Penis: Anatomie, Funktion, Pathologie

Wortart:
Substantiv, maskulin
Aussprache (IPA):
[ˈpeːnɪs]
Plural:
Penisse
Trennung:
Pen|is
Fachbegriff:
Membrum virile, Phallus
Englisch:
penis

Der Penis (Membrum virile) ist ein zentrales Organ des männlichen Fortpflanzungssystems und spielt eine entscheidende Rolle sowohl bei der Reproduktion als auch bei der Ausscheidung. Seine anatomische und physiologische Komplexität spiegelt die multifunktionale Natur dieses Organs wider, das als Transportkanal für Samenflüssigkeit und Urin dient. In der Medizin ist das Verständnis der Anatomie und der Funktionen des Penis entscheidend, um verschiedene Erkrankungen und Funktionsstörungen diagnostizieren und behandeln zu können.

Definition

Der Penis ist das äußere männliche Geschlechtsorgan, das bei der Fortpflanzung und der Ausscheidung von Urin eine zentrale Rolle spielt. Er besteht aus einer komplexen Struktur von Gewebe, Blutgefäßen, Nerven und Drüsen, die zusammenarbeiten, um Erektion, Ejakulation und Urinieren zu ermöglichen.

Funktion und Lage

Der Penis erfüllt zwei Hauptfunktionen: die Fortpflanzung und die Ausscheidung von Urin. Diese Aufgaben werden durch die besondere Anatomie und Physiologie des Organs ermöglicht. Das Geschlechtsorgan ist ein äußeres Organ und befindet sich zwischen den Beinen des Mannes.

Funktion des Penisses

Fortpflanzung

  • Während der sexuellen Erregung füllen sich die Schwellkörper des Penis mit Blut, was zu einer Erektion führt. Diese Versteifung ermöglicht das Eindringen des Penis in die Vagina während des Geschlechtsverkehrs.
  • Die Erektion wird durch ein komplexes Zusammenspiel von nervalen (sympathischen und parasympathischen Nervenfasern) und vaskulären Mechanismen gesteuert.
  • Bei der Ejakulation, die in der Regel am Höhepunkt der sexuellen Erregung auftritt, werden Sperma und Samenflüssigkeit durch die Harnröhre nach außen ausgestoßen. Dies ist der Prozess, der die Übertragung von Spermien in das weibliche Fortpflanzungssystem ermöglicht.

Ausscheidung von Urin

  • Der Penis dient auch als Transportweg für Urin, der von der Blase durch die Harnröhre nach außen geleitet wird. Dies ist eine essenzielle Funktion für die Ausscheidung von Abfallprodukten des Stoffwechsels.
  • Die Harnröhre verläuft durch das Corpus spongiosum des Penis und endet an der Spitze der Eichel. Ein Verschlussmechanismus, der durch Muskelkontraktionen gesteuert wird, verhindert, dass Urin und Samenflüssigkeit gleichzeitig durch die Harnröhre geleitet werden.

Lage des Auges

Der Penis ist ein äußeres Organ, das sich im vorderen unteren Bereich des männlichen Beckens befindet. Er ist am Schambein (Os pubis) verankert und liegt im Bereich der vorderen Bauchwand, unterhalb der Blase.

Makroskopische Anatomie

Der Penis besteht makroskopisch aus drei Hauptteilen: der Wurzel (Radix penis), dem Schaft (Corpus penis) und der Eichel (Glans penis). Diese Struktur ermöglicht dem Penis, seine Funktionen als Fortpflanzungsorgan und Ausscheidungsweg für Urin auszuführen.

Peniswurzel (Radix penis)

Die Wurzel des Penis ist der fest im Becken verankerte Teil. Sie besteht aus den Crura penis und dem Bulbus penis:

  • Crura penis
    ➜ Dies sind zwei längliche Fortsätze der Corpora cavernosa, die seitlich an den unteren Ästen des Sitzbeins (Ischium) und dem Schambein befestigt sind. Die Crura penis sind von Bindegewebe und Muskulatur umgeben, insbesondere vom Musculus ischiocavernosus, der bei der Erektion eine wichtige Rolle spielt.
  • Bulbus penis
    ➜ Dies ist der erweiterte proximale Teil des Corpus spongiosum, der in der Wurzel des Penis liegt. Er ist ebenfalls mit Muskelfasern, insbesondere dem Musculus bulbospongiosus, bedeckt. Diese Muskeln sind aktiv an der Ejakulation beteiligt, indem sie rhythmische Kontraktionen erzeugen, die die Samenflüssigkeit durch die Harnröhre treiben.

Penisschaft (Corpus penis)

Der Schaft des Penis ist der freiliegende, längste Teil des Organs und besteht aus drei Schwellkörpern:

  • Corpora cavernosa
    ➜ Dies sind zwei parallel verlaufende, zylindrische Schwellkörper, die an der Oberseite des Penis liegen. Sie bestehen aus einem Netzwerk von Kavernen (Hohlräumen), die von der Tunica albuginea, einer dichten, faserigen Hülle, umgeben sind. Diese Schwellkörper füllen sich bei der Erektion mit Blut und verursachen so die Versteifung des Penis.
  • Corpus spongiosum
    ➜ Dieser Schwellkörper verläuft an der Unterseite des Penis und umgibt die Harnröhre. Im Gegensatz zu den Corpora cavernosa wird das Corpus spongiosum bei der Erektion nicht so stark verhärtet, um eine Kompression der Harnröhre zu verhindern. Das Corpus spongiosum erweitert sich am distalen Ende zum Glans penis.

Der Schaft des Penis ist von einer dünnen Hautschicht bedeckt, die flexibel ist und sich bei der Erektion ausdehnen kann. Unter der Haut liegt die Fascia penis superficialis (auch als Buck-Faszie bekannt), eine dünne Bindegewebsschicht, die die Schwellkörper umgibt.

Eichel (Glans penis)

Die Eichel ist die verdickte, konische Erweiterung des Corpus spongiosum am distalen Ende des Penis. Sie ist hochempfindlich und spielt eine Schlüsselrolle bei der sexuellen Stimulation. Die Eichel ist von der Corona glandis, einem wulstartigen Rand, umgeben, der die Grenze zum Schaft markiert.

  • Vorhaut (Preputium)
    ➜ Die Eichel ist im nicht erigierten Zustand von der Vorhaut bedeckt, einer doppelten Hautfalte, die sich über die Eichel erstreckt und Schutz sowie Lubrikation bietet. Bei der Erektion zieht sich die Vorhaut normalerweise zurück und legt die Eichel frei. Die Entfernung der Vorhaut wird als Beschneidung (Zirkumzision) bezeichnet.
  • Meatus urethrae externus
    ➜ Dies ist die äußere Öffnung der Harnröhre an der Spitze der Eichel, durch die Urin und Samenflüssigkeit den Körper verlassen.
  • Corona glandis
    ➜ Die Eichel wird von der Corona glandis umgeben, einem wulstartigen Rand, der die Eichel von dem Schaft des Penis abgrenzt. Diese Struktur trägt zur Form und Funktion der Eichel bei und verstärkt die Empfindung während sexueller Aktivität.
  • Frenulum (Frenulum preputii)
    ➜ Das Frenulum ist ein kleines, elastisches Gewebeband, das sich an der Unterseite der Eichel befindet und die Eichel mit der Vorhaut verbindet. Das Frenulum spielt eine wichtige Rolle bei der Rückstellung der Vorhaut über die Eichel nach einer Erektion oder nach dem Zurückziehen der Vorhaut.

Mikroskopische Anatomie

Die mikroskopische Anatomie des Penis offenbart die komplexe Gewebestruktur, die seine makroskopischen Funktionen unterstützt. Die Schichten und Komponenten des Penis bestehen aus verschiedenen Gewebetypen, die spezifische Funktionen erfüllen, insbesondere in Bezug auf die Erektion, Ejakulation und Sensibilität.

Haut und subkutane Schichten

  • Epidermis
    ➜ Die äußerste Schicht des Penis ist die Epidermis, die aus mehrschichtigem Plattenepithel besteht. Diese Schicht ist relativ dünn und enthält Melanozyten, die für die Pigmentierung der Haut verantwortlich sind. Die Haut des Penis ist im Allgemeinen flexibler und dünner als die Haut an anderen Körperstellen, was die Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit während der Erektion ermöglicht.
  • Dermis
    ➜ Unter der Epidermis liegt die Dermis, die reich an elastischen Fasern, Blutgefäßen und Nervenenden ist. Diese Schicht enthält auch Haarfollikel und Schweißdrüsen, insbesondere in der Vorhautregion. Die Nervenenden in der Dermis sind für die hohe Sensibilität des Penis verantwortlich, besonders in der Eichel und im Frenulum.
  • Subkutanes Gewebe
    ➜ Unter der Dermis befindet sich das subkutane Gewebe, das aus lockerem Bindegewebe besteht und die Blutgefäße und Nerven weiter umhüllt. Diese Schicht ist wichtig für die Flexibilität und Bewegung der Haut über den darunterliegenden Strukturen.

Faszien und Bindegewebe

  • Fascia penis superficialis (Dartos-Faszie)
    ➜ Diese oberflächliche Faszie umgibt das subkutane Gewebe und enthält glatte Muskelfasern, die für die Faltenbildung der Haut verantwortlich sind. Sie spielt eine Rolle bei der Temperaturregulation des Penis.
  • Fascia penis profunda (Buck-Faszie)
    ➜ Diese tiefere Faszie umhüllt die Schwellkörper (Corpora cavernosa und Corpus spongiosum) und bietet strukturelle Unterstützung. Sie trennt die Corpora cavernosa vom Corpus spongiosum und hält die Gefäß- und Nervensysteme an Ort und Stelle.

Schwellkörper

  • Corpora cavernosa
    ➜ Die beiden Corpora cavernosa bestehen aus einem dichten Netzwerk von vaskulären Kavernen (Hohlräumen), die von Endothelzellen ausgekleidet sind. Diese Kavernen sind in ruhendem Zustand kollabiert, füllen sich jedoch bei sexueller Erregung mit Blut, was zur Erektion führt. Die Tunica albuginea, eine dicke, faserige Hülle aus kollagenen und elastischen Fasern, umgibt jedes Corpus cavernosum. Diese Struktur verleiht dem Penis während der Erektion seine Festigkeit, indem sie das Blut innerhalb der Kavernen einschließt.
  • Corpus spongiosum
    ➜ Das Corpus spongiosum umgibt die Harnröhre und ist ebenfalls ein kavernöses Gewebe, jedoch weniger dicht als die Corpora cavernosa. Das Corpus spongiosum dehnt sich bei der Erektion aus, ohne jedoch vollständig zu verhärten, um die Harnröhre vor Kompression zu schützen. Im distalen Bereich erweitert sich das Corpus spongiosum zur Eichel (Glans penis), die ebenfalls aus schwammartigem Gewebe besteht.

Harnröhre (Urethra)

  • Epithel
    ➜ Die Harnröhre im Penis ist mit einem Übergangsepithel (Urothel) ausgekleidet, das sich in Richtung der Eichel zu einem mehrschichtigen Plattenepithel verändert. Dieses Epithel ist robust und widerstandsfähig gegen den Durchfluss von Urin und Samenflüssigkeit.
  • Glandulae urethrales (Littré-Drüsen)
    ➜ Entlang der Harnröhre befinden sich Schleimdrüsen, die sogenannte Littré-Drüsen, die ein schleimiges Sekret absondern. Dieses Sekret dient als Gleitmittel und schützt die Harnröhre vor mechanischer Abnutzung und dem sauren pH-Wert des Urins.

Nerven und Blutgefäße

Die Blutversorgung und Innervation des Penis sind entscheidend für seine Funktionen, insbesondere für die Erektion, Ejakulation und Sensibilität. Die komplexe Struktur von Blutgefäßen und Nerven ermöglicht das reibungslose Zusammenspiel dieser Prozesse.

Nerven

Autonome Innervation

  • Parasympathische Nerven
    ➜ Die parasympathische Innervation stammt hauptsächlich aus dem Plexus hypogastricus inferior und verläuft über den Nervus cavernous zum Penis. Diese Nervenfasern sind für die Erektion verantwortlich, indem sie eine Vasodilatation der Arteriae profundae penis bewirken. Dies führt zur Füllung der Schwellkörper mit Blut und zur Versteifung des Penis.
  • Sympathische Nerven
    ➜ Die sympathische Innervation wird ebenfalls durch den Plexus hypogastricus inferior vermittelt. Sympathische Nervenfasern sind vor allem für die Ejakulation verantwortlich, indem sie die Kontraktion der glatten Muskulatur in den Samenleitern, den akzessorischen Geschlechtsdrüsen und der Harnröhre auslösen.

Somatische Innervation

  • Nervus dorsalis penis
    ➜ Dieser Nerv, ein Ast des Nervus pudendus, ist der Hauptnerv für die somatosensorische Innervation des Penis. Er verläuft entlang der dorsalen Seite des Penis und versorgt die Haut, die Vorhaut und die Eichel. Der Nervus dorsalis penis ist verantwortlich für die Weiterleitung sensorischer Informationen wie Berührungen, Druck und Schmerz an das zentrale Nervensystem, was zu einer sehr hohen Empfindlichkeit des Penis führt.
  • Nervus pudendus
    ➜ Dieser Nerv innerviert auch den Musculus ischiocavernosus und den Musculus bulbospongiosus, die wichtige Funktionen bei der Erektion und Ejakulation ausüben.

Blutgefäße

Arterielle Versorgung

  • Arteria pudenda interna
    ➜ Die Hauptarterie, die den Penis versorgt, ist die Arteria pudenda interna, ein Ast der Arteria iliaca interna. Sie verzweigt sich in mehrere Äste, die den Penis direkt versorgen:
    • Arteriae dorsales penis: Diese Arterien verlaufen entlang der dorsalen Seite des Penis und versorgen die Haut, das Bindegewebe und die Tunica albuginea. Sie tragen auch zur Versorgung der Eichel (Glans penis) bei.
    • Arteriae profundae penis: Diese Arterien, auch als Arteriae cavernosae bezeichnet, verlaufen innerhalb der Corpora cavernosa. Sie sind entscheidend für die Erektion, da sie das Blut direkt in die Kavernen der Corpora cavernosa leiten.
    • Arteria bulbi penis: Diese Arterie versorgt das Corpus spongiosum und die Harnröhre und spielt eine Rolle bei der Versorgung des Bulbus penis.
    • Arteria urethralis: Diese Arterie verläuft entlang der Harnröhre und versorgt das Corpus spongiosum, die Harnröhre selbst und teilweise die Eichel.

Venöse Drainage

  • Vena dorsalis profunda penis
    ➜ Diese tiefe Vene verläuft parallel zur Arteria dorsalis penis und drainiert das Blut aus den Corpora cavernosa. Sie führt das Blut in das venöse Plexus system (Plexus venosus prostaticus) im Becken ab.
  • Vena dorsalis superficialis penis
    ➜ Diese oberflächliche Vene drainiert das Blut aus der Haut und dem subkutanen Gewebe des Penis und mündet in das oberflächliche venöse System des Abdomens.
  • Venae cavernosae
    ➜ Diese Venen sammeln das Blut aus den Kavernen der Corpora cavernosa und leiten es in die Vena dorsalis profunda ab.

Pathophysiologie und klinische Relevanz

Der Penis kann von verschiedenen pathologischen Zuständen betroffen sein, die seine Funktion beeinträchtigen. Ein fundiertes Verständnis der Pathophysiologie dieser Zustände ist entscheidend für die Diagnose und Behandlung durch medizinisches Fachpersonal.

Erektile Dysfunktion (ED)

Erektile Dysfunktion (ED) ist die Unfähigkeit, eine Erektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten, die für den Geschlechtsverkehr ausreichend ist. Sie kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter vaskuläre, neurologische, hormonelle und psychologische Ursachen.

  • Vaskuläre Ursachen
    ➜ Atherosklerose oder eine reduzierte arterielle Durchblutung kann die Fähigkeit der Arteriae profundae penis beeinträchtigen, ausreichend Blut in die Corpora cavernosa zu leiten, was zu einer unvollständigen oder fehlenden Erektion führt. Auch eine venöse Insuffizienz, bei der das Blut zu schnell aus den Schwellkörpern abfließt, kann die Erektion verhindern.
  • Neurologische Ursachen
    ➜ Schäden an den Nerven, die die Erektion steuern, wie bei Diabetes mellitus, Multiple Sklerose oder nach Operationen im Beckenbereich, können die Fähigkeit des Penis beeinträchtigen, auf sexuelle Reize zu reagieren.
  • Hormonelle Ursachen
    ➜ Ein niedriger Testosteronspiegel oder Störungen im Hormonhaushalt, wie eine Hypothyreose, können zur ED beitragen.
  • Psychologische Ursachen
    ➜ Stress, Angst, Depressionen oder Beziehungsprobleme können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von ED spielen.

Peyronie-Krankheit

Die Peyronie-Krankheit ist eine Bindegewebserkrankung des Penis, die durch die Bildung von fibrösem Narbengewebe in der Tunica albuginea der Corpora cavernosa gekennzeichnet ist. Dies führt zu einer abnormen Krümmung des Penis, die oft mit Schmerzen und einer Beeinträchtigung der sexuellen Funktion einhergeht.

  • Ursachen
    ➜ Die genaue Ursache der Peyronie-Krankheit ist unklar, jedoch wird vermutet, dass wiederholte Mikrotraumata während des Geschlechtsverkehrs oder anderer Aktivitäten zu Entzündungen und Narbenbildung führen können.
  • Klinische Manifestationen
    ➜ Patienten berichten häufig über eine plötzlich auftretende Krümmung des Penis, die im erigierten Zustand sichtbar wird, sowie über Schmerzen während der Erektion. In schweren Fällen kann die Krümmung das Eindringen beim Geschlechtsverkehr unmöglich machen.

Priapismus

Priapismus ist eine anhaltende und oft schmerzhafte Erektion, die länger als vier Stunden andauert und nicht durch sexuelle Stimulation verursacht wird. Es gibt zwei Haupttypen:

  • Ischämischer (niedriges Durchflussvolumen) Priapismus
    ➜ Dies ist der häufigste Typ und wird durch eine Blockierung des venösen Abflusses verursacht, was zu einer Stagnation des Blutes in den Corpora cavernosa führt. Dies kann zu einer Gewebehypoxie und Nekrose führen, wenn es nicht schnell behandelt wird.
  • Nicht-ischämischer (hohes Durchflussvolumen) Priapismus
    ➜ Dieser Typ wird durch eine unregulierte arterielle Zufuhr von Blut in die Schwellkörper verursacht, oft aufgrund eines Traumas oder einer arteriovenösen Fistel. Er ist weniger schmerzhaft und weniger dringlich als der ischämische Typ.

Penisfraktur

Eine Penisfraktur ist ein seltener, aber ernsthafter Notfall, der auftritt, wenn die Tunica albuginea eines oder beider Corpora cavernosa während einer Erektion plötzlich reißt. Dies geschieht typischerweise bei einem abrupten Trauma des erigierten Penis, wie es bei bestimmten sexuellen Positionen oder unglücklichen Bewegungen vorkommen kann.

  • Symptome
    ➜ Ein lautes „Knack“-Geräusch, sofortige Schmerzen, Schwellung und ein schnelles Nachlassen der Erektion sind charakteristische Anzeichen einer Penisfraktur. Es kann auch zu Blutungen und einer sichtbaren Verkrümmung des Penis kommen.

Balanitis und Balanoposthitis

Balanitis ist eine Entzündung der Eichel (Glans penis), während Balanoposthitis eine Entzündung der Eichel und der Vorhaut (Preputium) bezeichnet. Diese Zustände können durch Infektionen, Hauterkrankungen, Reizungen oder allergische Reaktionen verursacht werden.

  • Infektionen
    ➜ Bakterielle oder Pilzinfektionen (z. B. durch Candida albicans) sind häufige Ursachen. Mangelnde Hygiene, insbesondere bei nicht beschnittenen Männern, kann das Risiko erhöhen.
  • Nicht-infektiöse Ursachen
    ➜ Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Ekzeme können ebenfalls zu Balanitis führen, ebenso wie Reizungen durch Seifen, Kondome oder andere Substanzen.

Phimose

Phimose bezeichnet einen Zustand, bei dem die Vorhaut des Penis (Preputium) zu eng ist, um über die Eichel (Glans penis) zurückgezogen zu werden. Diese Verengung kann angeboren sein oder sich sekundär entwickeln, oft aufgrund wiederholter Entzündungen, Infektionen oder Narbenbildung.

  • Primäre (angeborene) Phimose
    ➜ Bei Säuglingen und kleinen Kindern ist eine enge Vorhaut oft physiologisch und löst sich normalerweise im Laufe der Entwicklung. Wenn die Vorhaut jedoch auch nach der Pubertät eng bleibt, spricht man von einer pathologischen Phimose.
  • Sekundäre (erworbene) Phimose
    ➜ Diese Form tritt häufig bei Erwachsenen auf und wird durch wiederholte Entzündungen der Vorhaut (Balanoposthitis), Verletzungen oder Vernarbungen verursacht. Eine häufige Ursache ist eine chronische Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) oder eine schlechte Hygiene.

Penisdeviation (Krümmung des Penis)

Penisdeviation bezeichnet eine abnormale Krümmung des Penis, die entweder angeboren oder erworben sein kann. Die erworbene Form ist häufig mit der Peyronie-Krankheit verbunden, während die angeborene Form oft durch ungleichmäßiges Wachstum der Corpora cavernosa verursacht wird.

  • Angeborene Penisdeviation
    ➜ Diese Form der Penisdeviation ist in der Regel schon bei Geburt vorhanden und kann auf eine asymmetrische Entwicklung der Schwellkörper zurückzuführen sein. Die Krümmung ist meist mild und verursacht selten Beschwerden.
  • Erworbene Penisdeviation
    ➜ Diese Form tritt häufig im Zusammenhang mit der Peyronie-Krankheit auf, bei der fibröses Narbengewebe in der Tunica albuginea der Corpora cavernosa wächst und zu einer deutlichen Krümmung des Penis führt, insbesondere bei Erektionen.

Peniskarzinom

Peniskarzinom ist eine seltene, aber schwerwiegende Krebsart, die vor allem die Haut und das Gewebe des Penis betrifft. Der häufigste Typ ist das Plattenepithelkarzinom, das in den Epithelzellen der Haut beginnt.

  • Risikofaktoren
    ➜ Zu den Hauptrisikofaktoren gehören eine chronische Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV), Rauchen, eine schlechte Genitalhygiene und eine langanhaltende Phimose. Männer, die nicht beschnitten sind, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, da Smegma (ein Mix aus Hautzellen, Ölen und Feuchtigkeit) unter der Vorhaut krebserregend wirken kann.
  • Symptome
    ➜ Frühstadien des Peniskarzinoms können durch kleine, nicht heilende Geschwüre oder Knoten auf der Eichel, der Vorhaut oder dem Schaft des Penis gekennzeichnet sein. In fortgeschrittenen Stadien können Schmerzen, Blutungen und eine Vergrößerung der Leistenlymphknoten auftreten.

Sexuell übertragbare Krankheiten (STI)

Sexuell übertragbare Krankheiten (STI) sind Infektionen, die hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Der Penis ist häufig der primäre Ort der Infektion, insbesondere bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

  • Häufige STI
    ➜ Zu den häufigsten STI gehören Chlamydien, Gonorrhoe, Syphilis, Herpes genitalis, und humane Papillomavirus (HPV)-Infektionen. Diese Infektionen können verschiedene Teile des Penis betreffen, einschließlich der Eichel, der Harnröhre und der Vorhaut.
  • Symptome
    ➜ Die Symptome variieren je nach Art der Infektion, können jedoch Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen, Ausfluss aus der Harnröhre, Geschwüre, Bläschen und Warzen umfassen.

Diagnostik

Die Diagnostik von Erkrankungen des Penis umfasst eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung, bildgebenden Verfahren und labordiagnostischen Tests. Die genaue Diagnose ist entscheidend für die Auswahl der richtigen Therapie und die Vermeidung von Komplikationen.

  • Anamnese
    • Erfassung der Symptome (z. B. Schmerzen, Krümmung, Hautveränderungen)
    • Sexual- und medizinische Vorgeschichte, inklusive Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchen, oder vorherige Erkrankungen.
  • Klinische Untersuchung
    • Inspektion des Penis auf sichtbare Anomalien wie Ulzera, Knoten oder Verkrümmungen.
    • Palpation zur Identifikation von verhärteten Bereichen oder Schmerzen.
    • Test der Vorhautbeweglichkeit zur Diagnose von Phimose oder Paraphimose.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Ultraschall/Doppler: Beurteilung der Blutversorgung, insbesondere bei erektiler Dysfunktion und Priapismus.
    • MRT: Detailaufnahmen für die Beurteilung von Tumoren oder Verletzungen.
    • Cavernosographie: Diagnostik bei Verdacht auf venöse Leckage.
  • Labordiagnostik
    • Bluttests: Untersuchung auf hormonelle Ungleichgewichte oder systemische Erkrankungen.
    • Urintests: Nachweis von Infektionen oder sexuell übertragbaren Krankheiten (STIs).
    • Biopsie: Gewebeprobeentnahme bei verdächtigen Läsionen zur Krebsdiagnose.
  • Spezielle Tests
    • Nocturnal Penile Tumescence (NPT): Unterscheidung zwischen psychogener und organischer erektiler Dysfunktion.
    • Intrakavernöse Injektion: Überprüfung der Erektionsfähigkeit bei vaskulären Problemen.

Zusammenfassung

Der Penis ist das äußere männliche Geschlechtsorgan, das aus Wurzelschaft und Eichel besteht. Er dient primär der Fortpflanzung und der Ausscheidung von Urin. Er enthält drei Schwellkörper, zwei Corpora cavernosa und ein Corpus spongiosum, die durch die Füllung mit Blut die Erektion ermöglichen. Die Harnröhre verläuft durch das Corpus spongiosum und mündet an der Spitze der Eichel. Der Penis ist von einer Haut überzogen, die an der Eichel eine Vorhaut bildet. Er wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Nerven und Gefäßen gesteuert.

Quellen

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