Die Milz (Splen) ist ein wichtiges Organ des Immunsystems, das eine bedeutende Rolle bei der Immunabwehr und dem Abbau von alten oder beschädigten roten Blutkörperchen spielt. Sie liegt im linken Oberbauch und ist von einer bindegewebigen Kapsel umgeben.
Struktur und Lage
Die Milz liegt im linken Oberbauch, direkt unter dem Zwerchfell und neben dem Magen, in der sog. Milznische. Sie hat eine bohnenförmige Struktur und ist etwa 11 – 14 cm lang, ca. 7 – 8 cm breit und ca. 4 cm dick. Die Milz ist durch Ligamente, wie das Ligamentum splenorenale und das Ligamentum gastrosplenicum, mit dem Magen und dem Zwerchfell verbunden.
Makroskopische Anatomie
Oberfläche
- Diaphragmale Oberfläche (Facies diaphragmatica)
➜ Konvex und glatt, grenzt an das Zwerchfell an. - Viszerale Oberfläche (Facies visceralis)
➜ Konkav und unregelmäßig, grenzt an Magen, linke Niere und den Dickdarm.
Kapsel
- Eine dünne, aber robuste Bindegewebsschicht, die die Milz umhüllt und schützt. Sie sendet Trabekel in das Innere des Organs, die das Parenchym der Milz in kleine Kompartimente unterteilen.
Hilum
- Das Milzhilum befindet sich an der viszeralen Oberfläche und dient als Eintritts- und Austrittspunkt für Blutgefäße und Nerven. Es enthält die A. splenica, V. splenica und Lymphgefäße.
Mikroskopische Anatomie
Die mikroskopische Anatomie der Milz zeigt zwei Hauptbereiche: die rote Pulpa und die weiße Pulpa.
Rote Pulpa
- Sinusoide
➜ Weitlumige Kapillaren, die von einem diskontinuierlichen Endothel ausgekleidet sind. - Splenische Schnüre (Billroth-Schnüre)
➜ Retikuläres Bindegewebe, das rote Blutkörperchen, Makrophagen und andere Immunzellen enthält. - Funktion
➜ Filtration von Blut, Entfernung alter Erythrozyten und Fremdpartikel.
Weiße Pulpa
- Lymphfollikel
➜ Enthalten B-Lymphozyten und sind von einer periarteriellen lymphatischen Scheide (PALS) umgeben, die T-Lymphozyten enthält. - Zentrale Arteriolen
➜ Kleine Arterien, die von der PALS umgeben sind und das Zentrum der weißen Pulpa bilden. - Funktion
➜ Immunologische Überwachung und Reaktion auf Antigene.
Lappen und Segmente
- Die Milz ist in mehrere nicht klar abgegrenzte Segmente unterteilt, die jeweils ihre eigene vaskuläre Versorgung haben. Diese funktionellen Segmente können bei chirurgischen Eingriffen eine Rolle spielen.
Trabekel
- Bindegewebsstrukturen, die von der Kapsel ins Innere der Milz ziehen und diese in kleine Bereiche unterteilen. Sie enthalten Blutgefäße und Nerven.
Funktionen
Die Milz erfüllt mehrere lebenswichtige Funktionen:
- Blutfilterung
- Die Milz entfernt alte und beschädigte rote Blutkörperchen sowie Fremdstoffe und Mikroorganismen aus dem Blut.
- Immunabwehr
- Sie enthält Lymphozyten und Makrophagen, die eine zentrale Rolle bei der Immunantwort spielen.
- Blutspeicherung
- Die Milz speichert Blut und kann es bei Bedarf, z.B. bei Blutverlust, in den Kreislauf freisetzen.
- Hämatopoese
- In der Fetalperiode ist die Milz an der Blutbildung beteiligt, diese Funktion wird jedoch nach der Geburt von Knochenmark übernommen.
Blutversorgung und Innervation
Die Milz wird hauptsächlich von der A. splenica versorgt, einem Zweig des Truncus coeliacus. Der venöse Abfluss erfolgt über die V. splenica, die in die V. portae mündet. Die Innervation erfolgt über den Plexus coeliacus, der sowohl sympathische als auch parasympathische Fasern enthält.
Blutversorgung:
- A. splenica
➜ Versorgt die Milz mit sauerstoffreichem Blut. - V. splenica
➜ Transportiert das gereinigte Blut aus der Milz in die V. portae.
Innervation
- Sympathisch
➜ Fasern aus dem Plexus coeliacus regulieren den Blutfluss und die Milzkontraktion. - Parasympathisch
➜ Der Nervus vagus spielt eine geringere Rolle in der Innervation der Milz.
Diagnostik
Die Diagnose von Milzerkrankungen erfordert eine Kombination aus klinischen Untersuchungen, Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren.
Klinische Untersuchungen
- Anamnese
➜ Erfassung von Symptomen wie Schmerzen im linken Oberbauch, Müdigkeit und Anämie. - Physische Untersuchung
➜ Palpation und Perkussion des Abdomens zur Beurteilung der Milzgröße (Splenomegalie).
Laboruntersuchungen
- Blutbild
➜ Überprüfung auf Anämie, Thrombozytopenie und Leukozytopenie. - Leberfunktionstests (LFTs)
➜ Zur Beurteilung der Leberfunktion, die eng mit der Milz verbunden ist.
Bildgebende Verfahren
- Ultraschall
➜ Sonografie: Erstlinientechnik zur Beurteilung der Milzgröße und -struktur. - Computertomographie (CT)
➜ Computertomographie: Detaillierte Bilder zur Erkennung von Tumoren, Abszessen und Zysten. - Magnetresonanztomographie (MRT)
➜ Magnetresonanztomographie: ochauflösende Bilder zur genaueren Beurteilung von Milzläsionen und -anomalien.
Invasive Verfahren
- Splenoportographie
➜ Radiologische Untersuchung der Milzvenen zur Beurteilung des Blutflusses und zur Diagnose von portaler Hypertension. - Biopsie
➜ Selten durchgeführt aufgrund des Risikos einer Blutung; alternative diagnostische Methoden werden bevorzugt.
Klinische Relevanz
Häufige Erkrankungen der Milz umfassen Splenomegalie, Milzruptur und Splenome, die diagnostische Methoden umfassen Bluttests, Ultraschall und Biopsien. Therapeutische Ansätze reichen von medikamentöser Behandlung bis hin zu chirurgischen Eingriffen wie der Splenektomie.
- Splenomegalie
- Vergrößerung der Milz, häufig verursacht durch Infektionen, Lebererkrankungen oder hämatologische Störungen.
- Milzruptur
- Ein medizinischer Notfall, oft verursacht durch ein Trauma, der eine sofortige chirurgische Intervention erfordert.
- Splenome
- Primäre oder sekundäre Tumoren der Milz, die gutartig oder bösartig sein können.
Zusammenfassung
Die Milz ist ein bohnenförmiges Organ im linken Oberbauch, das zum lymphatischen System gehört. Sie erfüllt wichtige Funktionen in der Immunabwehr und im Blutkreislauf. Die Milz filtert alte und beschädigte Blutzellen aus dem Blut und recycelt dabei deren Bestandteile, insbesondere Eisen. Zudem speichert sie Blut und produziert Lymphozyten, die für die Immunabwehr notwendig sind. Trotz ihrer bedeutenden Rolle ist die Milz nicht lebensnotwendig; ihre Funktionen können teilweise von anderen Organen übernommen werden. Verletzungen oder Erkrankungen können jedoch zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen.
Quellen
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