Kachexie

Wortart:
Substantiv, feminin
Adjektiv:
kachektisch
Plural:
Kachexien
Trennung:
Ka|che|xie
Synonym:
Auszehrung, Abgemagerung
Englisch:
cachexia
Abstammung:
griech.: κακός (kakos) = schlecht; ἕξις (hexis) = Zustand
ICD-Klassifikation:
R64
Med. Fachgebiet:

Kachexie ist ein komplexes metabolisches Syndrom, das durch schweren Gewichtsverlust, Muskelschwund, Anorexie und generalisierte Schwäche gekennzeichnet ist. Sie tritt häufig bei chronischen Krankheiten wie Krebs, Herzinsuffizienz, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und fortgeschrittener Nierenerkrankung auf. Das Verständnis von Kachexie ist entscheidend für eine effektive Behandlung und Verbesserung der Lebensqualität betroffener Patienten.

Epidemiologie

Kachexie betrifft bis zu 50% der Krebspatienten und ist auch bei anderen chronischen Erkrankungen weit verbreitet. Die Prävalenz variiert je nach zugrunde liegender Erkrankung und Krankheitsstadium. In der Onkologie ist Kachexie mit einer schlechten Prognose und reduzierter Überlebensrate assoziiert.

Pathophysiologie

Die Pathophysiologie der Kachexie ist multifaktoriell und beinhaltet komplexe Wechselwirkungen zwischen proinflammatorischen Zytokinen, metabolischen Veränderungen und hormonellen Dysregulationen.

  • Proinflammatorische Zytokine
    • Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α), Interleukin-1 (IL-1) und Interleukin-6 (IL-6) spielen eine zentrale Rolle bei der Induktion von Kachexie durch Förderung von Muskelabbau und Anorexie.
  • Metabolische Veränderungen
    • erhöhter Energieverbrauch im Ruhezustand, insulinresistenz und abnormaler Proteinstoffwechsel tragen zum Gewichtsverlust bei.
  • Hormonelle Dysregulation
    • Veränderungen in Ghrelin, Leptin und Insulin beeinflussen den Appetit und den Muskelstoffwechsel.

Symptome

Die klinischen Merkmale der Kachexie umfassen:

  • Gewichtsverlust
    • unbeabsichtigter Verlust von mehr als 5% des Körpergewichts in 6 Monaten.
  • Muskelschwund
    • Reduktion der Muskelmasse, oft begleitet von Schwäche.
  • Anorexie
    • Verlust des Appetits und reduzierte Nahrungsaufnahme.
  • Müdigkeit
    • anhaltende Erschöpfung und verminderte körperliche Aktivität.
  • Metabolische Dysfunktionen
    • Veränderungen im Fett- und Glukosestoffwechsel.

Eine Kachexie liegt bei einem Body-Mass-Index von unter 18,5 vor.

Diagnose

Die Diagnose der Kachexie basiert auf klinischen Kriterien und der Ausschluss anderer Ursachen für Gewichtsverlust. Wichtige diagnostische Schritte umfassen:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung
    • Erfassung des Gewichtsverlaufs, Ernährungsstatus und körperliche Anzeichen von Muskelverlust.
  • Laboruntersuchungen
    • Bestimmung von Entzündungsmarkern (CRP, IL-6), Albumin, Präalbumin und Hämoglobin.
  • Bildgebende Verfahren
    • CT oder MRT zur Quantifizierung der Muskelmasse und Fettgewebe.

Behandlung

Die Behandlung der Kachexie erfordert einen multidisziplinären Ansatz, der medizinische, ernährungsphysiologische und physische Interventionen kombiniert.

Medizinische Behandlung

  • Proinflammatorische Zytokinhemmer
    ➜ Medikamente wie Thalidomid oder Melatonin.
  • Anabole Steroide
    ➜ Medikamente wie Megestrolacetat oder Medroxyprogesteron zur Förderung von Gewichtszunahme.
  • Appetitanreger
    ➜ Ghrelin-Analoga oder Mirtazapin.

Ernährungsintervention

  • Kalorienreiche Diät
    ➜ Erhöhung der Kalorien- und Proteinzufuhr.
  • Nahrungsergänzungsmittel
    ➜ Omega-3-Fettsäuren und spezifische Aminosäuren.
  • Enterale oder parenterale Ernährung
    ➜ Bei schwer betroffenen Patienten.

Physische Interventionen

  • Krafttraining
    ➜ Erhalt und Aufbau der Muskelmasse.
  • Bewegungstherapie
    ➜ Förderung der körperlichen Aktivität zur Verbesserung der funktionalen Kapazität.

Komplikationen

Ohne adäquate Behandlung kann Kachexie zu schweren Komplikationen führen, darunter:

  • Erhöhte Infektanfälligkeit
    • durch geschwächtes Immunsystem.
  • Verminderte Lebensqualität
    • durch anhaltende Müdigkeit und Schwäche.
  • Reduzierte Therapiefähigkeit
    • beeinträchtigte Fähigkeit, onkologische Therapien oder andere Behandlungen zu tolerieren.

Prävention

Präventive Maßnahmen sind begrenzt, aber ein frühzeitiges Eingreifen kann die Progression der Kachexie verlangsamen und die Lebensqualität verbessern.

  • Früherkennung
    • regelmäßige Überwachung des Gewichts und Ernährungsstatus bei Risikopatienten.
  • Ernährungsberatung
    • frühzeitige Einbindung eines Ernährungsberaters zur Optimierung der Nahrungsaufnahme.
  • Multidisziplinäre Ansätze
    • Integration von Medizinern, Ernährungsberatern und Physiotherapeuten in die Patientenversorgung.

Zusammenfassung

Kachexie ist ein schwerwiegendes Syndrom, das bei Patienten mit chronischen Krankheiten häufig auftritt und zu erheblicher Morbidität und Mortalität beiträgt. Ein umfassendes Verständnis der Pathophysiologie, frühzeitige Diagnose und ein multidisziplinärer Behandlungsansatz sind entscheidend, um die Lebensqualität der betroffenen Patienten zu verbessern und Komplikationen zu minimieren. Zukünftige Forschung und innovative Therapien bieten Hoffnung auf bessere Behandlungsmöglichkeiten und präventive Strategien.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

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