Exsikkose

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[ɛkˈsɪkoːzə]
Verb:
exsikkieren
Plural:
Exsikkosen
Trennung:
Ex|sik|ko|se
Synonym:
Austrocknung, Exsikkation, Dehydration
Englisch:
exsiccation
Abstammung:
latein: exsiccare = austrocknen
ICD-Klassifikation:
E86
Med. Fachgebiet:

Exsikkose, auch bekannt als Dehydration oder Austrocknung, ist ein klinischer Zustand, der durch einen Mangel an Körperwasser verursacht wird. Dies kann aufgrund eines verringerten Wasseraufnahme, übermäßigen Wasserverlustes oder einer Kombination von beidem auftreten. Die Exsikkose kann verschiedene Schweregrade annehmen und lebensbedrohlich sein, insbesondere bei älteren Menschen und Kindern.

Definition

Exsikkose ist definiert als ein pathologischer Zustand, der durch einen erheblichen Verlust von Körperwasser und Elektrolyten charakterisiert ist. Dies kann zu einer Beeinträchtigung der normalen physiologischen Funktionen führen. Die Dehydration kann in drei Schweregrade unterteilt werden: mild, moderat und schwer, basierend auf dem prozentualen Verlust des Körpergewichts durch Wasserverlust.

Epidemiologie

Die Prävalenz der Exsikkose variiert stark je nach Altersgruppe, geografischer Region und Gesundheitsstatus der Bevölkerung. In Entwicklungsländern ist die Dehydration häufig eine Folge von Durchfallerkrankungen und trägt erheblich zur Kindersterblichkeit bei. In Industrieländern sind ältere Erwachsene besonders gefährdet, da sie oft eine verminderte Durstempfindung und eine eingeschränkte Fähigkeit zur Konservierung von Wasser haben.

Ätiologie

Die Ursachen der Exsikkose sind vielfältig und umfassen:

Verminderte Flüssigkeitszufuhr

  • Unzureichende Trinkmenge
  • Bewusstseinsstörungen (z.B. bei Demenz oder Schlaganfall)
  • Mechanische Behinderungen (z.B. Schluckstörungen)

Erhöhter Flüssigkeitsverlust

  • Gastrointestinale Verluste (z.B. Erbrechen, Durchfall)
  • Renale Verluste (z.B. Diuretika, Nierenerkrankungen)
  • Hautverluste (z.B. Schwitzen, Verbrennungen)
  • Respiratorische Verluste (z.B. Hyperventilation)

Eine Exsikkose entsteht durch eine massive Dehydratation.

Risikofaktoren

Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Exsikkose gehören:

  • Alter
    • Ältere Menschen und Kinder sind besonders gefährdet.
  • Chronische Erkrankungen
  • Medikamente
    • Diuretika, Abführmittel.
  • Umweltfaktoren
    • Hohe Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit.
  • Ernährung
    • Ungenügende Flüssigkeitszufuhr, proteinreiche Diäten.

Symptome und Klinik

Die klinische Präsentation der Exsikkose variiert je nach Schweregrad und kann umfassen:

  1. Milde Dehydration
    • Durst
    • Trockener Mund
    • Verminderter Urinausstoß
  2. Moderate Dehydration
    • Trockene Haut
    • Tachykardie
    • Orthostatische Hypotonie
    • Eingesunkene Augen
  3. Schwere Dehydration
    • Verwirrtheit oder Bewusstlosigkeit
    • Hypotonie
    • Anurie
    • Schock

Klassifikationen

Die Exsikkose kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:

  1. Nach Schweregrad
    • Mild: 3-5% Gewichtsverlust
    • Moderat: 6-9% Gewichtsverlust
    • Schwer: ≥10% Gewichtsverlust
  2. Nach Ursache
    • Hypertonische Dehydration (übermäßiger Wasserverlust im Vergleich zu Elektrolyten)
    • Hypotonische Dehydration (übermäßiger Elektrolytverlust im Vergleich zu Wasser)
    • Isotonische Dehydration (gleichmäßiger Verlust von Wasser und Elektrolyten)

Diagnostik

Die Diagnostik der Exsikkose umfasst:

  1. Anamnese und körperliche Untersuchung
    • Erfassung der Flüssigkeitsaufnahme und -verluste
    • Untersuchung von Hautturgor, Schleimhäuten und Vitalzeichen
  2. Laboruntersuchungen
    • Elektrolyte (Natrium, Kalium)
    • Blut-Harnstoff-Stickstoff (BUN)
    • Kreatinin
    • Hämatokrit
  3. Bildgebende Verfahren
    • Sonografie zur Beurteilung der Nierenfunktion und des Harntraktes
Exsikkose
Abb. 1.1.: Zu den sicheren Anzeichen einer Exsikkose zählt ein verminderter Turgor (Spannungszustand der Haut)

Therapie

Die Behandlung der Exsikkose richtet sich nach dem Schweregrad und der zugrunde liegenden Ursache:

  • Orale Rehydratation:
    • Anwendung bei milder bis moderater Dehydration
    • Verwendung von oralen Rehydratationslösungen (ORS)
  • Intravenöse Flüssigkeitstherapie:
    • Anwendung bei schwerer Dehydration oder wenn orale Rehydratation nicht möglich ist
    • Isotonische Kochsalzlösung oder Ringer-Laktat-Lösung
  • Behandlung der zugrunde liegenden Ursache:
    • Management von Durchfallerkrankungen, Erbrechen oder anderen Ursachen

Prävention

Die Prävention der Exsikkose ist besonders wichtig, da sie schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Vor allem bei gefährdeten Populationen wie älteren Menschen, Kindern und chronisch Kranken sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
    • Regelmäßiges Trinken, bewusstes Trinken, erfrischende Getränke
  • Ernährung
    • Wasserreiche Lebensmittel (Obst und Gemüse wie Gurken, Tomaten, Melonen und Orangen), Suppen und Brühen
  • Anpassung an Umweltbedingungen
    • Hitzevermeidung, klimatisierte Umgebungen, regelmäßige Flüssigkeitszufuhr bei körperlicher Aktivität
  • Medikamentenmanagement
    • Einnahme von Diuretika und Abführmitteln unter ärztlicher Aufsicht, regelmäßige Überprüfung der Medikation
  • Bildung und Aufklärung
    • Schulung von Patienten und deren Angehörigen, Gesundheitskampagnen
  • Spezifische Maßnahmen für Risikogruppen
    • Eltern und Betreuer sollten darauf achten, dass Kinder regelmäßig trinken, Pfleger und Angehörige sollten sicherstellen, dass ältere Menschen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, Patienten mit chronischen Erkrankungen sollten ihre Flüssigkeitsaufnahme mit ihrem Arzt besprechen und individuell angepasste Trinkpläne erhalten

Komplikationen

Unbehandelte Exsikkose kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter:

Zusammenfassung

Die Exsikkose ist ein kritischer Zustand, der eine rasche Diagnose und Behandlung erfordert. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Kinder. Eine frühzeitige Erkennung der Symptome und eine angemessene Rehydratation können lebensbedrohliche Komplikationen verhindern. Es ist essenziell, medizinisches Personal in der Erkennung und Behandlung der Exsikkose zu schulen, um die Morbidität und Mortalität zu reduzieren.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

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