Krätzemilben (Sarcoptes scabiei)

Synonym:
Grabmilben, Sarcoptes
Englisch:
itch mite
Aussprache (IPA):
[ˈkʁɛtsəˌmɪlbən]

Krätzemilben (Klasse der Arachnida und zur Ordnung der Astigmata), insbesondere die Art Sarcoptes scabiei, sind parasitische Milben, die die Hautkrankheit Krätze (Skabies) verursachen. Diese Erkrankung ist durch intensiven Juckreiz und einen charakteristischen Ausschlag gekennzeichnet und stellt weltweit ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar. Besonders betroffen sind Bevölkerungsgruppen in überfüllten und unhygienischen Lebensbedingungen.

Morphologie

Krätzemilben sind winzige, achtbeinige Arthropoden, die zu den Spinnentieren (Arachnida) gehören. Die erwachsene Sarcoptes scabiei Milbe ist rundlich und hat eine abgeflachte dorsoventrale Form, mit einer Größe von etwa 0,2 bis 0,4 mm. Hier sind einige charakteristische Merkmale ihrer Morphologie:

  • Körperform und Größe
    • Die Milben sind oval bis rundlich mit einer Länge von 0,2 bis 0,4 mm. Männliche Milben sind tendenziell kleiner als weibliche.
  • Kutikula (außen liegende Körperdecke)
    • Die Kutikula der Milben ist dünn und mit feinen Querstreifen und stachelförmigen Skleriten versehen.
  • Beine
    • Krätzemilben verfügen über vier Beinpaare. Die ersten beiden Beinpaare sind nach vorne gerichtet, die hinteren beiden Paare nach hinten. Jedes Bein endet in kleinen Klauen oder Saugnäpfen.
  • Mundwerkzeuge
    • Die Mundwerkzeuge bestehen aus chelicerenartigen Strukturen, die zum Durchbohren der Haut und zum Aufnehmen von Gewebeflüssigkeiten dienen.
Krätzemilbe (Sarcoptes scabiei) unter dem Mikroskop
Mikroskopische Ansicht einer Krätzemilbe: Die Parasiten werden 0,2 bis 0,4 mm lang und verfügen im adulten Stadium über 8 Beine

Weibliche Krätzemilbe

  • Größe: Etwa 0,3 bis 0,4 mm lang.
  • Form: Rundlich bis oval.
  • Beine: Vier Beinpaare, die ersten beiden Paare sind nach vorne gerichtet, die hinteren Paare nach hinten. Alle Beine enden in winzigen Klauen oder Saugnäpfen.
  • Kutikula: Die Hautoberfläche (Kutikula) ist mit feinen Querstreifen und stachelförmigen Strukturen bedeckt.
  • Mundwerkzeuge: Die Mundwerkzeuge bestehen aus chelicerenartigen Strukturen, die zum Durchbohren der Haut und zum Aufnehmen von Gewebeflüssigkeiten dienen.
  • Besonderheit: Weibliche Milben sind größer als die männlichen und legen Eier in die Haut ein, wodurch die charakteristischen Tunnel entstehen.

Männliche Krätzemilbe

  • Größe: Etwa 0,2 bis 0,3 mm lang.
  • Form: Ebenfalls rundlich bis oval, aber kleiner und etwas schlanker als die Weibchen.
  • Beine: Ähnlich wie bei den Weibchen, jedoch proportional kürzer.
  • Kutikula: Auch bei den Männchen ist die Kutikula mit feinen Querstreifen und kleinen stachelförmigen Strukturen versehen.
  • Mundwerkzeuge: Die Mundwerkzeuge sind denen der Weibchen ähnlich, da sie ebenfalls Gewebeflüssigkeiten aufnehmen müssen.
  • Besonderheit: Die Männchen suchen aktiv nach Weibchen zur Paarung und sterben meist nach der Paarung.

Entwicklungszyklus

Der Lebenszyklus der Sarcoptes scabiei Milbe besteht aus mehreren Stadien und dauert etwa 10 bis 17 Tage:

  • Stadium 1: Eier
    • Die Weibchen legen etwa 2 bis 3 Eier pro Tag in die gegrabenen „Tunnel“ in der Epidermis. Die Eier sind oval und etwa 0,1 bis 0,15 mm groß.
  • Stadium 2: Larve
    • Nach 3 bis 4 Tagen schlüpfen die sechstbeinigen Larven aus den Eiern. Diese wandern auf die Hautoberfläche und graben kleine Tunnel, wo sie sich häuten.
  • Stadium 3: Nymphe
    • Die Larven entwickeln sich zu achtbeinigen Protonymphen (Stadium, das an das Larvenstadium anschließt) und später zu Tritonymphen (Stadium, das auf die Protonymphe folgt) durch weitere Häutungen.
  • Stadium 4: Adulte
    • Schließlich entwickeln sich die Nymphen zu adulten Milben. Die Männchen suchen Weibchen zur Paarung auf der Hautoberfläche. Nach der Paarung graben sich die Weibchen wieder in die Haut ein, um Eier zu legen, und der Zyklus beginnt von neuem.

Geschichte der Krätzemilben

Die Geschichte der Krätze reicht weit zurück. Krätze ist eine der ältesten bekannten menschlichen Krankheiten, mit Aufzeichnungen, die bis in die Antike zurückreichen.

  • Antike
    • Bereits im antiken Griechenland und Rom wurde Krätze beschrieben. Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) erwähnte „kleine Tiere“ in der Haut, die starken Juckreiz verursachten.
  • Mittelalter
    • Im Mittelalter wurde Krätze häufig mit verschiedenen Hautkrankheiten verwechselt. Die Krankheit war weit verbreitet, insbesondere in überfüllten und unhygienischen Bedingungen.
  • Entdeckung des Erregers
    • Erst im 17. Jahrhundert konnte Giovanni Cosimo Bonomo zusammen mit Diacinto Cestoni die Milbe als Ursache der Krätze identifizieren. Ihre Entdeckung im Jahr 1687 markierte einen Wendepunkt in der Erforschung der Krankheit.
  • Moderne Forschung
    • Mit der Weiterentwicklung der Mikroskopie und dermatologischen Forschung im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Verständnis der Milbenbiologie und des Krankheitsverlaufs weiter vertieft. Moderne diagnostische Techniken und Behandlungen wurden entwickelt, um die Verbreitung und die Auswirkungen von Krätze zu kontrollieren.

Medizinische Bedeutung und Behandlung

Für medizinisches Personal ist es wichtig, die Symptome der Krätze (Skabies) frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen:

  • Behandlung
    • Topische Skabizide wie Permethrin und systemische Behandlungen wie Ivermectin sind die gängigsten Therapieoptionen. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung sind hygienische Maßnahmen wie das Waschen von Kleidung und Bettwäsche bei hohen Temperaturen wichtig, um eine Reinfektion zu verhindern.
  • Diagnose
    • Die Diagnose wird oft durch klinische Beobachtung gestellt, unterstützt durch das Auffinden der Milben, Eier oder Kotpartikel in Hautabschabungen unter dem Mikroskop.
  • Symptome
    • Krätze verursacht intensiven Juckreiz, insbesondere nachts, und Papeln oder Bläschen an betroffenen Hautstellen. Die typischen Stellen sind Fingerzwischenräume, Handgelenke, Ellenbogen, Achseln, Brustwarzen, Gürtelregion und Genitalbereich.

Zusammenfassung

Das Verständnis der Morphologie und des Lebenszyklus der Sarcoptes scabiei Milbe sowie die historische Entwicklung der Krätze sind für das medizinische Personal unerlässlich, um diese anhaltende und verbreitete parasitäre Infektion effektiv zu bekämpfen. Durch frühe Diagnose und gezielte Behandlung können die Symptome gelindert und die Ausbreitung der Krätze eingedämmt werden.

Quellen

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