Strangurie

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[ʃtranˈɡuːʁiə]
Adjektiv:
strangurisch
Plural:
Strangurien
Trennung:
Stran|gu|rie
Synonym:
schmerzhaftes Wasserlassen, Harnzwang
Englisch:
strangury
Abstammung:
griech.: stranx = Tropfen, ouron = Harn
ICD-Klassifikation:
R30.0
Med. Fachgebiet:

Strangurie ist ein Erkrankung, bei der ein schmerzhafter, häufiger und meist unvollständiger Harndrang vorliegt. Dieser Zustand ist oft mit brennenden oder krampfartigen Schmerzen im Bereich der Harnblase oder der Harnröhre verbunden und kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten. Strangurie ist ein Symptom, das auf verschiedene zugrunde liegende pathologische Zustände hinweisen kann und daher eine gründliche diagnostische Abklärung erfordert.

Definition

Strangurie ist definiert als schmerzhafter Harndrang, der typischerweise mit einem brennenden Gefühl verbunden ist und häufig mit der Notwendigkeit einhergeht, oft kleine Mengen Urin auszuscheiden. Der Schmerz kann während des Wasserlassens oder danach auftreten und kann von einem leichten Unbehagen bis zu intensiven Schmerzen reichen.

Epidemiologie

Die genaue Prävalenz von Strangurie ist schwer zu bestimmen, da sie ein Symptom ist, das mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert ist. Allgemein tritt Strangurie häufiger bei Frauen auf, insbesondere im Zusammenhang mit Harnwegsinfektionen (HWI). Männer können ebenfalls betroffen sein, insbesondere bei Zuständen wie Prostatitis oder Harnröhrenstrikturen. Ältere Erwachsene und Personen mit geschwächtem Immunsystem sind ebenfalls anfälliger.

Ätiologie

Die Ursachen für Strangurie sind vielfältig und umfassen sowohl infektiöse als auch nicht-infektiöse Faktoren:

  • Harnwegsinfektionen (HWI): Die häufigste Ursache für Strangurie, besonders bei Frauen. Bakterielle Infektionen der Blase (Zystitis) oder der Harnröhre (Urethritis) sind typische Auslöser.
  • Geschlechtskrankheiten: Infektionen wie Gonorrhoe und Chlamydien können Strangurie verursachen.
  • Prostatitis: Bei Männern kann eine Entzündung der Prostata zu Strangurie führen.
  • Blasenentzündungen: Nicht-infektiöse Blasenentzündungen, wie die interstitielle Zystitis, können ebenfalls Strangurie verursachen.
  • Harnröhrenstrikturen: Verengungen der Harnröhre, die den Harnfluss behindern.
  • Blasensteine: Steine in der Blase können mechanische Reizungen und Schmerzen verursachen.
  • Tumoren: Sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren im Harntrakt können Strangurie verursachen.

Symptome und Klinik

Die Symptome der Strangurie variieren je nach zugrunde liegender Ursache, umfassen jedoch typischerweise:

  • Brennender Schmerz: Ein brennendes Gefühl während des Wasserlassens ist charakteristisch.
  • Häufiger Harndrang: Der Drang, häufig kleine Mengen Urin zu entleeren.
  • Schmerzen im Unterbauch: Krampfartige Schmerzen oder ein Druckgefühl im Unterbauch oder im Bereich der Blase.
  • Dysurie: Allgemeine Schwierigkeiten und Schmerzen beim Wasserlassen.
  • Hämaturie: In einigen Fällen kann Blut im Urin vorhanden sein, besonders bei Tumoren oder Harnsteinen.

Formen

Strangurie kann nach der Ursache klassifiziert werden:

  • Infektiöse Strangurie
    • Verursacht durch bakterielle, virale oder parasitäre Infektionen.
  • Nicht-infektiöse Strangurie
    • Verursacht durch mechanische Irritationen, Tumore oder systemische Erkrankungen.
  • Akute Strangurie
    • Plötzlicher Beginn und oft intensiver Schmerz, typischerweise durch akute Infektionen.
  • Chronische Strangurie
    • Lang anhaltender Schmerz, häufig verbunden mit chronischen Erkrankungen wie interstitieller Zystitis.

Diagnostik

Die diagnostische Abklärung der Strangurie umfasst eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und diagnostischen Tests:

  • Anamnese
    • Erfassung der Symptome, Dauer, Begleitumstände und mögliche auslösende Faktoren.
  • Körperliche Untersuchung
    • Untersuchung des Abdomens und der Genitalien.
  • Urinanalyse
    • Untersuchung des Urins auf Infektionen, Blut oder andere Auffälligkeiten.
  • Urinkultur
    • Zur Identifikation spezifischer Bakterien oder Erreger.
  • Bildgebende Verfahren
  • Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) zur Visualisierung von Steinen, Tumoren oder strukturellen Anomalien.
  • Zystoskopie
    • Endoskopische Untersuchung der Blase und der Harnröhre zur direkten visuellen Inspektion.

Therapie

Die Behandlung der Strangurie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:

  • Antibiotika
    • Bei bakteriellen Infektionen.
  • Antivirale/Antimykotische Medikamente
    • Bei viralen oder Pilzinfektionen.
  • Entzündungshemmende Medikamente
    • Zur Linderung von Entzündungen und Schmerzen.
  • Alpha-Blocker
    • Bei Prostatitis zur Entspannung der Blasenmuskulatur.
  • Chirurgische Eingriffe
    • Bei Harnsteinen, Tumoren oder Harnröhrenstrikturen.
  • Schmerzmanagement
    • Analgetika und Antispasmodika zur Schmerzreduktion.

Zusammenfassung

Strangurie ist ein schmerzhaftes und belastendes Symptom, das auf eine Vielzahl von zugrunde liegenden Erkrankungen hinweisen kann. Eine gründliche diagnostische Abklärung ist essenziell, um die Ursache zu identifizieren und eine gezielte Behandlung einzuleiten. Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ursache und kann von Antibiotika über chirurgische Eingriffe bis hin zu symptomatischer Schmerzbehandlung reichen. Ein umfassendes Verständnis der möglichen Ursachen und Therapiemöglichkeiten ist für medizinisches Personal von entscheidender Bedeutung, um betroffene Patienten effektiv zu behandeln und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Bei diesem Artikel handelt es sich um ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch ersetzt er eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte zusätzlich den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Quellen

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