Astigmatismus

Astigmatismus ist eine Sehbeeinträchtigung, bei der die Hornhaut oder Linse des Auges ungleichmäßig gekrümmt ist, was dazu führt, dass Lichtstrahlen nicht auf einen Punkt auf der Netzhaut fokussiert werden. Dies verursacht verzerrtes oder unscharfes Sehen, insbesondere bei Linien in bestimmten Orientierungen.
Wortart:
Substantiv, maskulin
Aussprache (IPA):
[astɪɡmaˈtɪsmʊs]
Plural:
Astigmatismen
Trennung:
As|tig|ma|tis|mus
Synonym:
Stabsichtigkeit, Hornhautverkrümmung
Englisch:
astigmatism
Abstammung:
griech.: ἀ- (a) = nicht, στίγμα (stígma) = Punkt
ICD-Klassifikation:
H52.2
Med. Fachgebiet:

Astigmatismus ist eine häufige refraktive Anomalie des Auges, die eine verzerrte oder unscharfe Sicht verursacht. Diese Sehbeeinträchtigung betrifft Menschen aller Altersgruppen und kann sowohl die Lebensqualität als auch die Sehfunktion erheblich beeinträchtigen. In der medizinischen Praxis ist es entscheidend, Astigmatismus korrekt zu diagnostizieren und zu behandeln, da er oft in Kombination mit anderen refraktiven Fehlern wie Myopie (Kurzsichtigkeit) oder Hyperopie (Weitsichtigkeit) auftritt.

Definition

Astigmatismus ist ein refraktiver Fehler, der durch eine ungleichmäßige Krümmung der Hornhaut oder der Linse des Auges verursacht wird. Dies führt dazu, dass Lichtstrahlen nicht gleichmäßig auf die Netzhaut fokussiert werden, was zu einer verzerrten oder unscharfen Sicht führt. Im Idealfall ist die Hornhaut des Auges gleichmäßig gekrümmt, wodurch das Licht in einem Punkt auf der Netzhaut gebündelt wird. Bei einem astigmatischen Auge ist die Krümmung jedoch in verschiedenen Meridianen unterschiedlich, was zu mehreren Brennpunkten führt und somit das Sehen beeinträchtigt.

Epidemiologie

Astigmatismus ist eine der häufigsten Ursachen für Sehstörungen weltweit. Die Prävalenz variiert je nach Region und Altersgruppe, liegt jedoch in den meisten Bevölkerungen zwischen 30% und 60%. Astigmatismus kann von Geburt an vorhanden sein oder sich im Laufe der Zeit entwickeln, häufig in Verbindung mit anderen refraktiven Fehlern. Studien haben gezeigt, dass die Prävalenz mit dem Alter zunimmt, was auf altersbedingte Veränderungen in der Hornhautstruktur und -funktion zurückzuführen sein könnte.

Pathophysiologie

Normale Optik des Auges

Unter normalen Bedingungen ist die Hornhaut die Hauptbrechungseinheit des Auges, gefolgt von der Linse. Beide Strukturen haben eine gleichmäßige, sphärische Krümmung, die Lichtstrahlen so bündelt, dass sie sich an einem Punkt auf der Netzhaut treffen, was ein klares Bild erzeugt. Die Hornhaut trägt etwa 70% der gesamten Brechkraft des Auges bei, während die Linse die restlichen 30% ausmacht und zudem dynamische Anpassungen (Akkommodation) ermöglicht.

Mechanismus des Astigmatismus

Beim Astigmatismus weicht die Krümmung der Hornhaut oder der Linse von der idealen sphärischen Form ab. Statt einer gleichmäßigen Krümmung, die Lichtstrahlen gleichmäßig bricht, gibt es unterschiedliche Krümmungsradien in verschiedenen Meridianen des Auges. Dies führt dazu, dass Lichtstrahlen nicht an einem einzelnen Punkt auf der Netzhaut fokussiert werden, sondern an zwei verschiedenen Brennpunkten oder entlang einer Linie, was zu einem unscharfen oder verzerrten Bild führt.

Astigmatismus
Abb. 1.1: Durch unregelmäßige Hornhautkrümmungen wird Licht unscharf auf die Netzhaut projiziert, was verzerrtes Sehen zur Folge hat.

Ätiologie

Die Ätiologie des Astigmatismus ist komplex und umfasst eine Vielzahl von genetischen, entwicklungsbedingten und erworbenen Faktoren. Um ein tieferes Verständnis für die Entstehung dieser refraktiven Anomalie zu erlangen, ist es wichtig, die spezifischen Mechanismen zu untersuchen, die zur unregelmäßigen Krümmung der Hornhaut oder der Linse führen.

Häufigsten Ursachen

  • Genetische Prädisposition
    ➜ Astigmatismus kann familiär gehäuft auftreten, was auf eine genetische Komponente hinweist. Bestimmte Gene, die die Hornhautstruktur beeinflussen, könnten eine Rolle spielen.
  • Hornhautverkrümmung (Keratokonus)
    ➜ Diese fortschreitende Erkrankung führt zu einer Ausdünnung und konischen Verformung der Hornhaut, was einen hohen Grad an Astigmatismus verursacht.
  • Trauma und Operationen
    ➜ Verletzungen der Hornhaut oder Augenoperationen, insbesondere refraktive Chirurgie wie LASIK, können Astigmatismus induzieren.
  • Liderkrankungen
    ➜ Zustände wie Ptosis oder Blepharitis können die Form der Hornhaut durch mechanischen Druck verändern.
  • Linseninduzierter Astigmatismus
    ➜ Veränderungen in der Linse, wie bei einem Katarakt, können ebenfalls zu Astigmatismus führen.

Risikofaktoren

Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung von Astigmatismus umfassen:

  • Genetische Veranlagung
    ➜ Eine Familiengeschichte von Astigmatismus erhöht das Risiko erheblich.
  • Augenverletzungen oder -operationen
    ➜ Traumata oder chirurgische Eingriffe am Auge können die Hornhautkrümmung verändern.
  • Bestimmte Augenkrankheiten
    ➜ Erkrankungen wie Keratokonus oder Hornhautdystrophien erhöhen das Risiko.
  • Altersbedingte Veränderungen
    ➜ Mit dem Alter nimmt die Prävalenz von Astigmatismus zu, möglicherweise aufgrund von altersbedingten Veränderungen der Hornhaut oder der Linse.

Klassifikation

Astigmatismus kann auf verschiedene Weisen klassifiziert werden, basierend auf der Anatomie des Auges, der Refraktionscharakteristik und der Position der beteiligten Meridianen. Die genaue Klassifikation ist wichtig für die Diagnose und die Wahl der optimalen Behandlungsmethode. Im Folgenden sind die wichtigsten Klassifikationssysteme des Astigmatismus detailliert beschrieben.

Refraktionsbasierte Klassifikation

Regulärer Astigmatismus

Die Hauptmeridiane des Auges (die Achsen mit der stärksten und schwächsten Brechkraft) sind orthogonal zueinander, also im rechten Winkel. Dieser Typ ist am häufigsten und lässt sich in der Regel gut mit Brillen oder Kontaktlinsen korrigieren. Regulärer Astigmatismus kann weiter unterteilt werden in:

  • WTR, With-the-Rule
    ➜ Die vertikale Krümmung der Hornhaut ist steiler als die horizontale. Dies ist die häufigste Form bei jungen Menschen.
  • ATR, Against-the-Rule
    ➜ Die horizontale Krümmung der Hornhaut ist steiler als die vertikale. Diese Form tritt häufiger bei älteren Menschen auf.
  • Schräger Astigmatismus
    ➜ Die steilsten und flachsten Meridiane liegen in einem Winkel zwischen 30° und 60° oder 120° und 150°.

Irregulärer Astigmatismus

Bei diesem Typ stehen die Hauptmeridiane des Auges nicht orthogonal zueinander. Die Brechung variiert unregelmäßig über die gesamte Hornhautoberfläche, oft bedingt durch Erkrankungen wie Keratokonus, Hornhautnarben oder nach Operationen. Irregulärer Astigmatismus ist schwieriger zu korrigieren und erfordert oft spezielle Kontaktlinsen oder chirurgische Eingriffe.

Anatomische Klassifikation

Hornhautastigmatismus (Cornealer Astigmatismus)

Dieser Typ entsteht durch eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut, die die primäre Brechkraft des Auges darstellt. Bei Hornhautastigmatismus ist die Hornhaut in verschiedenen Meridianen unterschiedlich stark gekrümmt, was zu einer ungleichmäßigen Brechung des Lichts führt.

Linsenastigmatismus (Lentikulärer Astigmatismus)

Hier ist die Linse des Auges die Ursache für den Astigmatismus. Die Linse kann unregelmäßig geformt sein oder schief sitzen, was zu einer ungleichen Brechkraft in verschiedenen Meridianen führt. Dieser Typ ist seltener als Hornhautastigmatismus und tritt oft in Verbindung mit Katarakten oder nach Augenverletzungen auf.

Klassifikation nach Refraktionsfehler

Einfacher Astigmatismus

Ein Meridian hat eine normale Brechkraft (emmetrop), während der andere entweder myopisch (Kurzsichtigkeit) oder hyperopisch (Weitsichtigkeit) ist.

  • Einfacher myopischer Astigmatismus
    ➜ Ein Meridian ist emmetrop, der andere ist myopisch.
  • Einfacher hyperopischer Astigmatismus
    ➜ Ein Meridian ist emmetrop, der andere ist hyperopisch.

Zusammengesetzter Astigmatismus

Beide Meridiane sind entweder myopisch oder hyperopisch, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß.

  • Zusammengesetzter myopischer Astigmatismus
    ➜ Beide Meridiane sind myopisch, aber mit unterschiedlichen Dioptrienwerten.
  • Zusammengesetzter hyperopischer Astigmatismus
    ➜ Beide Meridiane sind hyperopisch, ebenfalls mit unterschiedlichen Dioptrienwerten.

Gemischter Astigmatismus

Ein Meridian ist myopisch, der andere hyperopisch. Dieser Typ führt zu einer besonders komplexen Bildverzerrung, da das Auge gleichzeitig unter- und überkorrigiert ist, je nach Blickrichtung.

Topographische Klassifikation

Symmetrischer Astigmatismus

Die Krümmung der Hornhaut ist in beiden Augen symmetrisch und kann entweder regulär oder irregulär sein. Dieser Typ lässt sich häufig gut mit Brillen oder Kontaktlinsen korrigieren.

Asymmetrischer Astigmatismus:

Die Krümmung der Hornhaut unterscheidet sich zwischen den Augen oder innerhalb eines Auges signifikant. Diese Asymmetrie ist oft mit Erkrankungen wie Keratokonus verbunden und erfordert eine spezielle Behandlung, häufig in Form von maßgefertigten Kontaktlinsen oder chirurgischen Eingriffen.

Zeitpunkt des Auftretens

Angeborener (Kongenitaler) Astigmatismus:

Dieser Typ ist von Geburt an vorhanden und hat oft eine genetische Ursache. Angeborener Astigmatismus bleibt in der Regel stabil oder ändert sich nur geringfügig im Laufe des Lebens.

Erworbener Astigmatismus

Erworbener Astigmatismus entwickelt sich im Laufe des Lebens aufgrund von Faktoren wie Verletzungen, Operationen, Erkrankungen (z. B. Keratokonus) oder altersbedingten Veränderungen der Hornhaut oder Linse.

Symptome

Astigmatismus kann eine Vielzahl von visuellen und nicht-visuellen Symptomen hervorrufen, die sowohl die Lebensqualität als auch die tägliche Funktionsfähigkeit der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Die Symptome variieren je nach Schweregrad des Astigmatismus, seiner Art (regulär oder irregulär) und ob er in Kombination mit anderen refraktiven Fehlern wie Myopie oder Hyperopie auftritt. Im Folgenden werden die wichtigsten Symptome des Astigmatismus beschrieben:

  • Unscharfes Sehen
    • Die ungleichmäßige Krümmung der Hornhaut oder Linse bewirkt, dass Lichtstrahlen in unterschiedlichen Meridianen unterschiedlich stark gebrochen werden, was zu mehreren Brennpunkten auf der Netzhaut führt. Dies verhindert, dass ein klares Bild entsteht, und führt zu verschwommener Sicht.
  • Verzerrtes Sehen
    • Durch die unterschiedliche Brechkraft in verschiedenen Meridianen werden Lichtstrahlen in unterschiedliche Richtungen gelenkt, was zu einer Verzerrung des Bildes auf der Netzhaut führt. Besonders bei irregulärem Astigmatismus kann diese Verzerrung stark ausgeprägt sein.
  • Doppelbilder (Diplopie)
    • Bei starkem Astigmatismus, insbesondere bei irregulären Formen, können die unterschiedlichen Brennpunkte so weit auseinander liegen, dass das Gehirn zwei separate Bilder wahrnimmt. Dies führt zu Doppelbildern, die insbesondere bei der Betrachtung von Objekten in der Ferne oder bei schwachem Licht auffallen.
  • Augenbelastung (Asthenopie)
    • Das Auge versucht ständig, die unscharfen Bilder zu kompensieren, indem es sich wiederholt anstrengt, um das Bild zu fokussieren. Dieser ständige Anpassungsversuch führt zu einer Überanstrengung der Ziliarmuskeln und der äußeren Augenmuskeln, was sich als Augenbelastung manifestiert.
  • Kopfschmerzen
    • Die ständige Anstrengung, die durch die Unfähigkeit des Auges, das Bild klar zu fokussieren, verursacht wird, führt zu einer Überanstrengung der Augenmuskulatur und der Gehirnareale, die für die visuelle Verarbeitung verantwortlich sind. Dies kann sich in Form von Kopfschmerzen äußern, die typischerweise im vorderen Kopfbereich auftreten.
  • Schwierigkeiten beim Nachtsehen
    • Bei schwachem Licht erweitert sich die Pupille, wodurch die peripheren Bereiche der Hornhaut und Linse, die oft mehr Astigmatismus aufweisen, einen größeren Einfluss auf das Bild haben. Dies führt zu einer Verstärkung der Unschärfe und Verzerrung bei schwachem Licht.
  • Häufiges Zusammenkneifen der Augen
    • Das Zusammenkneifen der Augen reduziert die Breite der einfallenden Lichtstrahlen und fokussiert das Licht stärker auf die zentrale Netzhaut, wodurch ein schärferes Bild entsteht. Dies ist jedoch nur eine kurzfristige und ineffektive Methode zur Verbesserung der Sehklarheit.

Diagnostik

Die Diagnose von Astigmatismus erfordert eine gründliche ophthalmologische Untersuchung, die sowohl subjektive als auch objektive Methoden umfasst. Diese diagnostischen Verfahren zielen darauf ab, das Ausmaß und die Art des Astigmatismus zu bestimmen, um eine geeignete Behandlungsstrategie zu entwickeln.

  • Anamnese und Symptombewertung
    • Die Anamnese hilft, erste Hinweise auf das Vorliegen eines Astigmatismus und mögliche assoziierte Bedingungen wie Myopie, Hyperopie oder Keratokonus zu erhalten. Patientenberichte über unscharfes Sehen, Doppelbilder oder Schwierigkeiten beim Nachtsehen können auf das Vorhandensein von Astigmatismus hinweisen.
  • Sehschärfemessung (Visusprüfung)
    • Eine reduzierte Sehschärfe, die sich nicht allein durch sphärische Linsen korrigieren lässt, kann ein Hinweis auf Astigmatismus sein. Diese Untersuchung gibt erste Anhaltspunkte für die Schwere des Sehfehlers.
  • Refraktionsbestimmung
    • Subjektive Refraktionsbestimmung: Diese Methode hilft, die genaue Stärke der Korrektionslinsen zu bestimmen, die zur Korrektur des Astigmatismus erforderlich sind. Der zylindrische Wert gibt das Ausmaß des Astigmatismus an, und die Achse gibt die Orientierung des Hauptmeridians an.
    • Objektive Refraktionsbestimmung (Autorefraktometrie): Diese Methode liefert eine schnelle und objektive Einschätzung des Refraktionsfehlers, die oft als Ausgangspunkt für die subjektive Refraktionsbestimmung dient. Sie ist besonders nützlich bei Patienten, die nicht zuverlässig auf die subjektive Methode reagieren können, wie kleine Kinder oder Personen mit Kommunikationsschwierigkeiten.
  • Keratometrie
    • Die Keratometrie ist besonders wichtig, um den Grad des Hornhautastigmatismus zu bestimmen und hilft, zwischen regulärem und irregulärem Astigmatismus zu unterscheiden. Diese Information ist entscheidend für die Anpassung von Kontaktlinsen und für die Planung refraktiver chirurgischer Eingriffe.
  • Hornhauttopographie
    • Diese Methode ist besonders nützlich, um unregelmäßigen Astigmatismus und komplexe Hornhautveränderungen wie beim Keratokonus zu erkennen. Sie hilft auch bei der präoperativen Planung von refraktiven Chirurgien wie LASIK und der Anpassung spezieller Kontaktlinsen.
  • Retinoskopie (Skiaskopie)
    • Diese Technik ermöglicht eine objektive Bestimmung des Refraktionsfehlers, besonders bei Kindern und bei Patienten, die nicht zuverlässig auf die subjektive Refraktionsbestimmung reagieren können. Die Skiaskopie kann auch helfen, irregulären Astigmatismus zu erkennen.
  • Aberrometrie
    • Die Aberrometrie ist besonders nützlich bei der Diagnose und Behandlung von irregulärem Astigmatismus, da sie detaillierte Informationen über die optischen Fehler des Auges liefert, die mit herkömmlichen Methoden nicht erfasst werden. Diese Methode kann auch bei der Planung individueller refraktiver Chirurgie verwendet werden.
  • Biometrie
    • Diese Untersuchung ist besonders wichtig für die Planung von intraokularen Linsen (IOL) bei Patienten, die sich einer Kataraktoperation unterziehen. Sie kann auch helfen, linseninduzierten Astigmatismus zu diagnostizieren und zu korrigieren.

Therapie

Die Behandlung von Astigmatismus zielt darauf ab, die ungleichmäßige Brechung des Lichts im Auge zu korrigieren und so die Sehschärfe zu verbessern und die Symptome zu lindern. Die Wahl der Therapie hängt vom Schweregrad des Astigmatismus, dem Vorhandensein anderer refraktiver Fehler (wie Myopie oder Hyperopie), den individuellen Bedürfnissen des Patienten und möglichen zugrunde liegenden Erkrankungen ab. Im Folgenden werden die wichtigsten Therapieansätze für Astigmatismus detailliert beschrieben.

Optische Korrektur

Brillen

Brillen sind die am häufigsten verwendete Methode zur Korrektur von Astigmatismus. Die Brillengläser sind speziell geschliffen, um die ungleichmäßige Krümmung der Hornhaut oder Linse auszugleichen. Zylindrische Gläser werden verwendet, um den Brechungsfehler in den betroffenen Meridianen zu korrigieren.

  • Vorteile
    ➜ Brillen sind eine nicht-invasive, einfache und kostengünstige Lösung zur Korrektur von Astigmatismus. Sie können leicht angepasst werden und sind für die meisten Patienten geeignet.
  • Nachteile
    ➜ Einige Patienten empfinden zylindrische Gläser als unangenehm, insbesondere wenn sie anfangs oder bei großen Dioptrieunterschieden getragen werden. Bei starkem Astigmatismus können Brillen eine Bildverzerrung verursachen.

Kontaktlinsen

Kontaktlinsen, insbesondere torische Linsen, sind eine weitere verbreitete Methode zur Korrektur von Astigmatismus. Diese Linsen haben unterschiedliche Krümmungen in verschiedenen Meridianen, um den Astigmatismus zu korrigieren.

  • Vorteile
    ➜ Kontaktlinsen bieten eine umfassendere und genauere Korrektur als Brillen, da sie direkt auf der Hornhaut sitzen und eine stabile Sehkraft bieten. Sie sind besonders für Menschen geeignet, die sportlich aktiv sind oder aus ästhetischen Gründen keine Brille tragen möchten.
  • Nachteile
    ➜ Kontaktlinsen erfordern eine sorgfältige Pflege und können bei unsachgemäßer Handhabung Augeninfektionen verursachen. Einige Patienten finden das Tragen von Kontaktlinsen unangenehm oder haben Schwierigkeiten, sie einzusetzen.
Korrektur des Astigmatismus
Abb. 1.2: Zylindrische Gläser werden speziell geschliffen um Brechungsfehler in den betroffenen Meridianen zu korrigieren

Refraktive Chirurgie

LASIK (Laser in Situ Keratomileusis)

LASIK ist ein weit verbreitetes Verfahren zur Korrektur von Astigmatismus, bei dem ein Laser verwendet wird, um die Hornhaut neu zu formen. Dabei wird ein dünner Hornhautflap geschnitten, zurückgeklappt und das darunterliegende Gewebe mit einem Excimerlaser bearbeitet.

  • Vorteile
    ➜ Schnelle Erholung, minimale Beschwerden und die Möglichkeit, gleichzeitig Myopie oder Hyperopie zu korrigieren.
  • Nachteile
    ➜ Risiken umfassen trockene Augen, Blendung und in seltenen Fällen Über- oder Unterkorrektur.

PRK (Photorefraktive Keratektomie)

PRK ist ein alternatives Verfahren zur LASIK, bei dem die oberflächliche Hornhautschicht entfernt und das darunterliegende Gewebe direkt gelasert wird.

  • Vorteile
    ➜ Geeignet für Patienten mit dünner Hornhaut; keine Risiken im Zusammenhang mit einem Hornhautflap.
  • Nachteile
    ➜ Längere Heilungszeit und postoperativer Schmerz.

LASEK (Laser Epithelial Keratomileusis)

Eine Variante der PRK, bei der das Epithel mit Alkohol gelöst und nach der Laserbehandlung wieder auf die Hornhaut gelegt wird.

  • Vorteile
    ➜ Bietet Vorteile für Patienten mit dünner Hornhaut oder geringerem Risiko für postoperatives Epithelwachstum.
  • Nachteile
    ➜ Ähnliche Nachteile wie PRK, aber mit potenziell längerer Heilungszeit.

Torische intraokulare Linsen (IOL)

Bei Patienten, die sich einer Kataraktoperation unterziehen, können torische IOLs eingesetzt werden, um Astigmatismus gleichzeitig zu korrigieren.

  • Vorteile
    ➜ Dauerhafte Korrektur des Astigmatismus nach einer Kataraktoperation.
  • Nachteile
    ➜ Erfordert eine präzise Ausrichtung der Linse, um den Astigmatismus effektiv zu korrigieren.

Orthokeratologie

Orthokeratologie oder Ortho-K verwendet speziell angepasste, formstabile Kontaktlinsen, die über Nacht getragen werden, um die Form der Hornhaut temporär zu verändern und den Astigmatismus tagsüber zu korrigieren.

  • Vorteile
    ➜ Nicht-invasive Methode zur Korrektur von leichtem bis mittlerem Astigmatismus. Besonders geeignet für Personen, die tagsüber keine Korrektionsmittel tragen möchten.
  • Nachteile
    ➜ Die Wirkung ist temporär, und die Linsen müssen jede Nacht getragen werden. Erfordert regelmäßige Nachkontrollen und Anpassungen.

Hornhauttransplantation

Bei schwerem irregulärem Astigmatismus, insbesondere durch fortgeschrittenen Keratokonus oder Narbenbildung, kann eine Hornhauttransplantation notwendig sein. Dabei wird die erkrankte Hornhaut durch Spendergewebe ersetzt.

  • Vorteile
    ➜ Kann in schweren Fällen von irregulärem Astigmatismus eine deutliche Verbesserung der Sehschärfe bringen.
  • Nachteile
    ➜ Invasive Operation mit Risiken wie Abstoßung, Infektion und Astigmatismus im Transplantat.

Zusammenfassung

Astigmatismus ist ein häufiger Sehfehler, der durch eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut oder Linse verursacht wird. Diese ungleichmäßige Form führt dazu, dass Lichtstrahlen nicht gleichmäßig auf die Netzhaut fokussiert werden, was zu verzerrtem oder verschwommenem Sehen führt. Astigmatismus kann in Kombination mit Myopie (Kurzsichtigkeit) oder Hyperopie (Weitsichtigkeit) auftreten und variiert in seiner Ausprägung. Die Korrektur erfolgt in der Regel durch Brillen, Kontaktlinsen oder refraktive Chirurgie, je nach Schweregrad und Patientenpräferenz.

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