Computertomographie (CT)

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[kɔmˈpjuːtɐtoˌmoˈɡʁaːfiː]
Abkürzung:
CT
Trennung:
Com|pu|ter|to|mo|gra|phie
Synonym:
Computertomografie
Englisch:
computed tomography
Abstammung:
griech.: τομή (tomé) = Schnitt, γράφειν (gráphein) = schreiben

Die Computertomographie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren in der Radiologie, das Querschnittsbilder des Körpers erzeugt. Es kombiniert Röntgentechnologie mit computerbasierten Verfahren, um detaillierte Bilder von Knochen, Weichteilen und Organen zu erstellen. Diese Bilder bieten Ärzten präzise Informationen über die Anatomie und mögliche pathologische Veränderungen.

Geschichte der Computertomographie

Die Computertomographie wurde in den 1970er Jahren entwickelt, mit wesentlichen Beiträgen von Sir Godfrey Hounsfield und Allan Cormack, die 1979 den Nobelpreis für Medizin erhielten. Seitdem hat sich die Technologie erheblich weiterentwickelt, mit Verbesserungen in der Bildqualität und einer Reduktion der Strahlenbelastung.

Meilensteine in der CT-Entwicklung

  • 1972 erstes CT-Gerät
  • 1974 erstes kommerzielles CT-System mit Sofortbildrekonstuktion (Röhre rotiert 360° um den Patienten, damals noch mit fester Tischposition)
  • 1987 Spiral-CT: technische Weiterentwicklung, „Volumenaufnahmeverfahren“, Patient wird auf dem Tisch kontinuierlich durch das Messfeld bewegt, während die Röhre sich mehrmals um 360° dreht, Patient wird also spiralförmig abgetastet
  • 1994 Subsekunden-Spiral-CT: verbesserte Auflösung, dünnere Schichten, größere Volumina werden schneller erfasst, Patient muss Atem kürzer anhalten
  • 1996 Ultra Fast Ceramic Detektoren: reduzierte Strahlendosis, gleiche Bildqualität
  • 1998 Multisclice-Spiral-CTs (Multidetektor-CT): 4 Schichten pro Rotation, Rotationszeit nur noch 0,5 Sekunden; Kardio-CT wird möglich
  • 2002 16-Zeilen-CT
  • 2004 64-Zeilen-CT
  • 2006 Dual-Source-CT: statt bisher nur einer Röntgeneinheiten und einem Detektor nun jeweils zwei Stück in einer Gantry
  • 2007 256-Zeilen-CT

Grundlagen der Computertomographie

Physikalische Prinzipien

Die CT basiert auf der Anwendung von Röntgenstrahlen. Röntgenstrahlen sind eine Form elektromagnetischer Strahlung mit hoher Energie und kurzer Wellenlänge, die Gewebe unterschiedlich durchdringt und von ihnen unterschiedlich absorbiert wird. Die Absorption der Röntgenstrahlen hängt von der Dichte und der Zusammensetzung des Gewebes ab. Knochen, die dichter sind, absorbieren mehr Röntgenstrahlen als weicheres Gewebe wie Muskeln oder Fett.

Röntgenröhre und Detektoren

Ein CT-Scanner besteht aus einer rotierenden Röntgenröhre und einem gegenüberliegenden Detektor. Während des Scans rotiert die Röntgenröhre um den Patienten, der auf einem beweglichen Tisch liegt. Die Röntgenstrahlen durchdringen den Körper und werden von den Detektoren auf der anderen Seite erfasst.

Bildrekonstruktion

Die Detektoren messen die Intensität der durch den Körper hindurchtretenden Röntgenstrahlen. Diese Messungen werden von einem Computer verarbeitet, der die Daten in Querschnittsbilder umwandelt. Dies erfolgt durch einen komplexen mathematischen Prozess, der als Bildrekonstruktion bekannt ist. Jedes Bild repräsentiert einen dünnen Schnitt durch den Körper und zeigt die Unterschiede in der Röntgenabsorption der verschiedenen Gewebe.

Funktionsweise der Computertomographie

Vorbereitung und Positionierung

Vor einem CT-Scan wird der Patient gebeten, sich auf einen Tisch zu legen. Je nach zu untersuchendem Körperbereich kann es erforderlich sein, bestimmte Kleidungsstücke abzulegen und alle metallischen Gegenstände zu entfernen, die das Bild stören könnten. Der Patient wird dann in die richtige Position gebracht, um den zu untersuchenden Bereich optimal zu erfassen.

Durchführung des Scans

Während des Scans bleibt der Patient still liegen, um Bewegungsartefakte zu vermeiden. Die Röntgenröhre rotiert um den Körper, und die Detektoren erfassen die durch den Körper tretenden Röntgenstrahlen. Der Tisch bewegt sich langsam durch den Scanner, sodass der gesamte zu untersuchende Bereich abgetastet wird. Ein typischer Scan dauert nur wenige Sekunden bis Minuten, abhängig vom untersuchten Körperbereich und der benötigten Bildauflösung.

Kontrastmittel

In einigen Fällen wird ein Kontrastmittel verwendet, um bestimmte Strukturen besser sichtbar zu machen. Das Kontrastmittel kann oral, rektal oder intravenös verabreicht werden, abhängig von der zu untersuchenden Körperregion. Es hilft, den Kontrast zwischen verschiedenen Geweben zu erhöhen und erleichtert die Identifizierung von Anomalien.

Bildverarbeitung und -interpretation

Nach dem Scan werden die Rohdaten von einem Computer verarbeitet, um die endgültigen Querschnittsbilder zu erzeugen. Diese Bilder können auf einem Monitor betrachtet und bei Bedarf in verschiedenen Ebenen und Rekonstruktionen dargestellt werden. Radiologen analysieren die Bilder, um Diagnosen zu stellen und die Ergebnisse an die behandelnden Ärzte weiterzugeben.

Formen der Computertomographie

Es gibt verschiedene Arten von CT-Scans, die sich in ihrer Technik und Anwendung unterscheiden:

  • Spiral-CT (Helical-CT)
    • Bei dieser Technik rotiert der CT-Scanner kontinuierlich um den Patienten, während sich der Untersuchungstisch langsam durch den Scanner bewegt. Dadurch entstehen spiralförmige Schichten, die eine schnelle und detaillierte Bildgebung ermöglichen.
  • Mehrschicht-CT (Multislice-CT oder Multidetektor-CT)
    • Diese Weiterentwicklung des Spiral-CT nutzt mehrere Detektorreihen, die gleichzeitig mehrere Schichten des Körpers erfassen können. Dies führt zu einer höheren Bildqualität und schnelleren Scan-Zeiten.
  • Kontrastmittel-CT
    • Hierbei wird ein Kontrastmittel intravenös verabreicht, um bestimmte Strukturen wie Blutgefäße, Organe oder Tumore deutlicher darzustellen. Dies ist besonders hilfreich bei der Diagnose von Gefäßerkrankungen, Tumoren oder Entzündungen.
  • Low-Dose-CT
    • Diese Art von CT verwendet eine geringere Strahlendosis, um die Strahlenbelastung des Patienten zu minimieren. Sie wird oft in der Lungenkrebsfrüherkennung eingesetzt.
  • Kernspintomographie (CT/MRT-Hybridgeräte)
    • Kombiniert die Vorteile der CT (gute Knochendarstellung) mit denen der MRT (gute Weichteildarstellung), indem beide Technologien in einem Gerät genutzt werden. Dies ermöglicht eine umfassende Diagnostik.
  • Dual-Energy-CT
    • Bei dieser Technik werden zwei verschiedene Energielevels zur gleichen Zeit verwendet, um unterschiedliche Gewebearten besser zu unterscheiden. Dies ist besonders nützlich zur Identifikation von Materialien und zur Unterscheidung zwischen Kalkablagerungen und Kontrastmittel.
  • Perfusions-CT
    • Diese Methode misst den Blutfluss durch Gewebe und Organe. Sie wird häufig zur Beurteilung von Schlaganfällen, Tumoren und anderen Erkrankungen eingesetzt, bei denen die Durchblutung eine Rolle spielt.
  • Virtuelle CT (virtuelle Koloskopie, virtuelle Bronchoskopie):
    • Diese Technik verwendet CT-Daten, um 3D-Rekonstruktionen von Organen zu erstellen, was eine nicht-invasive Untersuchung beispielsweise des Dickdarms oder der Bronchien ermöglicht.
  • Interventions-CT
    • Hierbei wird die CT-Bildgebung genutzt, um minimal-invasive Eingriffe wie Biopsien oder Drainagen präzise zu steuern.

Die Wahl der CT-Art hängt von der spezifischen klinischen Fragestellung, dem zu untersuchenden Körperbereich und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Jede Methode bietet einzigartige Vorteile und kann in verschiedenen medizinischen Kontexten eingesetzt werden.

Indikationen einer Computertomographie

Die hohe Auflösung und die Fähigkeit, feine Details zu erkennen, machen die CT zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der modernen Medizin. Im Folgenden werden die häufigsten Indikationen für die Anwendung der Computertomographie erläutert.

Diagnostik und Beurteilung von Verletzungen

  • Kopfverletzungen
    ➜ Zur Diagnose von Schädelbrüchen, Hirnblutungen und Gehirnerschütterungen.
  • Wirbelsäulenverletzungen
    ➜ Erkennung von Frakturen, Luxationen und Bandscheibenverletzungen.
  • Thoraxtrauma
    ➜ Beurteilung von Rippenbrüchen, Pneumothorax und Hämothorax.
  • Abdominaltrauma
    ➜ Erkennung von Organverletzungen, freien Flüssigkeiten und Blutungen im Bauchraum.

Onkologische Indikationen

Tumordiagnostik

  • Lungenkrebs
    ➜ Früherkennung, Staging und Verlaufskontrolle.
  • Lebermetastasen
    ➜ Nachweis von primären und sekundären Lebertumoren.
  • Pankreastumoren
    ➜ Diagnostik und Beurteilung der Tumorausbreitung.
  • Nierentumoren
    ➜ Detektion und Charakterisierung von Nierenläsionen.

Staging und Follow-up

  • Lymphknotenbeteiligung
    ➜ Beurteilung des Ausbreitungsgrades von Lymphomen und Metastasen.
  • Therapieüberwachung
    ➜ Monitoring des Ansprechens auf Chemotherapie, Strahlentherapie und chirurgische Interventionen.

Neurologische Indikationen

Schlaganfall

  • Akuter ischämischer Schlaganfall
    ➜ Schnelle Beurteilung der Durchblutung und Identifikation ischämischer Areale.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall
    ➜ Erkennung von intrazerebralen Blutungen und Aneurysmen.

Neurologische Erkrankungen

  • Hirntumoren
    ➜ Diagnostik, Staging und Verlaufsbeobachtung.
  • Multiple Sklerose
    ➜ Detektion und Überwachung von Läsionen im Gehirn und Rückenmark.

Kardiovaskuläre Indikationen

Koronare Herzkrankheit (KHK)

  • Koronar-CT-Angiographie
    ➜ Beurteilung der Koronararterien auf Stenosen und Plaques.
  • CT-Koronarangiographie
    ➜ Nicht-invasive Untersuchung der Koronargefäße.

Aortenpathologien

  • Aortenaneurysma
    ➜ Detektion und Größenbestimmung von Aneurysmen.
  • Aortendissektion
    ➜ Erkennung und Klassifizierung von Dissektionen.

Lungenerkrankungen

  • Lungenembolie
    ➜ Nachweis von Embolien in den Lungenarterien.
  • Interstitielle Lungenerkrankungen
    ➜ Beurteilung von Lungenfibrose und anderen interstitiellen Erkrankungen.
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
    ➜ Beurteilung der Lungendichte und des Emphysems.

Abdominelle Indikationen

Akute Abdominalschmerzen

  • Appendizitis
    ➜ Diagnostik einer akuten Appendizitis.
  • Divertikulitis
    ➜ Erkennung und Beurteilung des Schweregrades einer Divertikulitis.
  • Cholezystitis
    ➜ Identifikation von Entzündungen und Steinen in der Gallenblase.

Abdominelle Tumore

  • Kolonkarzinom
    ➜ Erkennung und Staging von Darmtumoren.
  • Ovarialkarzinom
    ➜ Beurteilung der Tumorausbreitung im Beckenbereich.

Urologische Indikationen

Urolithiasis

  • Nierensteine
    ➜ Detektion und Lokalisierung von Steinen im Harntrakt.
  • Harnleitersteine
    ➜ Beurteilung von Obstruktionen und Steinpositionen.

Prostatakarzinom

  • Prostata-CT
    ➜ Staging und Beurteilung der lokalen Ausbreitung.

Spezielle Anwendungen

Virtuelle Koloskopie

  • Screening
    ➜ Untersuchung des Dickdarms auf Polypen und Karzinome ohne invasive Koloskopie.

3D-Rekonstruktionen

  • Präoperative Planung
    ➜ Erstellung von 3D-Modellen zur Planung komplexer chirurgischer Eingriffe.

Vorteile der Computertomographie

  • Hohe Auflösung
    • Bietet detaillierte Bilder von Knochen, Organen und Weichteilen.
  • Schnelle Diagnosen
    • Ermöglicht eine schnelle und genaue Diagnose.
  • Nicht-invasiv
    • Im Gegensatz zu vielen invasiven Diagnosemethoden ist die CT eine nicht-invasive Technik.
  • Vielseitigkeit
    • Kann für eine breite Palette von diagnostischen Zwecken verwendet werden.

Risiken der Computertomographie

  • Strahlenexposition
    • CT verwendet ionisierende Strahlung, die potenziell schädlich sein kann, insbesondere bei häufiger Anwendung.
  • Kontrastmittel
    • Bei der Verwendung von Kontrastmitteln können allergische Reaktionen auftreten, und es gibt Risiken für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.
  • Kosten
    • CT-Untersuchungen sind in der Regel teurer als andere bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall.

Moderne Entwicklungen und Zukunft der Computertomographie

  • Reduzierte Strahlenbelastung
    • Fortschritte in der Technik haben zu Geräten geführt, die die Strahlenexposition erheblich reduzieren können, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen.
  • Künstliche Intelligenz (KI)
    • KI wird zunehmend in der CT zur Verbesserung der Bildanalyse und zur Automatisierung der Befundung eingesetzt.
  • Schnellere Scans
    • Neue CT-Scanner können in Sekunden hochauflösende Bilder erstellen, was die Diagnosedauer und die Belastung für den Patienten verringert.
  • Spezialisierte CT
    • Entwicklungen wie die Dual-Energy-CT ermöglichen die Differenzierung von Geweben basierend auf ihrer chemischen Zusammensetzung.

Zusammenfassung

Die Computertomographie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren, das Röntgenstrahlen und Computertechnologie kombiniert, um detaillierte Querschnittsbilder des Körpers zu erstellen. Diese Bilder ermöglichen eine genaue Diagnose und Bewertung von Erkrankungen und Verletzungen. Die CT wird häufig zur Untersuchung von Kopf, Brust, Bauch und Skelettsystem eingesetzt. Sie liefert präzise Informationen über Knochen, Organe und Weichteile, die mit konventionellen Röntgenaufnahmen nicht möglich sind. Die CT ist ein unverzichtbares Werkzeug in der modernen Medizin für die schnelle und genaue Diagnostik.

Quellen

  • Computed tomography (CT) (ohne Datum) National Institute of Biomedical Imaging and Bioengineering. Verfügbar unter: https://www.nibib.nih.gov/science-education/science-topics/computed-tomography-ct (Zugegriffen: 28. Juni 2024).
  • DocCheck, M. B. (2003) Computertomographie, DocCheck Flexikon. DocCheck Community GmbH. Verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Computertomographie (Zugegriffen: 28. Juni 2024).
  • Urban & Fischer Verlag (Hrsg.). (2006). Roche Lexikon Medizin Sonderausgabe (5. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.