Emil von Behring

Emil von Behring
Name
Emil von Behring
Beruf
Mediziner und Bakteriologe
Geboren
15.03.1854 in Hansdorf, Westpreußen
Gestorben
31.03.1917 in Marburg
Entdeckung
passive antitoxische Schutzimpfung

Emil von Behring (1854 – 1917) war ein deutscher Mediziner und Bakteriologe, der als einer der bedeutendsten Wissenschaftler seiner Zeit gilt. Er ist vor allem bekannt als der erste Empfänger des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin, der ihm 1901 verliehen wurde. Seine Arbeit revolutionierte die Behandlung von Infektionskrankheiten und legte den Grundstein für die moderne Immunologie und Serumtherapie.

Frühe Jahre und Ausbildung

Emil Adolf von Behring wurde am 15. März 1854 in Hansdorf, einem kleinen Dorf in Westpreußen (heute Polen), geboren. Er war das zweite von 13 Kindern einer einfachen Familie. Sein Vater Georg August Behring (1819–1886) war Lehrer, und die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten erhielt von Behring eine gute Ausbildung. Nach dem Besuch des Königlichen-Gymnasiums in Hohenstein begann er 1874 ein Medizinstudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, wo er unter anderem bei renommierten Professoren wie Robert Koch, dem Begründer der modernen Bakteriologie, studierte.

Karriere und Durchbrüche

Nach seinem Abschluss 1878 begann von Behring seine medizinische Laufbahn als Militärarzt. Diese Position brachte ihn in Kontakt mit den Problemen der Wundinfektionen und Seuchen, die zu dieser Zeit in militärischen Einrichtungen weit verbreitet waren. Durch seine Arbeit in der Militärmedizin entwickelte er ein tiefes Interesse an Infektionskrankheiten und deren Bekämpfung.

Ein Wendepunkt in seiner Karriere war die Zusammenarbeit mit dem Physiologen Shibasaburo Kitasato im Labor von Robert Koch. Dort untersuchten sie die Mechanismen der Immunabwehr gegen Bakterien und erzielten entscheidende Fortschritte bei der Entwicklung von Serumtherapien. Ihre Forschung konzentrierte sich besonders auf die Diphtherie, eine damals tödliche Kinderkrankheit, und den Wundstarrkrampf (Tetanus).

Entwicklung Diphtherie- und Tetanus-Serum

Emil von Behring entwickelte Ende des 19. Jahrhunderts bahnbrechende Seren zur Bekämpfung von Diphtherie und Tetanus. Gemeinsam mit Shibasaburo Kitasato erforschte er die Immunantwort auf diese tödlichen Krankheiten. Sie entdeckten, dass Tiere, die mit abgeschwächten Toxinen dieser Bakterien immunisiert wurden, schützende Antikörper entwickelten. Von Behring nutzte diese Erkenntnis, um Pferde zu immunisieren und aus ihrem Blutserum Antitoxine zu gewinnen.

Das Diphtherie-Serum, erstmals 1894 erfolgreich getestet, rettete Tausenden von Kindern das Leben, indem es die bakterielle Toxine neutralisierte. Ebenso wirkte das Tetanus-Serum gegen die durch Wundinfektionen ausgelöste Muskelstarre. Diese Erfolge markierten den Beginn der modernen Serumtherapie und legten den Grundstein für die heutige Impfstoffentwicklung. Von Behrings Arbeit revolutionierte die Behandlung von Infektionskrankheiten und brachte ihm 1901 den ersten Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ein.

Aufgrund dieser Arbeit wurde Emil von Behring in der medizinischen Gemeinschaft als „Retter der Kinder“ bezeichnet.

Nobelpreis und Anerkennung

Für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Serumtherapie erhielt Emil von Behring 1901 den ersten Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Die Nobelversammlung würdigte insbesondere seine Entdeckungen im Bereich der Immuntherapie und die lebensrettenden Auswirkungen seiner Arbeit. Diese Auszeichnung festigte seinen Ruf als einer der führenden Wissenschaftler seiner Zeit.

Neben dem Nobelpreis erhielt von Behring zahlreiche weitere Ehrungen und Auszeichnungen. Er wurde in den Adelsstand erhoben und erhielt den Titel „von“. 1914 gründete er das Behringwerk in Marburg, das sich auf die Produktion von Impfstoffen und Seren spezialisierte und bis heute eine bedeutende Rolle in der Pharmabranche spielt.

Erhebung in den Adelsstand

Von Behring wurde am 18. Januar 1901 in den preußischen Adelsstand erhoben, was eine besondere Ehre und Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen darstellte. Die Erhebung in den Adelsstand erfolgte im Zusammenhang mit seinen bahnbrechenden Entdeckungen auf dem Gebiet der Serumtherapie, insbesondere seiner Arbeit zur Bekämpfung der Diphtherie.

Der Adelstitel wurde ihm von Kaiser Wilhelm II. verliehen, der seine wissenschaftlichen Erfolge hoch schätzte. Durch die Verleihung des Titels „von“ wurde sein Name in „Emil von Behring“ geändert, was ihn als Mitglied des Adels markierte und ihm gleichzeitig eine besondere gesellschaftliche Stellung verschaffte. Dies war eine damals übliche Praxis, um Personen von herausragender Bedeutung und Verdienste für das Kaiserreich auszuzeichnen.

Die Erhebung in den Adelsstand war nicht nur eine persönliche Ehre für von Behring, sondern auch ein Zeichen für die Wertschätzung, die die preußische Regierung und die deutsche Gesellschaft insgesamt der Wissenschaft und insbesondere der Medizin entgegenbrachten. Es war eine Anerkennung der enormen Bedeutung seiner Arbeit, die durch die Rettung unzähliger Leben, insbesondere von Kindern, weltweite Bekanntheit erlangt hatte.

Spätere Jahre und Vermächtnis

Von Behring setzte seine Forschungen und Arbeiten im Bereich der Immunologie und Bakteriologie bis zu seinem Tod am 31. März 1917 (gestorben in Marburg) fort. Er hinterließ ein beeindruckendes wissenschaftliches Erbe, das die moderne Medizin nachhaltig geprägt hat. Seine Entwicklungen im Bereich der Serumtherapie legten den Grundstein für die heutige Impfstoffentwicklung und die Behandlung von Infektionskrankheiten.

Sein Werk beeinflusste Generationen von Wissenschaftlern und Ärzten, und seine Methoden wurden zum Vorbild für die Entwicklung von Behandlungen gegen andere Infektionskrankheiten. Das von ihm gegründete Behringwerk ist heute Teil des globalen Gesundheitsunternehmens CSL Behring und steht nach wie vor im Zentrum der Impfstoff- und Serumproduktion.

Emil von Behring bleibt in der Geschichte der Medizin als Pionier und Visionär in Erinnerung, dessen Entdeckungen das Leben unzähliger Menschen gerettet haben. Sein Beitrag zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten war und ist von unschätzbarem Wert, und seine Arbeit hat die Medizin nachhaltig verändert.

Namensgebungen

Die nachfolgenden Auflistung berücksichtigt die verschiedenen Namensgebungen, die Emil von Behring im Laufe seines Lebens und posthum zu Ehren seiner Arbeit erhielt:

  • Emil-von-Behring-Preis der Universität Marburg.
  • von Behring (Mondkrater)
  • Asteroid (65685) Behring
  • 1915, zum 25. Jahrestag der Entdeckung des Diphtherie-Serums, Gedenkmünze mit seinem Bild
  • 1940, zum 50. Jahrestag der Entdeckung des Diphtherie-Serums, gab die Deutsche Reichspost zwei Gedenkbriefmarken heraus.
  • 1942, Benennung der auf dem Hause der vormaligen Marburger Burschenschaft Germania unterhaltenen Kameradschaft des NSDStB als Kameradschaft Emil von Behring. Verleihung des Namens in Gegenwart des Rektors, zahlreicher Professoren und von Vertretern der Marburger Behringwerke
  • 1954, zum 100. Geburtstag, gab die Deutsche Bundespost eine Gedenkbriefmarke für den nur einen Tag älteren Paul Ehrlich und Emil von Behring heraus. Gleichfalls eine Sonderbriefmarke im Jahre 2004 zum 150. Geburtstag der beiden.
  • HELIOS Klinikum Emil von Behring, Berlin-Zehlendorf (www.helios-gesundheit.de)
  • Emil-von-Behring-Kaserne, Giebelstadt, Landkreis Würzburg, Sanitätsschule der Luftwaffe (Kaserne seit 1996 außer Dienst)
  • Emil-von-Behring-Gymnasium, Großhansdorf, Kreis Stormarn
  • Emil-von-Behring-Gymnasium, Spardorf, Landkreis Erlangen-Höchstadt
  • Emil-von-Behring-Schule (Gesundheit – Ernährung – Soziales), Geislingen/Steige
  • Emil-von-Behring-Schule in Marburg (www.evb-schule.net)
  • Emil-von-Behring-Straße in Langenhagen
  • Emil-von-Behring-Straße in Helmstedt
  • mindestens zehn weitere Emil-von-Behring-Straßen und elf weitere Von-Behring-Straßen in deutschen Städten

Zusammenfassung

Emil von Behring (1854 – 1917) war ein deutscher Mediziner und der erste Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin (1901). Er revolutionierte die Behandlung von Infektionskrankheiten durch die Entwicklung der Serumtherapie, insbesondere gegen Diphtherie und Tetanus. Seine bahnbrechende Arbeit rettete unzählige Kinderleben und legte den Grundstein für die moderne Immunologie. Von Behring gründete das Behringwerk, das bis heute in der Impfstoffproduktion aktiv ist. Sein Vermächtnis prägt die Medizin bis heute und sicherte ihm einen Platz als Pionier und Lebensretter in der Geschichte der Medizin.

Quellen

  • Brock, T.D. (1999). Robert Koch: A Life in Medicine and Bacteriology. ASM Press, Washington, D.C., pp. 214-217.
  • Löwy, I. (1993). The Experimental Body: The Performing and Observing Sciences in the Nineteenth Century. Duke University Press, Durham, pp. 183-185.
  • Mazumdar, P.M.H. (2002). Species and Specificity: An Interpretation of the History of Immunology. Cambridge University Press, Cambridge, pp. 145-150.
  • Ullmann, M. (2002). Emil von Behring: Infektionskrankheiten, Immunität, Serumtherapie und die Entwicklung der Immunologie. Campus Verlag, Frankfurt am Main.
  • Nobel Prize (1901). The Nobel Prize in Physiology or Medicine 1901: Emil von Behring. [online] Verfügbar: https://www.nobelprize.org/prizes/medicine/1901/behring/biographical/ [Zugriff: 01. September 2024].