Menschliches Blut kann in verschiedene Gruppen gegliedert werden, die sogenannten Blutgruppen. Diese werden durch unterschiedliche Oberflächenantigene an der Erythrozyten-Membran unterschieden spielen bei Bluttransfusionen eine wichtige Rolle.
Blutgruppensysteme
Bis dato sind mehr als 30 verschiedene Blutgruppensysteme bekannt. Die meisten davon sind für den medizinischen Alltag nicht von Bedeutung. Die zwei wichtigsten Vertreter sind das AB0-System und das Rhesus-System.
Der österreichische Arzt Karl Landsteiner entdeckte Anfang des 20. Jahrhunderts das AB0-System der Blutgruppen. Zusammen mit dem Amerikaner Alexander Salomon Wiener entdeckte er 1937 weiter auch das Rhesus-System.
AB0-Blutgruppensystem
Alle Erythrozyten (roten Blutkörperchen) sind von einer Membran umgeben auf der sich charakteristische Strukturen (Antigene) befinden. Somit unterscheiden sich die roten Blutkörperchen eines Menschen von denen eines anderer Personen. Im AB0-Blutgruppensystem werden diese Antigene auf der Membran der roten Blutkörperchen in vier Gruppen unterteilt:
- Blutgruppe A
➜ Es befindet sich nur das Antigen A auf der Membran der Erythrozyten - Blutgruppe B
➜ Es ist nur das Antigen B vorhanden. - Blutgruppe 0
➜ Es sind keine Antigene vorhanden. - Blutgruppe AB
➜ Es sind sowohl Antigene von A und B vorhanden
Die Blutgruppen unterscheiden sich nicht nur an den Erythrozyten sondern weisen im Blutplasma spezielle Eiweiße: die Blutgruppen-Antikörper (Isoagglutinine) auf. Diese Antikörper haben die Aufgabe, Blut einer körperfremden Blutgruppe zu erkennen. Somit können einer Person mit Blutgruppe A keine Erythrozyten der Gruppe B oder AB transfundiert werden.
Blutkörperchen | Blutplasma | |
---|---|---|
Blutgruppe | Antigene | Antikörper |
A | A | B |
B | B | A |
0 | keine | A und B |
AB | A und B | keine |
Ein Mensch mit der Blutgruppe A weisen die Erythrozyten somit Antigen A auf und Antikörper B im Blutplasma. Bei der Blutgruppe B verhält es sich genau anders herum. Die Blutgruppe 0 hat die Antikörper A und B und die Blutgruppe AB weist gar keine Antikörper im Blutplasma auf.
Rhesus-Blutgruppensystem
Beim Rhesus-System wird Blut mit „Rhesusfaktor positiv (Rh+)“ und mit „Rhesusfaktor negativ (Rh-)“ unterschieden. Ist jemand Rhesus-positiv, bedeutet das, dass das Rhesus-Antigen (D.) auf den roten Blutkörperchen vorhanden ist. Bei Rhesus-negativen Menschen fehlt das Antigen.
Somit kann Rhesus-negatives Blut ohne das Risiko einer Immunisierung sowohl Rhesus-positiven als auch Rhesus-negativen Menschen übertragen werden (Kompatibilität der Blutgruppe nach dem AB0-System vorausgesetzt), während die Transfusion von Rhesus-positivem Blut auf Rhesus-negative Personen vermieden werden sollte, da sie sehr häufig zur Bildung von Anti-D (Rhesussensibilisierung) führt. Folglich werden Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppe 0 Rh neg (D. neg) gern als „Universalblut“ verwendet, was häufig zur Knappheit dieser Blutgruppe führt.
Cave: Erhält ein Menschen wahllos das Blut eines anderen, bestünde die Gefahr einer folgenschweren Abwehrreaktion gegen das Spenderblut: Die Antikörper erkennen das „falsche Blut“ und verbinden sich mit den Antigenen auf den Erythrozyten, was zu gefährlichen Blutverklumpungen (Agglutination) führt.
Blutgruppenkompatibilität
Die nachfolgende Grafik zeigt auf, welche Blutgruppen miteinander kompatibel sind. Hier lässt sich ablesen, für welche Menschen Spender mit einer bestimmten Blutgruppe Erythrozyten spenden können und von welchen Menschen folgender Blutgruppe Blutspenden-Empfänger rote Blutkörperchen erhalten dürfen.
Häufigkeit der Blutgruppen in Deutschland
Die Blutgruppen sind regional sehr unterschiedlich verteilt. In Deutschland kommen die Blutgruppen A und 0 am häufigsten vor. Seltener sind die Blutgruppen B und AB. Die meisten Menschen weisen Rhesus-positives Blut auf.
Vererbung von Blutgruppen
Die Antigene A und B, auf der Membran der Erythrozyten sind und die Blutgruppen A, B, AB und 0 bestimmen, werden von den Eltern an die Kinder vererbt. Die Merkmale des AB0-Blutgruppensystems und des Rhesus-Systems werden schon in früher Schwangerschaft vom Embryo ausgebildet. Die Merkmale A und B sind hierbei dominant, das Merkmal 0 immer rezessiv.
Der Rhesus-Faktor verhält sich ähnlich: Das D-Merkmal ist das wichtigste Rhesusmerkmal des Menschen. Träger des D-Merkmals sind Rhesus-positiv (ca. 85 % der Bevölkerung). Fehlt das D-Merkmal, so bezeichnet man diese Menschen als Rhesus-negativ (ca. 15 % der Bevölkerung). Dieses beschreibt man auch mit dem Kleinbuchstaben d bzw. dd. Das D-Gen dominiert gegenüber dem d-Gen (rezessiv), wodurch es über den Rhesus-Typ entscheidet.
Eine Rhesus-positiver Person kann demnach die Genkombination Dd (mischerbig) oder DD (reinerbig) besitzen, während ein Rhesus-negativer Mensch nur die reinerbige Genkombination dd besitzen kann.
Zusammenfassung
Blutgruppen sind Klassifikationen des Blutes basierend auf dem Vorhandensein spezifischer Antigene auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Die wichtigsten Systeme sind das ABO-System und das Rhesus-System. Im ABO-System gibt es vier Blutgruppen: A, B, AB und 0, abhängig von den Antigenen A und B. Das Rhesus-System bestimmt, ob das Rhesus-Antigen (D) vorhanden ist (positiv) oder nicht (negativ). Die Blutgruppe ist genetisch vererbt und spielt eine entscheidende Rolle bei Bluttransfusionen, Schwangerschaften und der Organtransplantation, da inkompatible Blutgruppen zu schweren Immunreaktionen führen können.
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Quellen
- DocCheck, M. B. (2007b, Mai 5). Blutgruppe. Abgerufen 14. März 2024, von DocCheck Flexikon website: https://flexikon.doccheck.com/de/Blutgruppe
- Faller, A., & Schünke, M. (2016). Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion (A. Faller & M. Schünke, Hrsg.; 17. Aufl.). Thieme.
- Blut und Blutgruppen: Wissenswertes. (o. J.). Abgerufen 14. März 2024, von Organspende website: https://www.blutspenden.de/rund-ums-blut/blutgruppen/
- Wissenswertes zu Blut & Blutgruppen. (o. J.). Abgerufen 14. März 2024, von DRK-Blutspendedienst Nord-Ost gemeinnützige GmbH website: https://www.blutspende-nordost.de/blutspende/wissenswertes-ueber-blut-blutgruppen