Alzheimer Krankheit

Die Entdeckung der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, in deren Verlauf zerebrale Nervenzellen unumkehrbar zerstört werden.
Geschichte 4 Minuten

Die Alzheimer-Krankheit (auch Morbus Alzheimer), eine der häufigsten Ursachen für Demenz, wurde erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer beschrieben. Erfahre mir zur historischen Entdeckung der Alzheimer-Krankheit, die ursprünglichen Beobachtungen und die nachfolgenden Entwicklungen in der Forschung.

Alois Alzheimer und seine Entdeckung

Hintergrund und Frühes Leben

Alois Alzheimer wurde am 14. Juni 1864 in Marktbreit, Deutschland, geboren. Er studierte Medizin an den Universitäten in Aschaffenburg, Tübingen, Berlin und Würzburg, wo er 1887 promovierte. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in verschiedenen psychiatrischen Kliniken und entwickelte ein tiefes Interesse an der Neuropathologie.

Die Fallstudie von Auguste Deter

Die Entdeckung der Alzheimer-Krankheit geht auf die Untersuchung einer Patientin namens Auguste Deter zurück. Im Jahr 1901 begann Alzheimer, sich um die 51-jährige Patientin zu kümmern, die an schwerem Gedächtnisverlust, Desorientierung, Sprachstörungen und ungewöhnlichem Verhalten litt.

  • Klinische Beobachtungen
    ➜ Alzheimer dokumentierte sorgfältig die Symptome von Auguste Deter, die sich durch zunehmende kognitive Beeinträchtigungen und Persönlichkeitsveränderungen auszeichneten.
  • Verlauf der Krankheit
    ➜ Der Zustand von Auguste Deter verschlechterte sich rasch, und sie verstarb im Jahr 1906.

Pathologische Untersuchungen

Nach ihrem Tod führte Alzheimer eine detaillierte neuropathologische Untersuchung des Gehirns von Auguste Deter durch.

  • Mikroskopische Befunde
    ➜ Alzheimer entdeckte zwei charakteristische pathologische Merkmale:
    • Amyloide Plaques
      ➜ Ablagerungen abnormaler Proteinfragmente (Beta-Amyloid) zwischen den Nervenzellen.
    • Neurofibrilläre Tangles (NFTs)
      ➜ Verwicklungen abnorm veränderter Proteine (Tau-Proteine) innerhalb der Nervenzellen.
  • Publikation der Ergebnisse
    ➜ Alzheimer präsentierte seine Befunde 1906 auf der 37. Tagung der Südwestdeutschen Psychiatrischen Vereinigung in Tübingen. Seine Arbeit wurde 1907 in der Zeitschrift Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und Psychisch-Gerichtliche Medizin veröffentlicht.

Nachfolgende Entwicklungen

Anerkennung und Benennung der Krankheit

Nach den Veröffentlichungen von Alzheimer wurden ähnliche Fälle von anderen Forschern dokumentiert. Der Begriff „Alzheimer-Krankheit“ wurde erstmals von dem deutschen Psychiater Emil Kraepelin in der achten Ausgabe seines Textbuchs „Psychiatrie“ (1910) verwendet, um diese spezifische Form der Demenz zu beschreiben.

Fortschritte in der Forschung

Die Entdeckung der Alzheimer-Krankheit legte den Grundstein für ein Jahrhundert intensiver Forschung, die zur Identifikation der molekularen Mechanismen und genetischen Faktoren der Krankheit führte.

  • Genetische Entdeckungen
    ➜ In den 1990er Jahren identifizierten Wissenschaftler Mutationen in Genen wie APP, PSEN1 und PSEN2, die mit familiären Formen der Alzheimer-Krankheit in Verbindung stehen.
  • Biochemische Fortschritte
    ➜ Die Rolle von Amyloid-beta und Tau-Proteinen wurde weiter untersucht, um die pathophysiologischen Prozesse der Krankheit zu verstehen.

Diagnostische Fortschritte

Moderne bildgebende Verfahren wie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und die Magnetresonanztomographie (MRT) sowie Biomarker-Tests im Liquor und Blut haben die Frühdiagnose der Alzheimer-Krankheit erheblich verbessert.

Alzheimergehirn im MRT
Ein als Alzheimer erkranktes Gehirn in der Magnetresonanztomographie (MRT)

Zusammenfassung

Die Entdeckung der Alzheimer-Krankheit durch Alois Alzheimer markiert einen Meilenstein in der Neuropathologie und Demenzforschung. Seine sorgfältige klinische Beobachtung und die anschließende pathologische Untersuchung legten den Grundstein für unser Verständnis dieser verheerenden Krankheit. Durch kontinuierliche Forschung haben wir erhebliche Fortschritte in der Diagnose und dem Verständnis der pathophysiologischen Mechanismen erzielt, die die Grundlage für zukünftige therapeutische Ansätze bilden.

Quellen

  • Alzheimer, A. (1907). „Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde.“ Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und Psychisch-Gerichtliche Medizin, 64, 146-148.
  • Maurer, K., Volk, S., & Gerbaldo, H. (1997). „Auguste D and Alzheimer’s disease.“ Lancet, 349(9064), 1546-1549.
  • Goedert, M., & Spillantini, M. G. (2006). „A century of Alzheimer’s disease.“ Science, 314(5800), 777-781.
  • Glenner, G. G., & Wong, C. W. (1984). „Alzheimer’s disease: initial report of the purification and characterization of a novel cerebrovascular amyloid protein.“ Biochemical and Biophysical Research Communications, 120(3), 885-890.
  • Hardy, J. A., & Higgins, G. A. (1992). „Alzheimer’s disease: the amyloid cascade hypothesis.“ Science, 256(5054), 184-185.
  • Haupt, W. F., & Gouzoulis-Mayfrank, E. (2016). Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe (W. F. Haupt & E. Gouzoulis-Mayfrank, Hrsg.; 11. Aufl.). Thieme.