Blutdruck und Blutdruckmessung

Wortart:
Substantiv, maskulin
Aussprache:
[ˈbluːtdrʊk]
Plural:
Blutdrücke
Abkürzung:
BD, BP, RR für Riva-Rocci
Trennung:
Blut|druck
Synonym:
RR
Englisch:
blood pressure
Maßeinheit:
mmHg, kPa
Erhöhter Wert:
Hypertonie
Erniedrigter Wert:
Hypotonie
Physiologisch:
< 130 Systole, < 85 Diastole

Als Blutdruck wird die Kraft bezeichnet, die das Blut auf die Gefäßwand der Arterien und Venen ausübt. Die Messung erfolgt meist in der Maßeinheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Bei maschineller Messung kommt auch häufig die Einheit Kilopascal (kPa) zum Einsatz.

7,5 mmHG ≈ 1 kPa

Physiologische Grundlagen

Der Blutdruck wirkt sowohl in den Arterien, den Venen und den Kapillaren. Im Klinikalltag ist mit “Blutdruck” jedoch sprachgebräuchlich immer der Druck in den größeren Arterien gemeint. Physikalisch hängt der arterielle Blutdruck von folgenden Faktoren ab:

  • Gefäßwiderstand der Arterie
  • Herzminutenvolumen
  • Blutvolumen im Gefäßsystem

Der Blutdruck passt sich beim gesunden Menschen, gemeinsam mit dem Puls, an die jeweiligen Erfordernisse des Körpers an.

Körperliche Anstrengung ➜ Puls und systolischer Blutdruck sind höher als in der Ruhephase, der diastolische Blutdruck bleibt bei gesunden Menschen gleich.

Systole und Diastole
Systole: Der Druck, der in den Gefäßen herrscht, wenn das Herz sich zusammenzieht und das Blut auswirft.
Diastole: Der Druck, der in den Gefäßen herrscht, wenn der Herzmuskel erschlafft und sich erneut mit Blut füllt.

Systolischer Blutdruck

Als systolischer Blutdruck wird der maximale Druck im Gefäß (Spitzendruck) bezeichnet (➜ ist in der Aorta am höchsten). Er entsteht während der Herzkammersystole (➜ der Herzmuskel zieht sich zusammen und sauerstoffreiches Blut wird in die Gefäße gepumpt.

Systole = (griechisch) das Zusammenziehen

Diastolischer Blutdruck

Als diastolischer Blutdruck wird der minimale Druck im Gefäß während der Herzkammerdiastole bezeichnet und ist niedriger als der systolische. Er wird auch in der Zeit zwischen zwei Herzschlägen nicht unterschritten und gilt als Maß für die Dauerbelastung der Gefäßwände. Der diastolische Blutdruckwert gibt an, mit welchem Druck die Koronararterien durchströmt (perfundiert) werden.

Diastole = (griechisch) die Ausdehnung

Mitteldruck (MAD)

Als Mitteldruck (englisch: mean arterial pressure) wird der mittlere arterielle Druck (MAD) zwischen systolischem und diastolischen Blutdruck bezeichnet. Der Mitteldruck (MAD´) entspricht nicht dem arithmetischen Mittelwert. Er ist im Rahmen einer Reanimation unverzichtbar um das Ausmaß der Organschädigung und die Effektivität der Herzdruckmassage einzuschätzen.Der Mitteldruck wird anhand der folgenden Formel berechnet:

MAD=\frac{sys. Blutdruck + (2* dia. Blutdruck)}{3}

Die Normwerte des Mitteldrucks liegen zwischen 70 und 105 mmHg. Sinkt der MAD unter 60 mmHg, besteht die Gefahr der Minderperfusion von Organen.

Blutdruckamplitude

Als Blutdruckamplitude wird die Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck bezeichnet. Beispiel: Blutdruck 130/80 ➜ Amplitude = 50

Blutdruck: Einflussfaktoren

Die Höhe des Blutdrucks ändert sich im Laufe des Tages mehrfach. Nach dem Aufstehen steigt er stark an und nimmt im Verlauf des Morgens weiter zu. Nachmittags sinkt der Blutdruck kurzzeitig und steigt dann, gegen Abend, wieder stetig an. Nachts fällt der Blutdruck ab und erreicht die niedrigsten Werte zwischen 2 und 3 Uhr.

Weitere Einflussfaktoren, neben der Tageszeit, sind:

  • Geschlecht und Alter
  • Lebensstil und Umweltfaktoren (z.B. Temperaturunterschiede)
  • körperliche Aktivität
  • Emotionen (➜ z.B. Wut und Ärger)
  • seelische Belastungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Einteilung: Blutdruck-Werte

Der normale Blutdruck liegt bei einem Erwachsenen systolisch unter 140 mmHg und diastolisch unter 90 mmHg. Im Jahr 1999 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), zusammen mit der International Society of Hypertension (ISH), die 2003 überarbeiteten WHO/ISH Hypertension guidelines (➜ deutsch WHO/ISH Leitfaden Bluthochdruck) mit der folgenden Einteilung für erwachsene Menschen:

Bezeichnungsystolisch (mmHg)diastolisch (mmHg)
Hypotonie< 100< 60
Normal< 130< 85
Normal (erhöht)130 – 13985 – 89
Hypertonie Grad 1140 – 15990–99
Hypertonie Grad 2160 – 179100 – 109
Hypertonie Grad 3≥ 180≥ 110

Hypertonie = erhöhter Blutdruck
Hypotonie = niedriger Blutdruck

Eine starke Hypertonie kann zu Symptomen wie Schwindel und Sehstörungen führen. Langfristig kann ein Bluthochdruck für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie Herz- und Niereninsuffizienz verantwortlich sein oder das Erkrankungsrisiko signifikant erhöhen.

Blutdruckmessung

Geschichte

Der erste Versuch zur klinischen Blutdruckmessung geht auf den britischen Arzt Frederick Mahomed (1849–1884) zurück. Er versuchte, mit Hilfe eines selbstkonstruierten Sphygmographen (➜ Gerät zur dauerhaften Aufzeichnung von Pulsfrequenzen als Kurven), die Arterienspannung bei Untersuchungen zur Früherkennung bestimmter, mit Proteinurie einhergehender Nierenerkrankungen zu messen.

Der italienischen Arzt Scipione Riva-Rocci erfand eine einfache Methode des Sphygmomanometers (➜ mit Quecksilber) und machte diese im Jahr 1896 öffentlich. Noch heute werden, die nach diesem Prinzip gemessenen arteriellen Druckwerte, häufig mit „RR“ gekennzeichnet. Als der US-amerikanischer Neurochirurg und Medizinhistoriker Harvey Cushing diese Methode auf einer Italienreise im Jahr ´1901 entdeckte, optimierte er sie für die klinische Anwendung.

1905 entdeckte der russische Militärarzt Nikolai Sergejewitsch Korotkow, durch Einsatz eines Stethoskops, das Hören der später nach ihm benannten Korotkow-Töne. Dies ermöglichte die Methode zur Messung des diastolischen Drucks.

Checkliste: Blutdruckmessung

  • Eine Blutdruckmessung sollte immer in Ruhe erfolgen.
    ➜ Vor der Messung auf 5 Minuten Ruhe achten.
  • Oberarmbekleidung sollte entfernt werden ➜ verhindert einen Blutstau.
  • Die Füße sollten flach auf dem Boden stehen.
  • Die Manschette oder das Messgerät sollten sich bei der Messung immer auf Herzhöhe befinden.
    Bettlägerige Patienten (mit dem Kopfteil des Bettes) zum Messen in sitzende Position bringen
  • Für zuverlässige Blutdruckwerte sollte mehrfach im Abstand von 1 – 2 Minuten gemessen werden
  • Um vergleichbare Werte zu erhalten, stets zur gleichen Tageszeit messen
  • Bei unklaren und auffälligen Werten die Messung am anderen Arm wiederholen
  • An Armen mit Verletzungen und Paresen niemals messen

Bedingungen für die Blutdruckmessung

Ruhemessung des Blutdrucks: Wird meist in sitzender Position und in einem ruhigen Setting druchgeführt. Der Kreislauf sollte sich seit mindestens 5 Minuten im Ruhezustand befinden. Mindestens drei Messungen in ein bis zwei Minuten Abständen an beiden Armen sorgen für zuverlässige Messwerte. Ein Patient ist nicht zwangsläufig krank, sollte der Blutdruck einmal erhöht sein. Bei auffälligen und unklaren Messwerten, sollte die Messung an mehreren Tagen wiederholt werden ➜ Bestätigung der Diagnose.

Blutdruckmessung unter Belastung: Diese Messmethode findet häufig auf einem Ergometer statt um den Blutdruck unter Anstrengung zu ermitten. Blutdruckerhöhungen die auf psychische Belastungen (Aufregung, Unruhe, Angst) zurückzuführen sind, haben so weniger Einfluss auf die Messung. Der Blutdruck steigt bei körperlicher Belastung an ➜ systolische Blutdruckerhöhung ist stärker ausgeprägt ist die diastolische. Der Blutdruckanstieg ist abhängig vom Ruheblutdruck, von Alter und Geschlecht (Frauen höher als Männern), von der Gesundheit, dem Trainingszustand, dem Zustand der Blutgefäße und dem Gewicht.

Langzeit-Blutdruckmessung: Hier bleibt die Blutdruckmanschette meist für 24 Stunden am Oberarm des Patienten und misst automatisch alle 15 bis 30 Minuten den Blutdruck. Für eine bessere Auswertbarkeit der Ergebnisse, werden alle tagesaktivitäten in einem

Blutdruckmessung mit Sphygmo-Manometer

Ein Sphygmo-Manometer besteht aus: Manschette, Druckmesser (Manometer) und Stethoskop

In klinischen Alltag wird der Blutdruck überwiegend mit einem Sphygmo-Manometer bestimmt, das aus drei Teilen besteht:

  • Manschette ➜ kann mit Luft aufgepumpt werden
  • Druckmesser (Manometer) ➜ Misst den Luftdruck in der Manschette
  • Stethoskop ➜ Hören der Strömungsgeräusche (Korotkow-Töne) des Blutes in der Arteria brachialis (Oberarmarterie)

Der Druckmesser weist eine Skala von von 0 bis 300 mmHg auf. Weiter findet man an dem Gerät einem Pumpball, mit Hilfe dessen man die Manschette aufpumpen kann sowie ein Ventil zum Ablassen der Luft.

  • Zur Blutdruckmessung wird die Manschette um den unbekleideten, gestreckten Oberarm gelegt (ca. 2 – 3 cm oberhalb der Armbeuge) und so stark aufgepumpt, dass kein Blut mehr in die Oberarmarterie fließt (Radialispuls ertasten und Manschette so lange aufpumpen, bis kein Puls mehr tastbar ist).
  • Der Arm sollte während der Messung entspannt aufliegen und die Manschette sollte sich auf Herzhöhe befinden.
  • Das Stethoskop wird, unterhalb der Manschette, auf der Arteria brachialis platziert.
  • Nun wird das Ventil langsam geöffnet, um die Luft aus Manschette abzulassen.
  • Systolischer Blutdruck: Wenn der Luftdruck in der Manschette unter den systolischen Blutdruck sinkt, strömt mit jedem Herzschlag wieder Blut in den Oberarm und mit jedem Herzschlag schließen sich die Arterie wieder. Da hierbei die Gefäßwände aufeinanderprallen, entsteht ein Klopfton (Korotkow-Ton) den man mit dem Stethoskop im Bereich der Armbeuge hören kann. Beim erstmaligen Wahrnehmen des Kopfens liest man am Druckmesser den systolische Blutdruck ab.
  • Diastolischer Blutdruck: Die Korotkow-Töne verstummen, sobald der Luftdruck in der Manschette unter den diastolischen Blutdruck in der Oberarmarterie fällt (➜ die Gefäße sind komplett geöffnet). Der diastolische Blutdruck wird in dem Moment abgelesen, in dem das Klopfgeräusch aussetzt.
Richtige und falsche Blutdruckmessung
Das Stethoskop sollte sich während der Messung nicht unter der Manschette befinden, sondern im Bereich der Armbeuge auf der Arteria brachialis aufliegen.

Invasive Blutdruckmessung (IBP)

Bei der invasiven Blutdruckmessung (auch intraarterielle, blutige Blutdruckmessung), kurz IBP, wird ein Messfühler über einen arteriellen Zugang direkt in eine Arterie des Patienten eingeführt und findet bei der Intensivtherapie, auf speziell ausgestatteten Krankenstationen und im Operationssaal Anwendung.

Zur Messung wird eine Arterie (meist Arteria radialis (Unterarmarterie) oder Arteria femoralis (Leistenarterie)) mit einer Kanüle punktiert und an ein flüssigkeitsgefülltes Schlauchsystem angeschlossen. Die vorherrschenden Druckveränderungen innerhalb des Blutgefäßes werden im System an einen Druckumwandler (Transducer) weitergeleitet und von einer Membran registriert. Diese wandelt die Druckwelle in elektrische Impulse um, die von einem angeschlossenen Messgerät (meist ein Monitor) in mmHg angezeigt werden.

Quellen

  • Titelbild: Blutdruck-Manometer (Pexels.com – cottonbro studio)
  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Menche, N. (Hrsg.). (2016). Biologie Anatomie Physiologie: Mit Zugang zu pflegeheute.de (8. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.