Pulsmessung
Der Puls sollte immer dann gemessen werden, wenn sich der Gesundheitszustand einer Person verschlechtert oder andere auffällige Parameter vorliegen. Beispielsweise sollte der Puls dann erhoben werden, wenn ein Verdacht auf eine Arterienerkrankung vorliegt oder eine Wirkungsüberprüfung von Medikamenten notwendig ist.
Definition
Pulsmessung bezeichnet die Erfassung der Herzfrequenz, also die Anzahl der Herzschläge pro Minute. Dies kann manuell durch das Fühlen des Pulses an einer Arterie, typischerweise am Handgelenk oder Hals, erfolgen oder mithilfe elektronischer Geräte wie Herzfrequenzmesser, Smartwatches oder Brustgurte. Pulsmessung ist wichtig zur Überwachung der Herzgesundheit, zur Trainingssteuerung und zur frühzeitigen Erkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie liefert wertvolle Informationen über den Zustand des Herz-Kreislauf-Systems und ermöglicht es, Gesundheitsveränderungen zu verfolgen.
Pulsmessstellen
Viele Körperstellen eignen sich gut zur manuellen Pulsmessung. Klinisch erfolgt die Pulserhebung fast ausschließlich am Handgelenk (A. radials ➜ Radialispuls) sowie am Hals (A. carotis ➜ Carotispuls).
Orte zur Pulsmessung
Folgenden Messstellen eignen sich im klinischen Setting zur Erhebung des Pulses.
- Arteria carotis
- Arteria subclavia
- Arteria axillaris
- Arteria brachialis
- Arteria radialis
- Arteria abdominalis
- Arteria ulnaris
- Arteria femoralis
- Arteria poplitea
- Arteria tibialis posterior
- Arteria dorsalis pedis
Vorbereitung – Pulsmessung
- Keine körperliche Anstrengung vor der Messung (kein Sport) ➜ kann zu erhöhten Pulswerten führen
- Vermeidung von Aufregung und Stress ➜ kann zu erhöhten Pulswerten führen
- Kein vorheriger Konsum von Kaffee, Energydrinks und anderer Genussmittel, die zur Erhöhung des Pulses führen können
- 5 – 10 Minuten vor der für Entspannung sorgen ➜ Erreichen eines normalen und ausgeglichenen körperlichen sowie psychischen Zustands
- Zur regelmäßigen Pulsmessung sollte stets an der gleichen Körperstelle sowie zur gleichen Tageszeit gemessen werden, um vergleichbare Ergebnissse zu erzielen
Da meist der sogenannte Ruhepuls (ohne körperliche Anstrengung) gemessen wird, sollte der Patient bereits einige Minuten vor der Pulskontrolle entspannt gesessen oder gelegen haben.
Anleitung – Pulsmessung
1. Messtelle wählen
Eine gut tastbare Arterie wählen, die dicht unter der Haut verläuft. Ideal hierfür ist die Speichenarterie (Arteria Radialis) an der Innenseite des Handgelenks.
Auch über die Halsschlagader (Arteria carotis) kann eine Pulsmessung erfolgen. Sie befindet sich in einer kleinen Vertiefung zwischen dem Kehlkopf und der seitlichen Halsmuskulatur.
2. Puls ertasten
Zwei bis drei Fingerspitzen, unter leichtem Druck, auf den Gefäßverlauf aufsetzen. Das Pulsieren innerhalb der Arterie sollte gut wahrnehmbar sein. Patienten auf Schmerzzeichen, Schwindel und Unwohlsein beobachten.
CAVE: Beim Messen an der Halsschlagader (A. carotis) ist auf das Karotissinus-Syndrom zu achten ➜ durch Druck auf den Karotissinus (Aufgabelung der Arteria carotis communis in die Arteria carotis interna und Arteria carotis externa ➜ Höhe Halswirbel C4) kann es zu einer Bradykardie bis zu einem resultierendem Herzstillstand kommen.
3. Pulswellen zählen
Die eintreffenden Pulswellen werden, mithilfe einer Uhr (z.B. Pulsuhr) für die Dauer von einer Minute gezählt. Alternativ kann auch für 15 oder 30 Sekunden gezählt und die erhobenen Werte auf eine volle Minute hochgerechnet werden. Die ermittelten Pulswerte sind das Ergebnis der Pulsmessung.
4. Puls bewerten
Die erhobenen Pulswerte sollten abschließend eingeordnet und in der Kurve des Patienten dokumentiert werden.
Werte (Erwachsener) | Einordnung |
---|---|
< 60 bpm | Langsamer Puls (Bradykardie) |
60 – 80 bpm | Normalpuls |
> 80 bpm | Erhöhter Puls (Tachykardie) |
Risiken und Fehlerquellen
Fehlerquelle | Risiko |
---|---|
Zu Hohe Druckausübung auf die Arterie | Verfälschung des Messergebnisses |
Eigenen Daumen zur Messung verwendet | Verfälschung des Messergebnisses |
Erhöhter Druck auf die Halsschlagader der die Druckrezeptoren an der Arterienwand reizt (Karotissinus-Syndrom) | Sinken der Herzfrequenz (Bradykardie) bis zum Herzstillstand |
Zusammenfassung
Die Pulsmessung ist eine medizinische Methode zur Bestimmung der Herzfrequenz, die angibt, wie oft das Herz pro Minute schlägt. Sie erfolgt meist durch Abtasten der Arterien, etwa an Handgelenk (Radialarterie), Hals (Karotisarterie) oder anderen Stellen, an denen die Blutgefäße nahe der Hautoberfläche verlaufen. Alternativ können elektronische Geräte, wie Herzfrequenzmesser oder EKG, verwendet werden. Die Pulsmessung liefert wichtige Informationen über die Herzgesundheit und kann zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen, zur Überwachung der körperlichen Fitness und zur Beurteilung des allgemeinen Gesundheitszustands genutzt werden. Die normale Ruhefrequenz liegt bei Erwachsenen zwischen 60 und 100 Schlägen pro Minute.
Quellen
- Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
- Maier, J. (2019) Puls messen: Anleitung und Fehlerquellen | praktischArzt. praktischArzt.(abgerufen am 21.05.2024)
- Menche, N. (Hrsg.). (2016). Biologie Anatomie Physiologie: Mit Zugang zu pflegeheute.de (8. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.