Divertikulitis ist eine entzündliche Erkrankung des Verdauungstrakts, die durch die Entzündung oder Infektion von Divertikeln im Dickdarm gekennzeichnet ist. Divertikel sind kleine, ballonartige Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die sich durch Schwachstellen in der Darmwand bilden. Diese Erkrankung kann akute und chronische Formen annehmen und erfordert eine differenzierte Diagnose und Behandlung.
Definition
Divertikulitis ist eine Entzündung der Divertikel, kleinen Ausstülpungen im Darm, meist im Dickdarm. Diese Entzündung tritt auf, wenn Stuhl oder Bakterien in den Divertikeln eingeschlossen werden, was zu Schmerzen, meist im linken Unterbauch, Fieber und Verdauungsproblemen führen kann. Unbehandelt kann Divertikulitis zu Komplikationen wie Abszessen, Darmperforationen oder Verengungen führen.
Epidemiologie
Divertikulose (Vorhandensein von einem oder mehrerer ballonartige Ausstülpungen (Divertikel) meist im Dickdarm (Colon)), die Vorstufe zur Divertikulitis, ist in westlichen Ländern weit verbreitet, insbesondere bei älteren Erwachsenen. Etwa 5-10% der Betroffenen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Divertikulitis. Das Risiko steigt mit dem Alter und ist bei Personen über 60 Jahren am höchsten.
Pathophysiologie
Die genaue Ursache der Divertikulitis ist nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass eine Kombination aus erhöhter intraluminaler Druck, genetischer Veranlagung und Ernährungsgewohnheiten eine Rolle spielt. Entzündungen entstehen, wenn Fäkalien in den Divertikeln eingeschlossen werden, was zu einer mikrobiellen Überwucherung und nachfolgenden Infektionen führt.
Einteilung
Einteilung nach Verlauf
- akute Divertikulitis
- chronische Divertikulitis
Einteilung nach Komplikationen
- unkomplizierte Divertikulitis
- komplizierte Divertikulitis
➜ Einteilung nach der Hinchey-Klassifikation in vier Stadien
Stadium | Befund |
---|---|
I | parakolischer Abszess oder Phlegmone |
II | abgekapselter Abszess im Unterbauch, Retroperitoneum oder im kleinen Becken |
III | freie Perforation mit generalisierter eitriger Peritonitis |
IV | freie Perforation mit generalisierter kotiger Peritonitis |
Symptome
Die klinische Präsentation der Divertikulitis variiert, kann jedoch folgende Symptome umfassen:
- Plötzliche, starke Schmerzen im linken unteren Quadranten des Abdomens
- Fieber und Schüttelfrost
- Übelkeit und Erbrechen
- Veränderung der Stuhlgewohnheiten (Verstopfung oder Durchfall)
- Abdominale Empfindlichkeit
Diagnose
Die Diagnose basiert auf der klinischen Präsentation und wird durch bildgebende Verfahren bestätigt:
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Abdominale Palpation zeigt typischerweise Schmerzen im linken unteren Quadranten.
- Laboruntersuchungen
- Leukozytose und erhöhte Entzündungsmarker (CRP).
- Bildgebende Verfahren
- Computertomographie (CT) ist der Goldstandard zur Diagnose, da sie die Schwere der Entzündung und eventuelle Komplikationen wie Abszesse oder Perforationen detailliert zeigt. Ultraschall kann auch verwendet werden, insbesondere bei jüngeren Patienten oder zur Nachkontrolle.
Differentialdiagnosen
Neben urologischen und gynäkologischen Erkrankungen sollten folgende Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden:
- Kolonkarzinom
- Ischämische Kolitis
- Reizdarmsyndrom
- Appendizitis
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
➜ z.B.: Morbus Crohn, Colitis ulcerosa - Idiopathische myointimale Hyperplasie mesenterialer Venen
Therapie und Behandlung
Die Behandlung der Divertikulitis richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung:
- Unkomplizierte Divertikulitis
- Behandlung erfolgt meist ambulant mit einer antibiotischen Therapie und diätetischen Anpassungen (flüssige oder ballaststoffarme Kost in der Akutphase).
- Komplizierte Divertikulitis
- Erfordert oft hospitalisierte Behandlung, intravenöse Antibiotika und möglicherweise chirurgische Interventionen bei Abszessbildung, Perforation oder obstruktiver Komplikationen.
Antibiotikatherapie
Häufig eingesetzte Antibiotika bei unkomplizierter Divertikulitis umfassen Metronidazol in Kombination mit Ciprofloxacin oder Amoxicillin/Clavulansäure. Bei komplizierter Divertikulitis werden Breitspektrum-Antibiotika wie Piperacillin/Tazobactam oder Carbapeneme verwendet.
Chirurgische Interventionen
Chirurgische Eingriffe sind bei perforierter Divertikulitis, nicht drainierbaren Abszessen oder chronischen rezidivierenden Fällen indiziert. Das Verfahren umfassen:
- Notfalloperation
➜ In Fällen von freier Perforation mit diffuser Peritonitis. - Elektive Chirurgie
➜ In stabilen Fällen nach mehrfachen rezidivierenden Episoden oder bei chronischen Komplikationen.
Prävention und Langzeitmanagement
- Ernährung
➜ Eine ballaststoffreiche Ernährung kann helfen, das Risiko der Entwicklung von Divertikulose und Divertikulitis zu reduzieren. - Lebensstiländerungen
➜ Regelmäßige körperliche Aktivität und das Vermeiden von Rauchen können präventive Effekte haben.
Zusammenfassung
Divertikulitis ist eine häufige und potenziell schwerwiegende Erkrankung des Dickdarms, die eine sorgfältige diagnostische und therapeutische Herangehensweise erfordert. Ein interdisziplinärer Ansatz unter Einbeziehung von Gastroenterologen, Chirurgen und Ernährungsberatern ist entscheidend für eine optimale Patientenversorgung und Langzeitprävention.
Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Quellen
- Urban & Fischer Verlag (Hrsg.). (2006). Roche Lexikon Medizin Sonderausgabe (5. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
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- DocCheck, M. B. (2007) Divertikulitis, DocCheck Flexikon. DocCheck Community GmbH. Verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Divertikulitis (Zugegriffen: 30. Juni 2024).