zustand des Patienten können sich schnell ändern, was eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Pflege erfordert.

Medizinisches Management und Therapieadhärenz

Das Management der Niereninsuffizienz beinhaltet oft komplexe medikamentöse Therapien und regelmäßige Dialysebehandlungen:

  • Polypharmazie
    ➜ Patienten nehmen häufig viele verschiedene Medikamente ein, was das Risiko für Wechselwirkungen und Nebenwirkungen erhöht.
  • Therapieadhärenz
    ➜ Die Sicherstellung, dass Patienten ihre Medikamente korrekt einnehmen und die Diät- und Flüssigkeitsvorgaben einhalten, ist eine ständige Herausforderung.

Dialyse-Management

Dialysepatienten erfordern spezifische Pflege, die mit besonderen Herausforderungen verbunden ist:

  • Dialysekomplikationen
    ➜ Pflegekräfte müssen in der Lage sein, schnell auf Komplikationen wie Hypotonie, Krämpfe oder Infektionen des Zugangs zu reagieren.
  • Transport und Verfügbarkeit
    ➜ Der regelmäßige Transport zur Dialyse und die Sicherstellung eines reibungslosen Ablaufes der Behandlung stellen logistische Herausforderungen dar.

Psychosoziale Belastungen

Die Diagnose und Behandlung der Niereninsuffizienz kann sowohl für Patienten als auch für deren Familien eine erhebliche emotionale Belastung darstellen:

  • Psychische Belastungen
    ➜ Depressionen, Angstzustände und Anpassungsstörungen sind bei diesen Patienten häufig, was die Pflegekräfte herausfordert, adäquate emotionale Unterstützung zu bieten.
  • Soziale Isolation
    ➜ Aufgrund der körperlichen Einschränkungen und der häufigen Behandlungen können Patienten sich sozial isoliert fühlen, was ihre Lebensqualität beeinträchtigt.

Kommunikationsschwierigkeiten

Die Kommunikation mit Patienten und ihren Angehörigen kann herausfordernd sein, insbesondere bei komplexen medizinischen Sachverhalten:

  • Erklärung von Diagnosen und Behandlungsplänen
    ➜ Pflegekräfte müssen in der Lage sein, komplexe medizinische Informationen verständlich zu vermitteln.
  • Kulturelle und sprachliche Barrieren
    ➜ Unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Sprachbarrieren können die Kommunikation erschweren und Missverständnisse verursachen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Pflege von Patienten mit Niereninsuffizienz erfordert die Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams, das aus Ärzten, Pflegekräften, Ernährungsberatern, Sozialarbeitern und weiteren Fachleuten besteht:

  • Koordination von Pflegeplänen
    ➜ Die Abstimmung zwischen den verschiedenen Fachbereichen und die Integration der Pflegepläne kann herausfordernd sein.
  • Kommunikation im Team
    ➜ Eine effektive Kommunikation innerhalb des Teams ist unerlässlich, um eine konsistente und qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen.

Ressourcenmanagement

Die Pflege von Niereninsuffizienzpatienten ist ressourcenintensiv:

  • Zeitaufwand
    ➜ Pflegekräfte müssen viel Zeit für die Überwachung, Betreuung und Unterstützung der Patienten aufwenden, was zu einer hohen Arbeitsbelastung führen kann.
  • Finanzielle Belastung
    ➜ Die kostenintensive Behandlung der Niereninsuffizienz kann auch für das Gesundheitssystem eine Herausforderung darstellen, insbesondere bei der Dialyseversorgung.

Fallbeispiel: Pflege bei Niereninsuffizienz

Patientenvorstellung

Frau Maria Schmidt, 68 Jahre alt, lebt allein in einer Wohnung in einem städtischen Wohngebiet. Sie ist pensionierte Lehrerin und hat einen erwachsenen Sohn, der in einer anderen Stadt lebt. Frau Schmidt wird von ihrem Hausarzt in die nephrologische Ambulanz überwiesen, da sie über zunehmende Müdigkeit, Schwellungen in den Beinen und eine allgemeine Verschlechterung ihres Gesundheitszustands klagt.

Anamnese

  • Medizinische Vorgeschichte:
    • Diabetes mellitus Typ 2 seit 15 Jahren, schlecht eingestellt.
    • Hypertonie seit 10 Jahren, mit medikamentöser Therapie.
    • Untergewicht (BMI 20).
    • Chronische Niereninsuffizienz (CNV), Stadium 3, seit 5 Jahren bekannt.
    • Frühere Krankenhausaufenthalte wegen Herzinsuffizienz und Harnwegsinfektionen.
  • Aktuelle Beschwerden:
    • Zunehmende Müdigkeit und Schwäche.
    • Ödeme in den unteren Extremitäten.
    • Abnahme der Urinmenge.
    • Übelkeit und Appetitlosigkeit.
    • Gelegentliche Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten.
  • Soziale Anamnese:
    • Lebt allein, Sohn wohnt weit entfernt.
    • Ehemann vor 5 Jahren verstorben.
    • Eingeschränkte Mobilität; verlässt das Haus nur selten.
    • Erhält Unterstützung durch eine ambulante Pflegekraft, die einmal täglich kommt.

Diagnostik

  • Echokardiographie
    ➜ Hinweise auf linksventrikuläre Hypertrophie, reduzierte Auswurffraktion.
  • Klinische Untersuchung:
    • Deutliche Beinödeme (pitting).
    • Bluthochdruck (160/100 mmHg).
    • Blasse Hautfarbe, leichte Anämiezeichen.
  • Labordiagnostik:
    • Serum-Kreatinin: 3,5 mg/dl (erhöht).
    • eGFR (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate): 25 ml/min (entspricht Stadium 4 CKD).
    • Hämoglobin: 9 g/dl (Anämie).
    • Kalium: 5,5 mmol/l (leicht erhöht).
    • Albuminurie: 500 mg/24 h (erhöht).

Bildgebung

  • Sonographie der Nieren
    ➜ Schrumpfnieren beidseits mit unregelmäßigem Parenchym.
  • Echokardiographie
    ➜ Hinweise auf linksventrikuläre Hypertrophie, reduzierte Auswurffraktion.

Pflegeplanung

Pflegediagnose 1: Flüssigkeitsretention und Ödeme in den unteren Extremitäten

  • Pflegeziel
    ➜ Frau Schmidt wird innerhalb der nächsten 4 Wochen eine stabile Flüssigkeitsbilanz erreichen, was durch die Reduzierung der Ödeme und eine Gewichtsstabilisierung um +/- 0,5 kg pro Woche erkennbar ist.

Pflegediagnose 2: Mangelernährung aufgrund von Appetitlosigkeit und Übelkeit.

  • Pflegeziele
    ➜ Frau Schmidt wird innerhalb von 8 Wochen eine Verbesserung des Ernährungszustands aufweisen, erkennbar durch eine Erhöhung des Albuminspiegels und eine subjektive Besserung des Appetits.

Pflegediagnose 3: Optimierung der Medikamenteneinnahme

  • Pflegeziele
    ➜ Frau Schmidt wird innerhalb der nächsten 2 Wochen eine korrekte und regelmäßige Einnahme ihrer verordneten Medikamente sicherstellen, was durch eine stabile Blutdruckkontrolle und verbesserte Laborwerte sichtbar wird.

Pflegediagnose 4: Eingeschränkte Mobilität und Gefahr der Dekonditionierung

  • Pflegeziele
    ➜ Frau Schmidt wird innerhalb der nächsten 12 Wochen ihre körperliche Beweglichkeit verbessern, erkennbar durch eine gesteigerte Gehstrecke und eine Reduktion der körperlichen Erschöpfung.

Pflegediagnose 5: Soziale Isolation und depressive Verstimmung aufgrund des Alleinlebens und der eingeschränkten Mobilität.

  • Pflegeziele
    ➜ Frau Schmidt wird innerhalb der nächsten 6 Wochen eine Verbesserung ihres emotionalen Wohlbefindens erfahren, erkennbar durch vermehrte soziale Interaktionen und eine positive Stimmungslage.

Pflegemaßnahmen

Maßnahmen zur Pflegediagnose 1: Flüssigkeitsretention und Ödeme in den unteren Extremitäten

  • Tägliche Gewichtskontrolle
    ➜ Durchführung durch die Pflegekraft, Dokumentation der Ergebnisse.
  • Überwachung der Urinausscheidung
    ➜ Erfassung von Menge und Häufigkeit, um die Flüssigkeitsbilanz zu kontrollieren.
  • Anpassung der Flüssigkeitszufuhr
    ➜ Begrenzung der Flüssigkeitsaufnahme auf 1,5 Liter/Tag nach ärztlicher Anweisung.
  • Hochlagern der Beine
    ➜ Förderung des Flüssigkeitsrückflusses, um Ödeme zu reduzieren.

Maßnahmen zur Pflegediagnose 2: Mangelernährung aufgrund von Appetitlosigkeit und Übelkeit.

  • Ernährungsberatung
    ➜ Zusammenarbeit mit einer Ernährungsberaterin zur Erstellung eines individuellen Ernährungsplans, der kalium-, natrium- und phosphatarm ist.
  • Förderung kleiner, häufiger Mahlzeiten
    ➜ Anregung zum Verzehr von kleinen, nährstoffreichen Mahlzeiten, um den Appetit zu fördern.
  • Beobachtung und Dokumentation der Nahrungsaufnahme
    ➜ Überwachung, ob die vorgegebenen Mengen und Nährstoffe zugeführt werden.
  • Unterstützung bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
    ➜ Ergänzung durch Eisen und Erythropoetin bei Anämie, gemäß ärztlicher Verordnung.

Maßnahmen zur Pflegediagnose 3: Optimierung der Medikamenteneinnahme

  • Organisation der Medikation
    ➜ Verwendung eines Medikamentendispenser, um die tägliche Einnahme zu erleichtern.
  • Schulung zur Medikamenteneinnahme
    ➜ Aufklärung von Frau Schmidt über die Bedeutung der regelmäßigen Einnahme und mögliche Nebenwirkungen.
  • Kontrolle der Medikamenteneinnahme
    ➜ Überprüfung durch die Pflegekraft während des täglichen Besuchs.
  • Regelmäßige Blutdruckmessungen
    ➜ Überwachung zur Beurteilung der Wirksamkeit der Antihypertensiva.

Maßnahmen zur Pflegediagnose 4: Eingeschränkte Mobilität und Gefahr der Dekonditionierung

  • Durchführung von täglichen Bewegungsübungen
    ➜ Anleitung und Unterstützung bei leichten körperlichen Übungen (z.B. Gymnastik im Sitzen).
  • Physiotherapie-Einheiten
    ➜ Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten, um die Beweglichkeit zu fördern und Muskelatrophie zu vermeiden.
  • Förderung der Selbstständigkeit
    ➜ Unterstützung bei der Durchführung alltäglicher Aktivitäten, wie Ankleiden und Körperpflege.

Maßnahmen zur Pflegediagnose 5: Soziale Isolation und depressive Verstimmung aufgrund des Alleinlebens und der eingeschränkten Mobilität.

  • Regelmäßige Gespräche
    ➜ Tägliche Gespräche zur Erhebung des psychischen Befindens und zur emotionalen Unterstützung.
  • Vermittlung von sozialen Diensten
    ➜ Organisation von Besuchsdiensten oder Teilnahme an einer Seniorengruppe, um soziale Kontakte zu fördern.
  • Ermutigung zu sozialen Aktivitäten
    ➜ Unterstützung bei der Teilnahme an kleinen Ausflügen oder Treffen mit Bekannten, um Isolation zu verringern.
  • Angebot von Entspannungstechniken
    ➜ sEinführung in einfache Entspannungstechniken, um Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern.

Evaluation

Die Evaluation der Pflege erfolgt systematisch anhand der gesetzten Pflegeziele und den durchgeführten Pflegemaßnahmen. Hierbei wird überprüft, ob die Maßnahmen die gewünschten Ergebnisse erzielt haben und ob Anpassungen notwendig sind.

Evaluation der Pflegediagnose 1: Flüssigkeitsretention und Ödeme in den unteren Extremitäten

  • Tägliche Gewichtskontrolle und Dokumentation der Urinausscheidung
    ➜ Das Körpergewicht von Frau Schmidt blieb innerhalb des Zielbereichs stabil, und die Ödeme haben sich signifikant reduziert. Es ist keine Anpassung der Flüssigkeitszufuhr erforderlich. Das Ziel wurde erreicht.
  • Hochlagern der Beine
    ➜ Frau Schmidt berichtet über weniger Schwellungen und ein verbessertes Wohlbefinden. Das Ziel wurde erreicht, die Maßnahme wird beibehalten.

Evaluation der Pflegediagnose 2: Mangelernährung aufgrund von Appetitlosigkeit und Übelkeit.

  • Beratung durch eine Ernährungsberaterin und Überwachung der Nahrungsaufnahme
    ➜ Der Albuminspiegel hat sich leicht erhöht, und Frau Schmidt berichtet über einen verbesserten Appetit. Die Nahrungsaufnahme hat sich stabilisiert. Das Ziel wurde teilweise erreicht, weitere Überwachung erforderlich.
  • Unterstützung bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
    ➜ Die regelmäßige Einnahme von Eisenpräparaten zeigt eine positive Wirkung auf die Anämie. Frau Schmidt fühlt sich weniger müde. Das Ziel wurde erreicht.

Evaluation der Pflegediagnose 3: Optimierung der Medikamenteneinnahme

  • Organisation der Medikation und Kontrolle der Einnahme
    ➜ Frau Schmidt nimmt ihre Medikamente regelmäßig ein. Der Blutdruck ist stabil, und die Laborwerte haben sich verbessert. Das Ziel wurde vollständig erreicht.
  • Regelmäßige Blutdruckmessungen
    Blutdruckmessungen zeigen Werte innerhalb des Zielbereichs. Es sind keine weiteren Anpassungen nötig. Das Ziel wurde erreicht.

Evaluation der Pflegediagnose 4: Eingeschränkte Mobilität und Gefahr der Dekonditionierung

  • Durchführung von täglichen Bewegungsübungen und Physiotherapie-Einheiten
    ➜ Frau Schmidt zeigt eine verbesserte Beweglichkeit und kann längere Strecken ohne Erschöpfung bewältigen. Die Physiotherapie trägt zur Kräftigung bei. Das Ziel wurde erreicht.
  • Unterstützung bei täglichen Aktivitäten
    ➜ Frau Schmidt kann selbstständiger grundlegende Aktivitäten des täglichen Lebens (ADLs) durchführen. Die Maßnahme zeigt Erfolg, das Ziel wurde erreicht.

Evaluation der Pflegediagnose 5: Soziale Isolation und depressive Verstimmung aufgrund des Alleinlebens und der eingeschränkten Mobilität.

  • Regelmäßige Gespräche und Vermittlung von sozialen Diensten
    ➜ Frau Schmidt zeigt eine verbesserte Stimmung und hat begonnen, soziale Dienste in Anspruch zu nehmen. Sie berichtet über eine Verringerung ihrer Einsamkeit. Das Ziel wurde erreicht.
  • Ermutigung zu sozialen Aktivitäten
    ➜ Frau Schmidt nimmt gelegentlich an sozialen Aktivitäten teil und fühlt sich dadurch weniger isoliert. Die Teilnahme an diesen Aktivitäten hat sich positiv auf ihre psychische Gesundheit ausgewirkt. Das Ziel wurde teilweise erreicht; weitere Motivation ist notwendig.

Insgesamt wurden die Pflegeziele größtenteils erreicht, und die Pflegemaßnahmen haben zu einer deutlichen Verbesserung des Gesundheitszustands und Wohlbefindens von Frau Schmidt geführt. Einige Ziele, insbesondere im Bereich der psychosozialen Unterstützung und Ernährung, erfordern weiterhin Aufmerksamkeit und gegebenenfalls eine Anpassung der Pflegemaßnahmen. Regelmäßige Reevaluierungen werden durchgeführt, um sicherzustellen, dass Frau Schmidt weiterhin optimal versorgt wird und ihre Lebensqualität erhalten bleibt.

Zusammenfassung

Die Niereninsuffizienz ist eine komplexe Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Ursachen und Risikofaktoren beeinflusst wird. Präventive Maßnahmen, wie die Kontrolle von Bluthochdruck und Diabetes, eine gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil, können das Risiko einer Niereninsuffizienz erheblich verringern. Pflegekräfte und Ärzte müssen sich dieser Risikofaktoren bewusst sein, um frühzeitig eingreifen und die Progression der Erkrankung verhindern oder verlangsamen zu können.

Quellen

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