Erweiterter Barthel-Index (EBI)

Erweiterter Barthel-Index (EBI)
Der Erweiterte Barthel Index (EBI) ergänzt den Barthel Index um 6 kognitive Fähigkeiten und ist ein Assessmentinstrument für die Gerontologie und Reha.
Wortart:
Substantiv, maskulin
Aussprache (IPA):
[ɛɐ̯ˈvaɪ̯tɐtɐ ˈbaʁtl̩ ˈɪndɛks]
Plural:
Erweiterte Barthel-Indexe
Abkürzung:
EBI
Trennung:
Er|wei|ter|ter | Bar|thel-|In|dex
Englisch:
Extended Barthel index
Begründung:
Florence I. Mahoney und Dorothea W. Barthel
Indikation:
Bewertung kognitiver Ressourcen

Der Erweiterte Barthel-Index (EBI) erweitert den Barthel-Index um 6 kognitive Funktionen und dient der Bewertung kognitiver Ressourcen eines Patienten nach Punkten. Für jede zu bewertenden Funktionen bietet das Assessmentinstrument 3 oder 4 Bewertungsmöglichkeiten, die mit jeweiligen zu vergebenden Punktzahlen verbunden sind.

Kognitive Bereiche des Erweiterten Barthel-Index

Für das nötige Assessment findet durch den Arzt oder das Pflegepersonal eine Bewertung in 6 unterschiedlichen kognitiven Bereichen (Verstehen; Sich verständlich machen; soziale Interaktion; Alltagsprobleme lösen; Gedächtnis, Lernen und Orientierung; Sehen und Neclect) statt, um die Kognition des Patienten – mit Hilfe des Erweiterten Barthel-Index – zu definieren:

Das Assessment bewertet kognitive Fähigkeiten des Patienten in 6 unterschiedlichen Bereichen

Verstehen

FähigkeitPunkte
ungestört15
versteht komplexe Sachverhalte aber nicht immer10
versteht einfache Aufforderungen5
Verstehen nicht vorhanden0

Sich verständlich machen

FähigkeitPunkte
kann sich über fast alles verständlich machen15
kann einfache Sachverhalte ausdrücken5
kann sich nicht ode fast nicht verständlich machen0

Soziale Interaktion

FähigkeitPunkte
ungestört15
gelegentlich unkooperativ, aggressiv, distanzlos oder zurückgezogen5
immer oder fast immer unkooperativ0

Alltagsprobleme lösen

Fähigkeit *Punkte
im Wesentlichen ungestört15
geringe Hilfestellung nötig5
erhebliche Hilfestellung notwending0
* Handlungsabläufe planen, Fähigkeit sich umzustellen, Einhalten von Terminen, pünktliche Medikamenteneinnahme, Einsicht in Defizite und deren Auswirkung auf den Alltag

Gedächtnis, Lernen und Orientierung

FähigkeitPunkte
im Wesentlichen ungestört15
muss gelegentlich erinnert werden oder verwendet externe Gedächtnishilfen10
häufiges Erinnern notwendig5
Desorientierung mit oder ohne Tendenz zum Weglaufen0

Sehen und Neglect

FähigkeitPunkte
im Wesentlichen ungestört15
schwere Lesestörung, findet sich aber in bekannter und unbekannter Umgebung zurecht10
findet sich in bekannter, aber nicht in unbekannter Umgebung zurecht5
findet sich, auch in bekannter Umgebung, nicht ausreichend zurecht0

Der maximal erreichbare Gesamtwert (Score-Wert) liegt bei 90 Punkten.

Bewertung

Anhand der kognitiven Funktionen können maximal 90 Punkte erreicht werden. Erreicht ein Patient zwischen 0 – 15 Punkten, besteht eine starke Einschränkung der kognitiven Funktionen.

ICD-10-Kodierung:
U51.20: Schwere kognitive Funktionseinschränkung: Erweiterter Barthel-Index: 0-15 Punkte

Fallbeispiel: Erweiterte Barthel-Index

Patientenvorstellung

  • Name: Wilfried Müller
  • Alter: 72 Jahre
  • Diagnose: Schlaganfall

Anamnesebogen

  • Allgemeiner Zustand
    ➜ Herr Müller ist körperlich schwach und hat Probleme mit der Feinmotorik seiner rechten Hand. Sprachlich ist er leicht eingeschränkt.
  • Medizinische Vorgeschichte
    Diabetes mellitus, Bluthochdruck
  • Aktuelle Medikation
    ➜ Blutdrucksenker, Insulin

Bewertung: Erweiterte Barthel-Index

Nahrungsaufnahme (Essen und Trinken):

  • Bewertung: 5 (teilweise selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller kann mit Hilfsmitteln selbstständig essen, benötigt aber Unterstützung beim Schneiden von Lebensmitteln und beim Einschenken von Getränken.

Körperpflege (Waschen des Gesichts, Kämmen, Zähneputzen)

  • Bewertung: 10 (selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller kann sich selbst das Gesicht waschen, kämmen und die Zähne putzen, wenn alles bereitgestellt ist.

Ankleiden

  • Bewertung: 5 (teilweise selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller benötigt Hilfe beim Anziehen von komplizierten Kleidungsstücken wie Hemden mit Knöpfen, kann jedoch einfache Kleidungsstücke wie Hosen und Socken selbstständig anziehen.

Stuhlkontinenz

  • Bewertung: 10 (kontinent)
  • Beobachtung: Herr Müller hat volle Kontrolle über seine Darmfunktion.

Blasenkontinenz

  • Bewertung: 5 (gelegentliche Inkontinenz)
  • Beobachtung: Herr Müller hat gelegentliche Inkontinenzprobleme, kann aber meist rechtzeitig zur Toilette gehen.

Benutzung der Toilette

  • Bewertung: 5 (teilweise selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller kann die Toilette mit minimaler Unterstützung benutzen, benötigt jedoch Hilfe beim Aufstehen.

Baden/Duschen

  • Bewertung: 5 (teilweise selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller kann sich selbst waschen, benötigt jedoch Hilfe beim Ein- und Aussteigen aus der Badewanne.

Mobilität (im Raum gehen)

  • Bewertung: 5 (teilweise selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller kann sich mit einem Gehstock oder Rollator im Raum bewegen, benötigt jedoch gelegentlich Unterstützung bei längeren Strecken.

Treppensteigen

  • Bewertung: 0 (nicht selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller kann keine Treppen steigen und benötigt vollständige Unterstützung.

Kommunikation

  • Bewertung: 5 (teilweise selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller hat leichte sprachliche Einschränkungen, kann jedoch seine Bedürfnisse klar ausdrücken.

Soziale Interaktion

  • Bewertung: 5 (teilweise selbstständig)
  • Beobachtung: Herr Müller nimmt an sozialen Aktivitäten teil, benötigt aber manchmal Hilfe, um sich zu integrieren.

Gesamtscore:

  • Gesamtbewertung: 70 von 110 Punkten

Interpretation:

Herr Müller zeigt eine moderate Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens. Er benötigt vor allem Unterstützung bei komplexeren Aufgaben wie dem Ankleiden, Baden/Duschen und Treppensteigen. Die Pflegeziele sollten darauf abzielen, seine Selbstständigkeit weiter zu fördern, indem gezielte Rehabilitation und Hilfsmittel eingesetzt werden.

Zusammenfassung

Der Erweiterte Barthel-Index (EBI) ist ein Bewertungssystem zur Einschätzung der Selbstständigkeit und Pflegebedürftigkeit von Patienten, insbesondere nach neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall. Der EBI erweitert den klassischen Barthel-Index um zusätzliche Aktivitäten und differenziert die Bewertungen feiner, um eine detailliertere Beurteilung zu ermöglichen. Der EBI umfasst unter anderem die Mobilität, Nahrungsaufnahme, Körperpflege, Blasen- und Darmkontrolle sowie die Fähigkeit, sich selbstständig an- und auszuziehen. Durch die detailliertere Bewertung wird eine genauere Planung der Pflege und Rehabilitation ermöglicht.

Quellen

  • Titelbild: Checkliste (Freepik.com – freepik)
  • Prosiegel M, Böttger S, Schenk T, König N, Marolf M, Vaney C et al. Der Erweiterte Barthel-Index (EBI) – eine neue Skala zur Erfassung von Fähigkeitsstörungen bei neurologischen Patienten. Neurol Rehabil 1996
  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Perrar, K. M., Sirsch MScN, E., Kutschke BScN. (2021). Gerontopsychiatrie für die Pflege. Georg Thieme Verlag KG.