Pollakisurie
Pollakisurie (häufiges Wasserlassen) bezieht sich auf die Notwendigkeit, häufiger als gewöhnlich Wasser zu lassen, wobei die Gesamtmenge des ausgeschiedenen Urins normal bleibt. Diese Bedingung kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, da sie nicht nur den Schlaf und die täglichen Aktivitäten stört, sondern auch ein Zeichen für zugrunde liegende pathologische Prozesse sein kann. In diesem Artikel werden wir eine umfassende Übersicht über Pollakisurie geben, einschließlich ihrer Definition, Epidemiologie, Ätiologie, Symptome, Diagnostik, Therapie und klinischer Bedeutung.
Definition
Pollakisurie ist definiert als das Bedürfnis, häufiger als üblich Wasser zu lassen, ohne eine erhöhte Urinmenge (Polyurie) aufzuweisen. Typischerweise wird dies als Urinieren mehr als acht Mal pro Tag oder mehr als einmal pro Nacht beschrieben. Es ist wichtig, Pollakisurie von anderen ähnlichen Symptomen wie Nykturie (häufiges nächtliches Wasserlassen) und Dranginkontinenz (plötzliches, unkontrollierbares Bedürfnis zu urinieren) zu unterscheiden.
Epidemiologie
Pollakisurie kann Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen, tritt jedoch häufiger bei älteren Erwachsenen und Frauen auf. Schätzungen zufolge leiden etwa 10-15% der Erwachsenen an Pollakisurie, wobei die Prävalenz mit zunehmendem Alter ansteigt. Frauen sind aufgrund anatomischer und hormoneller Unterschiede sowie einer höheren Inzidenz von Harnwegsinfektionen (HWI) und anderen urogenitalen Erkrankungen häufiger betroffen.
Ätiologie
Die Ursachen der Pollakisurie sind vielfältig und können in infektiöse, nicht-infektiöse und funktionelle Kategorien eingeteilt werden:
- Infektiöse Ursachen
- Harnwegsinfektionen (HWI): Die häufigste Ursache bei Frauen, oft durch Bakterien wie Escherichia coli verursacht.
- Prostatitis: Eine Entzündung der Prostata, die häufig bei Männern auftritt.
- Nicht-infektiöse Ursachen
- Diabetes mellitus: Hoher Blutzuckerspiegel führt zu osmotischer Diurese und häufigem Wasserlassen.
- Blasensteine: Können mechanische Reize setzen und Harndrang verursachen.
- Blasenkrebs: Ein seltenes, aber ernstes Problem, das Pollakisurie verursachen kann.
- Funktionelle Ursachen
- Überaktive Blase: Ein Zustand, bei dem die Blase unwillkürliche Kontraktionen aufweist.
- Interstitielle Zystitis: Chronische Blasenentzündung ohne nachweisbare Infektion.
Symptome und Klinik
Die Hauptsymptome der Pollakisurie umfassen:
- Häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen
- Dringlicher Harndrang, der schwer zu unterdrücken ist
- Mögliches Auftreten von Dysurie (Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen)
- Keine nennenswerte Änderung des nächtlichen Urinausstoßes (außer bei gleichzeitiger Nykturie)
Begleitende Symptome hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Beispielsweise können bei einer Harnwegsinfektion Fieber, Flankenschmerzen und trüber Urin auftreten, während bei Diabetes mellitus Symptome wie Polydipsie (vermehrter Durst) und Gewichtsverlust hinzukommen können.
Diagnostik
Die Diagnostik der Pollakisurie umfasst eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung sowie verschiedene diagnostische Tests:
- Anamnese
- Erhebung der Miktionsfrequenz, Trinkgewohnheiten, Symptombeginn, begleitender Symptome und medikamentöser Einnahmen.
- Körperliche Untersuchung
- Inspektion und Palpation des Abdomens, Untersuchung der äußeren Genitalien.
- Laboruntersuchungen
- Urinanalyse, Urinkultur, Bluttests zur Überprüfung von Glukose- und Elektrolytwerten.
- Bildgebende Verfahren
- Ultraschall der Nieren und Blase, Zystoskopie bei Verdacht auf anatomische Anomalien oder Blasentumore.
- Spezifische Tests
- Uroflowmetrie zur Messung des Harnflusses, Blasendruckmessungen.
Therapie
Die Behandlung der Pollakisurie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:
- Antibiotika
- Bei bakteriellen Infektionen wie HWI.
- Blutzuckerkontrolle
- Bei Diabetes mellitus und ggf. Anpassung der Therapie
- Medikamente
- Antimuskarinika oder Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten bei überaktiver Blase.
- Verhaltensänderungen
- Blasentraining, Beckenbodengymnastik, Flüssigkeitsmanagement.
- Chirurgische Eingriffe
- Bei anatomischen Anomalien oder Tumoren.
ICD-Kodierung
Während die „normale“ Pollakisurie unter dem Code R35.0 zu finden ist, wir die psychogene Pollakisurie zu den somatoformen autonomen Funktionsstörungen gezählt und in der ICD-10 unter F45.3 kodiert.
Zusammenfassung
Pollakisurie ist ein häufiges Symptom, das durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden kann. Eine genaue Diagnostik ist entscheidend, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine geeignete Therapie einzuleiten. Infektionen, chronische Krankheiten und funktionelle Störungen sind häufige Auslöser, und die Behandlung reicht von medikamentöser Therapie bis zu Verhaltensänderungen und chirurgischen Eingriffen. Ein umfassendes Verständnis der Pollakisurie ist essenziell, um die Lebensqualität der betroffenen Patienten zu verbessern und potenziell ernste zugrunde liegende Erkrankungen zu behandeln.
Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Quellen
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