Kleines Blutbild

Wortart:
Substantiv, neutrum
Aussprache (IPA):
[klaɪ̯nəs ˈbluːtbɪlt]
Plural:
Kleine Blutbilder
Trennung:
Klei|nes Blut|bild
Englisch:
complete blood count(CBC) without differential

Das kleine Blutbild ist ein grundlegender Labortest, der wichtige Informationen über die zellulären Bestandteile des Blutes liefert. Es ist ein häufig durchgeführter Test in der klinischen Praxis und hilft bei der Diagnose und Überwachung vieler Erkrankungen.

Bestandteile des Kleinen Blutbildes

Erythrozyten (Rote Blutkörperchen)

  • Normbereich
    ➜ Männer: 4,8 – 5,9 Mio./µl
    ➜ Frauen: 4,3 – 5,2 Mio./µl
  • Bedeutung
    ➜ Beurteilung der Sauerstofftransportkapazität des Blutes. Abweichungen können auf Anämie, Polyglobulie oder andere Erkrankungen hinweisen
  • Abkürzung
    ➜ Ery, RBC

Hämoglobin

  • Normbereich
    ➜ Männer: 14 – 18 g g/dl (8,7–11,2 mmol/l)
    ➜ Frauen: 12 – 16 g g/dl (7,5–9,9 mmol/l)
  • Bedeutung
    ➜ Maß für die Sauerstoffbindungskapazität. Niedrige Werte deuten auf Anämie hin, hohe Werte auf Polyzythämie.
  • Abkürzung
    ➜ Hb, HGB

Hämatokrit

  • Normbereich
    ➜ Männer: 40 – 54%
    ➜ Frauen: 37 – 47%.
    Bedeutung
    ➜ Verhältnis der zellulären Bestandteile zum Plasma. Abweichungen können auf Dehydration, Überwässerung oder Bluterkrankungen hinweisen.
  • Abkürzung
    ➜ Hk, Hkt, HCT

Erythrozytenindizes

  • Mittleres korpuskuläres Volumen (MCV)
    ➜ Normbereich: 78 – 94 fl.
  • Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (MCH)
    ➜ Normbereich: 28 – 34 pg.
  • Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC)
    ➜ Normbereich: 32 – 36 g/dl (19,85–22,34 mmol/l)
  • Bedeutung
    ➜ Helfen bei der Differenzierung von Anämien (mikrozytär, normozytär, makrozytär)

Leukozyten (Weiße Blutkörperchen)

  • Normbereich
    ➜ Frauen und Männer: 4.000–10.000 /µl
  • Bedeutung
    ➜ Beurteilung der Immunfunktion. Erhöhte Werte (Leukozytose) können auf Infektionen, Entzündungen oder Leukämien hinweisen, niedrige Werte (Leukopenie) auf Immunschwäche oder Knochenmarkstörungen.
  • Abkürzung
    ➜ Leukos, Leu, WBC

Thrombozyten (Blutplättchen)

  • Normbereich
    ➜ Frauen und Männer: 150.000–400.000 /µl
  • Bedeutung
    ➜ Wichtige Rolle bei der Blutgerinnung. Abweichungen können auf Thrombozytopenie oder Thrombozytose hinweisen
  • Abkürzung
    ➜ Thrombos, PC, PLT

Klinische Bedeutung und Interpretation

Anämie

  • Mikrozytäre Anämie
    ➜ niedriges MCV, oft bei Eisenmangelanämie
  • Normozytäre Anämie
    ➜ normales MCV, kann auf akute Blutverluste oder chronische Erkrankungen hinweisen
  • Makrozytäre Anämie
    ➜ hohes MCV, häufig bei Vitamin-B12- oder Folsäuremangel

Leukozytose und Leukopenie

  • Leukozytose
    ➜ erhöhte Leukozytenzahl, kann auf Infektionen, Entzündungen oder Leukämien hinweisen
  • Leukopenie
    ➜ niedrige Leukozytenzahl, kann auf Virusinfektionen, Knochenmarkserkrankungen oder die Wirkung bestimmter Medikamente hinweisen

Thrombozytose und Thrombozytopenie

  • Thrombozytose
    ➜ erhöhte Thrombozytenzahl, kann auf chronische Entzündungen, myeloproliferative Erkrankungen oder nach Splenektomie hinweisen
  • Thrombozytopenie
    ➜ niedrige Thrombozytenzahl, kann auf Blutgerinnungsstörungen, Knochenmarksschäden oder bestimmte Medikamente hinweisen

Fehlerquellen und Qualitätskontrolle

Mögliche Fehlerquellen

  • Hämolyse
    ➜ kann zu falschen Werten bei Hämoglobin und Erythrozyten führen
  • Verklumpung der Thrombozyten
    ➜ kann zu falsch niedrigen Thrombozytenzahlen führen
  • Ungenügende Blutmischung
    ➜ kann zu ungenauen Ergebnissen führen

Qualitätskontrolle

  • Regelmäßige Kalibration der Analysegeräte
    ➜ Sicherstellung der Genauigkeit der Ergebnisse
  • Verwendung von Kontrollproben
    ➜ Überprüfung der Genauigkeit der Messungen

Zusammenfassung

Das kleine Blutbild ist ein essenzielles diagnostisches Werkzeug, das grundlegende Informationen über die verschiedenen Zelltypen im Blut liefert. Es hilft bei der Diagnose und Überwachung vieler Erkrankungen, einschließlich Anämien, Infektionen und hämatologischen Störungen. Medizinisches Personal sollte mit den Bestandteilen, der klinischen Bedeutung und der Interpretation des kleinen Blutbildes vertraut sein, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten.

Quellen

  • Hoffbrand, A. V., & Moss, P. A. H. (2016). Hoffbrand’s Essential Haematology. Wiley-Blackwell.
  • Greer, J. P., Foerster, J., & Rodgers, G. M. (2013). Wintrobe’s Clinical Hematology. Lippincott Williams & Wilkins.
  • McPherson, R. A., & Pincus, M. R. (2017). Henry’s Clinical Diagnosis and Management by Laboratory Methods. Elsevier.
  • Bain, B. J., Bates, I., & Laffan, M. A. (2016). Dacie and Lewis Practical Haematology. Elsevier.
  • The American Society of Hematology. „Complete Blood Count.“
  • Urban & Fischer Verlag (Hrsg.). (2006). Roche Lexikon Medizin Sonderausgabe (5. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Andreae, S. (Hrsg.). (2008). Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen (2. Aufl.). Thieme.
  • Faller, A., & Schünke, M. (2016). Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion (A. Faller & M. Schünke, Hrsg.; 17. Aufl.). Thieme.