Bristol-Stuhlformen-Skala

Stuhl, Defäkation
Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[bʁɪstl̩ ˈʃtuːlˌfɔʁmən ˈskaːla]
Plural:
Bristol-Stuhlformen-Skalen
Abkürzung:
BSS
Englisch:
Bristol stool chart, Bristol stool scale
Begründung:
Kenneth Heaton und S. J. Lewis
Namensgebung:
Universität von Bristol, UK

Bei der Bristol-Stuhlformen-Skala (BSS) handelt es sich um ein klinisches Bewertungsschema, das die Einordnubg von Form und Konsistenz des menschlichen Stuhls zulässt. Anhand der Skala sind Aussagen über die Dauer der Darmpassage möglich, die Rückschlüsse auf eventuelle Erkrankungen ermöglicht.

Entwicklung der Skala

Die Bristol-Stuhlformen-Skala wurde erstmals 1997 von Dr. Ken Heaton an der University of Bristol in England veröffentlicht. Dr. Heaton und seine Kollegen entwickelten die Skala, um eine einfache und visuell verständliche Methode zur Bewertung der Stuhlform zu schaffen. Ziel war es, die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten zu verbessern und die Diagnosestellung bei gastrointestinalen Problemen zu unterstützen.

Klassifikation

Die Bristol-Stuhlformen-Skala unterscheidet sieben verschiedene Stuhltypen (Beschaffenheiten) wobei die Zeit der Darmpassage von Typ 1 (bis zu 100 Stunden) zu Typ 7 (ca. 10 Stunden) abnimmt. Jede Kategorie wird durch eine spezifische Beschreibung und eine visuelle Darstellung charakterisiert:

Bristol-Stuhlformen-Skala - Typ 1

Typ 1

Einzelne, feste Kügelchen, schwer auszuscheiden

Bristol-Stuhlformen-Skala - Typ 2

Typ 2

Wurstartig, klumpig

Bristol-Stuhlformen-Skala - Typ 3

Typ 3

Wurstartig mit rissiger Oberfläche

Bristol-Stuhlformen-Skala - Typ 4

Typ 4

Wurstartig mit glatter Oberfläche

Bristol-Stuhlformen-Skala - Typ 5

Typ 5

Einzelne weiche, glattrandige Klümpchen, leicht auszuscheiden

Bristol-Stuhlformen-Skala - Typ 6

Typ 6

Einzelne weiche Klümpchen mit unregelmäßigem Rand

Bristol-Stuhlformen-Skala - Typ 7

Typ 7

Flüssig, ohne feste Bestandteile

Beurteilung

TypBeurteilung
Typ 1Obstipation (Verstopfung)
Typ 2Obstipation (Verstopfung)
Typ 3Idealstuhl
Typ 4Idealstuhl
Typ 5Idealstuhl
Typ 6Diarrhö (Durchfall)
Typ 7Diarrhö (Durchfall)
Tab. 1.1 Beurteilung Bristol-Stuhlformen-Skala

Klinische Indikation

Die Bristol-Stuhlformen-Skala wird in verschiedenen klinischen Kontexten verwendet:

  • Diagnose von Magen-Darm-Erkrankungen
    • Die Skala hilft bei der Diagnose von Zuständen wie Reizdarmsyndrom (IBS), chronischer Verstopfung und Durchfall. Unterschiedliche Stuhlformen können auf spezifische Krankheitsbilder hinweisen.
  • Behandlungsüberwachung
    • Pflegekräfte verwenden die Skala, um den Erfolg von Behandlungen zu überwachen, indem sie Veränderungen in der Stuhlkonsistenz und -form dokumentieren.
  • Ernährungsbewertung
    • Die Skala kann verwendet werden, um die Auswirkungen von Ernährungsänderungen auf die Stuhlgewohnheiten zu bewerten. Zum Beispiel können ballaststoffreiche Diäten zu Veränderungen der Stuhlform führen.
  • Patientenkommunikation
    • Die visuelle und beschreibende Natur der Skala erleichtert es Patienten, ihre Symptome genau zu beschreiben, was die Diagnose und das Management von Magen-Darm-Erkrankungen verbessert.

Bedeutung und Vorteile

Die Bristol-Stuhlformen-Skala bietet mehrere Vorteile:

  • Standardisierung
    • Sie bietet eine standardisierte Methode zur Bewertung und Dokumentation von Stuhlformen, was die Vergleichbarkeit von Studien und klinischen Berichten verbessert.
  • Einfache Anwendung
    • Die Skala ist leicht verständlich und kann sowohl von medizinischem Fachpersonal als auch von Patienten ohne spezielle Schulung verwendet werden.
  • Verbesserte Kommunikation
    • Durch die Bereitstellung einer gemeinsamen Sprache für die Beschreibung von Stuhlformen verbessert die Skala die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten.
  • Frühdiagnose
    • Die Skala kann zur Früherkennung von Magen-Darm-Problemen beitragen, da Veränderungen in der Stuhlform häufig frühe Anzeichen für Erkrankungen darstellen.

Einschränkungen

Trotz ihrer vielen Vorteile hat die Bristol-Stuhlformen-Skala auch einige Einschränkungen:

  • Subjektivität
    • Die Beurteilung der Stuhlform kann subjektiv sein, was zu Variationen in der Interpretation führen kann.
  • Eingeschränkte Informationen
    • Die Skala bietet Informationen über die Form und Konsistenz des Stuhls, liefert jedoch keine Daten zu anderen wichtigen Aspekten wie Stuhlfrequenz, Farbe oder Geruch.
  • Begrenzte Anwendbarkeit
    • Während die Skala nützlich für die Bewertung der Stuhlform ist, ist sie möglicherweise nicht ausreichend für die Diagnose komplexer gastrointestinaler Erkrankungen ohne zusätzliche diagnostische Tests.

Zusammenfassung

Die Bristol-Stuhlformen-Skala ist ein medizinisches Werkzeug zur Klassifikation der Form und Konsistenz von Stuhl. Sie wurde 1997 von Dr. Ken Heaton an der Universität Bristol entwickelt. Die Skala umfasst sieben Typen:

  1. Typ 1: Einzelne harte Klumpen, schwer auszuscheiden.
  2. Typ 2: Wurstförmig, aber klumpig.
  3. Typ 3: Wurstförmig mit Rissen an der Oberfläche.
  4. Typ 4: Wurst- oder schlangenförmig, glatt und weich.
  5. Typ 5: Weiche Klumpen mit klaren Rändern, leicht auszuscheiden.
  6. Typ 6: Flauschige Stücke mit ausgefransten Rändern, breiig.
  7. Typ 7: Wässrig, keine festen Stücke.

Die Skala hilft bei der Diagnose und Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen und gibt Aufschluss über die Darmgesundheit.

Quellen

  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Wied, S., & Warmbrunn, A. (Hrsg.). (2012). Pschyrembel Pflege (3. Aufl.). Walter de Gruyter.
  • Lewis, S.J. und Heaton, K.W. (1997). Stool form scale as a useful guide to intestinal transit time. Scandinavian Journal of Gastroenterology, 32(9), pp.920-924.
  • Blake, M.R., Raker, J.M. und Whelan, K. (2016). Validity and reliability of the Bristol Stool Form Scale in healthy adults and patients with diarrhoea-predominant irritable bowel syndrome. Alimentary Pharmacology & Therapeutics, 44(7), pp.693-703.
  • Heaton, K.W., Radvan, J., Cripps, H., Mountford, R.A., Braddon, F.E. und Hughes, A.O. (1992). Defecation frequency and timing, and stool form in the general population: a prospective study. Gut, 33(6), pp.818-824.
  • O’Donnell, L.J., Virjee, J. und Heaton, K.W. (1990). Detection of pseudodiarrhoea by simple clinical assessment of intestinal transit rate. BMJ, 300(6722), pp.439-440.