Welttag der Suizidprävention 2024: Hoffnung durch Taten schaffen

Der Welttag der Suizidprävention am 10. September sensibilisiert für das Thema Suizid, bricht Tabus und fördert Prävention. Jeder kann helfen, Warnzeichen zu erkennen und das Stigma psychischer Krankheiten abzubauen.
Gesundheit 7 Minuten

Der Welttag der Suizidprävention, auch „Anti-Suizid-Tag“ genannt, findet jährlich am 10. September statt. Dieser Tag wurde von der International Association for Suicide Prevention (IASP) in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Das zentrale Ziel ist es, das Bewusstsein für Suizid und Suizidprävention zu schärfen, Tabus zu brechen und Menschen auf der ganzen Welt zu ermutigen, sich stärker mit dem Thema psychische Gesundheit auseinanderzusetzen.

Welttag der Suizidprävention 2024

Das Motto des Welttags der Suizidprävention 2024 lautet „Creating Hope Through Action“ (Hoffnung durch Taten schaffen). Es unterstreicht die Idee, dass jeder Mensch, der im Bereich der Suizidprävention tätig ist oder betroffene Menschen unterstützt, einen wichtigen Beitrag zur Hoffnung und zum Lebenserhalt leistet.

Bedeutung und Hintergründe

Weltweit begehen laut WHO jedes Jahr etwa 700.000 Menschen Suizid, was einem Todesfall alle 40 Sekunden entspricht. Noch mehr Menschen versuchen, sich das Leben zu nehmen. Besonders besorgniserregend ist, dass Suizid eine der häufigsten Todesursachen bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren ist. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen, da sie oft zu drastischeren Methoden greifen und seltener Hilfe suchen.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, aber auch Suchterkrankungen spielen oft eine zentrale Rolle bei Suizidgedanken. Zudem sind soziale Faktoren wie Isolation, familiäre Konflikte, Arbeitsplatzverlust oder finanzielle Probleme ebenfalls häufige Auslöser für suizidales Verhalten.

Was ist die International Association for Suicide Prevention (IASP)?

Die International Association for Suicide Prevention (IASP) ist eine globale Organisation, die 1960 gegründet wurde, um die Suizidprävention weltweit zu fördern. Sie arbeitet eng mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen und vereint Experten aus verschiedenen Bereichen wie Psychologie, Medizin und Sozialarbeit. Die IASP führt Forschung zur Suizidprävention durch, fördert den Austausch bewährter Verfahren und organisiert Veranstaltungen wie den jährlichen Welttag der Suizidprävention. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für Suizidrisiken zu schärfen, Unterstützungssysteme zu stärken und internationale Strategien zur Reduzierung von Suizidraten zu entwickeln.

Eine der bekanntesten Initiativen der IASP ist der Welttag der Suizidprävention, der jährlich am 10. September begangen wird. Dieser Tag wurde 2003 von der IASP in Zusammenarbeit mit der WHO ins Leben gerufen und ist mittlerweile zu einem wichtigen Ereignis geworden, um das globale Bewusstsein für das Thema Suizid zu schärfen. Weltweit finden an diesem Tag Veranstaltungen, Gedenkfeiern und Kampagnen statt, um das Thema Suizid in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Suizidstatistiken für Deutschland

Die Suizidstatistiken in Deutschland sind ein wichtiger Indikator für die mentale Gesundheit in der Gesellschaft. Sie zeigen Trends und Entwicklungen auf, die zur Planung von Präventionsmaßnahmen beitragen. Hier sind einige wichtige Daten und Fakten zur Suizidsituation in Deutschland:

Allgemeine Zahlen (Stand: 2022)

Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) starben 2022 etwa 9.200 Menschen durch Suizid in Deutschland. Das bedeutet durchschnittlich etwa 25 Suizide pro Tag.

Geschlechtsunterschiede

  • Männer sind deutlich häufiger von Suizid betroffen als Frauen. Etwa 75 % der Suizide werden von Männern begangen.
  • Frauen begehen zwar häufiger Suizidversuche, jedoch greifen Männer oft zu drastischeren Mitteln, weshalb die Vollendung des Suizids bei ihnen höher liegt.

Altersverteilung

  • Die Suizidrate steigt mit dem Alter an. Ältere Menschen ab 60 Jahren haben ein besonders hohes Risiko, einen Suizid zu begehen.
  • Die Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15–29 Jahre) ist ebenfalls von hoher Relevanz, da Suizid hier die zweithäufigste Todesursache darstellt.

Regionale Unterschiede

Es gibt erhebliche regionale Unterschiede in der Suizidrate innerhalb Deutschlands. Ostdeutschland weist in der Regel eine höhere Suizidrate auf als Westdeutschland. In den neuen Bundesländern (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern) sind die Raten besonders hoch, während westliche Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz niedrigere Raten aufweisen.

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfe in Lebenskrisen e.V.

Suizidprävention: Was kann getan werden?

Die Suizidprävention ist ein vielschichtiges Thema, das sich auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene abspielt. Zu den wesentlichen Ansätzen gehören:

  1. Sensibilisierung und Entstigmatisierung
  2. ➜ Ein offener Umgang mit psychischen Problemen kann dazu beitragen, das Stigma zu reduzieren, das viele Betroffene daran hindert, Hilfe zu suchen. Kampagnen und Veranstaltungen rund um den Anti-Suizid-Tag zielen darauf ab, das Bewusstsein zu schärfen und Menschen zu ermutigen, über ihre Gefühle zu sprechen.
  3. Zugang zu psychologischer Hilfe
    ➜ Ein wesentliches Element der Prävention ist der Ausbau von leicht zugänglichen Beratungsangeboten. Telefonische Hotlines, Online-Beratungen und Selbsthilfegruppen bieten erste Anlaufstellen für Menschen in Krisensituationen.
  4. Schulung von Schlüsselpersonen
    ➜ Eine wichtige Maßnahme in der Prävention ist die Schulung von Personen, die im Alltag Kontakt zu gefährdeten Menschen haben, wie Lehrer, Ärzte und Sozialarbeiter. Sie können Warnzeichen erkennen und frühzeitig Unterstützung anbieten.
  5. Gesetzgeberische Maßnahmen
    ➜ In vielen Ländern gibt es Gesetze, die den Zugang zu potenziell tödlichen Mitteln wie Waffen oder bestimmten Medikamenten erschweren. Dies hat sich als wirksames Mittel zur Suizidprävention erwiesen.
  6. Förderung der Resilienz
    ➜ Die Stärkung der emotionalen und psychologischen Widerstandsfähigkeit, insbesondere bei jungen Menschen, kann langfristig dazu beitragen, suizidale Krisen zu verhindern. Dies kann durch Bildungsprogramme, die Achtsamkeit und gesunde Bewältigungsstrategien fördern, erreicht werden.

Was jeder tun kann

Es ist wichtig zu betonen, dass jeder Einzelne eine Rolle bei der Suizidprävention spielen kann. Freunde und Familienangehörige sollten auf Warnzeichen achten, wie zum Beispiel:

  • Veränderungen im Verhalten
    ➜ Rückzug, Desinteresse an früheren Aktivitäten oder plötzliche Stimmungsschwankungen können Anzeichen für eine Krise sein.
  • Direkte oder indirekte Äußerungen
    ➜ Sätze wie „Ich sehe keinen Sinn mehr im Leben“ oder „Es wäre besser, wenn ich nicht mehr da wäre“ sollten immer ernst genommen werden.
  • Erhöhtes Risikoverhalten
    ➜ Das plötzliche Ignorieren von Sicherheitsvorkehrungen, Substanzmissbrauch oder selbstverletzendes Verhalten sind Alarmzeichen.

Sollte der Verdacht bestehen, dass jemand suizidgefährdet ist, ist es wichtig, das Thema direkt und ohne Angst anzusprechen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die über Suizidgedanken sprechen, oft erleichtert sind, wenn sie die Gelegenheit haben, sich mitzuteilen. Darüber hinaus kann man Unterstützung anbieten, indem man auf Beratungsstellen hinweist oder gemeinsam den Weg zu professioneller Hilfe sucht.

Internationale Perspektive

Obwohl Suizid ein globales Problem ist, gibt es große Unterschiede in den Suizidraten zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen. In Ländern mit höherem Einkommen sind die Raten oft höher, während in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen die Versorgungslage bei psychischen Erkrankungen oft mangelhaft ist. Doch egal, wo auf der Welt: Suizidprävention erfordert ein gemeinsames Vorgehen von Regierungen, Gesundheitssystemen, Bildungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft.

Fazit

Der Welttag der Suizidprävention ist eine wichtige Gelegenheit, um sich mit einem oft verschwiegenen Thema auseinanderzusetzen und ein stärkeres Bewusstsein für die Anzeichen und Präventionsmöglichkeiten zu schaffen. Jeder kann einen Beitrag leisten, indem er offen über psychische Gesundheit spricht, sich um gefährdete Menschen kümmert und hilft, das Stigma zu brechen, das so viele davon abhält, rechtzeitig Hilfe zu suchen. Suizid ist ein tragisches, aber vermeidbares Phänomen – und jeder Schritt in Richtung Prävention zählt.

Quellen

  • Statistisches Bundesamt (2022) Todesursachen in Deutschland: Suizid. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Home/_inhalt.html (Zugriff: 10. September 2024).
  • Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (2022) Suizidprävention in Deutschland. Verfügbar unter: https://www.suizidprophylaxe.de/ (Zugriff: 10. September 2024).
  • Weltgesundheitsorganisation (WHO) (2021) Global Suicide Statistics. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/suicide (Zugriff: 10. September 2024).
  • Deutsche Stiftung Depressionshilfe (2023) Depression und Suizid. Verfügbar unter: https://www.deutsche-depressionshilfe.de (Zugriff: 10. September 2024).
  • European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) (2020) Comparative Suicide Rates Across Europe. Verfügbar unter: https://fra.europa.eu/en (Zugriff: 10. September 2024).