Körpertemperatur

Aussprache (IPA):
[kœʁpɐtɛmpəʁaˌtuːɐ̯]
Plural:
Körpertemperaturen
Trennung:
Kör|per|tem|pe|ra|tur
Synonym:
Temperatur, Körperkerntemperatur
Englisch:
body temperature
Maßeinheit:
°C, °F
Erhöhter Wert:
> 37.4 °C
Erniedrigter Wert:
< 35 °C
Physiologisch:
36,5 °C - 37,4 °C

Die Körpertemperatur (Körperkerntemperatur) ist ein entscheidender physiologischer Parameter (Vitalzeichen) zur Diagnose und Überwachung vieler gesundheitlicher Zustände. Reguliert durch den Hypothalamus, liegt die normale Temperatur eines gesunden Erwachsenen durchschnittlich bei etwa 37°C. Schwankungen treten im Tagesverlauf, während des Menstruationszyklus und bei körperlicher Aktivität auf. Verschiedene Messmethoden wie oral, rektal und aurikulär bieten unterschiedliche Genauigkeiten. Abweichungen wie Fieber und Hypothermie erfordern gezielte klinische Maßnahmen.

Definition

Die Körpertemperatur (Körperkerntemperatur) ist die Temperatur im Inneren des Körpers, die lebenswichtige Organe umfasst. Sie gilt als Vitalzeichen, wird vom Hypothalamus reguliert und liegt normalerweise bei etwa 37°C. Sie variiert aufgrund von zirkadianen Rhythmen, Aktivität und hormonellen Veränderungen, und ist ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand.

Physiologie der Körpertemperatur

Die Körpertemperatur ist das Ergebnis eines komplexen Gleichgewichts zwischen Wärmeproduktion und Wärmeabgabe. Sie wird im Hypothalamus reguliert, einem Teil des Gehirns, der als „Thermostat“ fungiert. Die normale Körpertemperatur eines gesunden Erwachsenen beträgt im Durchschnitt etwa 37°C (98,6°F), kann jedoch zwischen 36,1°C und 37,2°C variieren.

Wärmeproduktion

  • Stoffwechselprozesse
  • Muskelaktivität
  • Hormonelle Einflüsse (z.B. Schilddrüsenhormone)

Wärmeabgabe

  • Strahlung
  • Verdunstung (Schwitzen)
  • Konduktion und Konvektion (Wärmeleitung und Wärmeströmung)

0 °C entsprechen 32 °F: Formel: (0 °C × 9/5) + 32 = 32 °F

Körpertemperaturwerte

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bietet spezifische Richtlinien zur Interpretation von Körpertemperaturwerten.

TemperaturbereichKlassifikationBeschreibung
< 35,0 °CHypothermieAbnorm niedrige Körpertemperatur, potenziell lebensbedrohlich
35,0 °C – 36,0 °CUntertemperaturLeicht verringerte Temperatur, oft ohne klinische Relevanz
36,5 °C – 37,4 °CNormale TemperaturGesunde Körpertemperatur eines Erwachsenen
37,3 °C – 38,0 °CErhöhte TemperaturSubfebrile Temperatur, Hinweis auf leichte Entzündung oder Infektion
38,1 °C – 39,0 °CModerates FieberMäßiges Fieber, oft bei Infektionen oder Entzündungen
39,1 °C – 40,0 °CHohes FieberHohes Fieber, häufig bei schwereren Infektionen
> 40,0 °CHyperpyrexieExtrem hohes Fieber, medizinischer Notfall
Tab. 1.1: Körpertemperaturwerte laut WHO

Weitere Erläuterungen

  • Hypothermie (< 20.0°C)
    • eintretender Kältetod
  • Hypothermie (< 25.0°C)
    • kann tödlich sein, extreme Bradykardie
  • Hypothermie (< 35,0 °C)
    • Kann durch Kälteexposition, Schock oder endokrine Störungen verursacht werden. Dringende medizinische Intervention erforderlich.
  • Normale Temperatur (36,5 °C – 37,4 °C)
    • Zeigt einen gesunden thermoregulatorischen Zustand an.
  • Erhöhte Temperatur (37,3°C – 38,0°C) (subfebril)
    • Kann auf eine beginnende Infektion oder Entzündung hinweisen, sollte beobachtet werden.
  • Moderates Fieber (38,1°C – 39,0°C) (febril)
    • Typisch bei Infektionskrankheiten, Antipyretika können indiziert sein.
  • Hohes Fieber (39,1°C – 40,0°C)
    • Erfordert häufigere Überwachung und Behandlung zur Fiebersenkung.
  • Hyperpyrexie (> 40,0°C)
    • Ein medizinischer Notfall, der intensive therapeutische Maßnahmen verlangt.
  • Hyperpyrexie (> 42,0 °C)
    • Kreislaufversagen
  • Hyperpyrexie (> 44,0 °C)
    • Tod durch Denaturierung von Proteinen bzw. Enzymen

Diese Tabelle dient als Leitfaden für die Bewertung und das Management von Temperaturabweichungen bei Patienten und ist ein wesentlicher Bestandteil der klinischen Praxis.

Normale Schwankungen der Körpertemperatur

Die Körpertemperatur variiert im Tagesverlauf und ist beeinflusst durch:

  • Zirkadiane Rhythmen
    • Die Temperatur ist morgens am niedrigsten und erreicht ihren Höhepunkt am späten Nachmittag und frühen Abend.
  • Menstruationszyklus
    • Bei Frauen kann die Basaltemperatur während des Menstruationszyklus um etwa 0,5°C ansteigen, besonders nach dem Eisprung.
  • Alter
    • Neugeborene und ältere Menschen haben tendenziell eine geringere Fähigkeit zur Thermoregulation.
  • Aktivität und Ernährung
    • Körperliche Anstrengung und die Nahrungsaufnahme können die Körpertemperatur erhöhen.

Methoden der Temperaturmessung

Es gibt mehrere Methoden zur Messung der Körpertemperatur, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen:

  • Oral
    • Die orale Temperaturmessung ist weit verbreitet, kann jedoch durch Faktoren wie Nahrungsaufnahme und Atmung beeinflusst werden.
  • Rektal
    • Diese Methode liefert die genauesten Ergebnisse und wird oft bei Säuglingen und bewusstlosen Patienten verwendet.
  • Axillar
    • Die Messung in der Achselhöhle ist weniger genau, aber einfach durchzuführen.
  • Aurikulär
    • Die Messung im Ohr ist schnell und relativ genau, erfordert jedoch ein korrektes Einführen des Messgeräts.
  • Infrarot-Thermometer
    • Diese berührungslose Methode ist praktisch, besonders in der Pandemiezeit, kann jedoch weniger genau sein.

Klinische Bedeutung von Temperaturabweichungen

Fieber (Pyrexie)

Ein Anstieg der Körpertemperatur über 38°C ist ein häufiges Symptom bei Infektionen, Entzündungen und anderen Erkrankungen. Fieber kann durch endogene Pyrogene (vom Körper produziert) und exogene Pyrogene (von außen zugeführte Substanzen) ausgelöst werden.

  • Leichtes Fieber: 37,3°C – 38,0°C
  • Moderates Fieber: 38,1°C – 39,0°C
  • Hohes Fieber: 39,1°C – 40,0°C
  • Hyperpyrexie: > 40°C, potenziell lebensbedrohlich

Hypothermie

Eine Körpertemperatur unter 35°C kann auf eine unzureichende Wärmeproduktion oder übermäßige Wärmeabgabe hinweisen. Ursachen können Unterkühlung, Schock, endokrine Störungen und bestimmte Medikamente sein.

  • Milde Hypothermie: 33°C – 35°C
  • Moderate Hypothermie: 27°C – 33°C
  • Schwere Hypothermie: < 27°C

Umgang mit Abweichungen der Körpertemperatur

Behandlung von Fieber

  • Antipyretika
    ➜ Medikamente wie Paracetamol und Ibuprofen können helfen, Fieber zu senken.
  • Kühlung
    ➜ Physikalische Maßnahmen wie lauwarme Bäder oder Kühlpacks.
  • Hydration
    ➜ Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist essenziell.

Behandlung von Hypothermie

  • Erwärmung
    ➜ Langsame Wiedererwärmung des Körpers, um Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen zu vermeiden.
  • Isolierung
    ➜ Verwendung von Decken und spezieller Ausrüstung zur Wärmebewahrung.
  • Flüssigkeitszufuhr
    ➜ Intravenöse Verabreichung warmer Flüssigkeiten.

Besonderheiten und Vorsichtsmaßnahmen

Bei der Interpretation und Messung der Körpertemperatur ist es wichtig, folgende Aspekte zu beachten:

  • Richtige Technik
    • Unkorrekte Messmethoden können zu fehlerhaften Ergebnissen führen.
  • Krankengeschichte
    • Chronische Erkrankungen und Medikamente können die Thermoregulation beeinflussen.
  • Umweltfaktoren
    • Außentemperaturen und Raumklima können die Messungen verfälschen.

Zusammenfassung

Die Körpertemperatur ist ein zentraler physiologischer Parameter, der die Balance zwischen Wärmeproduktion und -abgabe im Körper widerspiegelt und vom Hypothalamus reguliert wird. Die normale Temperatur beträgt etwa 37°C, variiert jedoch tageszeitabhängig und durch Faktoren wie Alter, Aktivität und Menstruationszyklus. Messmethoden umfassen orale, rektale, axillare, tympanische und infrarot-basierte Verfahren. Abweichungen wie Fieber (>38°C) und Hypothermie (<35°C) sind klinisch bedeutsam und erfordern spezifische diagnostische und therapeutische Maßnahmen zur Gewährleistung der Gesundheit.

Quellen

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