Esmarch-Handgriff

Wortart:
Substantiv, maskulin
Aussprache (IPA):
[ɛsmaʁç ˈhantɡʁɪf]
Trennung:
Es|march-Hand|griff
Synonym:
Kopf-Kiefer-Handgriff
Englisch:
jaw thrust maneuver
Namensgebung:
Friedrich von Esmarch (1823-1908)
Indikation:
Atemnot, Atemstillstand

Der Esmarch-Handgriff ist ein Handgriff zur Freihaltung bzw. zur Freimachung der Atemwege. Er findet überwiegend in der Anästhesie und Notfallmedizin Anwendung. Der Handgriff hilft dabei, den Mund- und Rachenraum, auf Fremdkörper zu untersuchen und diese ggf. zu entfernen (zum Beispiel Erbrochenes).

Kurzübersicht

  • Was ist der Esmarch-Handgriff?
    • Ein spezieller Handgriff, mit dem ein Ersthelfer die Atemwege eines Bewusstlosen öffnet.
  • So geht der Esmarch-Handgriff
    • Hinter den Patienten knien, Daumen auf dem Kinn positionieren, die restlichen Finger unter die Kieferknochen legen und anschließend den Unterkiefer nach vorne und das Kinn nach unten drücken.
  • Indikation
    • Dient bei bewusstlosen Personen dazu, Mund- und Rachenraum von eventuellen Fremdkörpern zu befreien oder eine Atemhilfe zu platzieren. Verhinderung der Verlegung der Atemwege durch eine erschlaffte, zurückfallende Zunge.
  • Risiken
    • Beim klassischen Esmarch-Griff wird der Kopf des Patienten nach hinten überstreckt. Kann bei bestehenden Halswirbelverletzungen das Rückenmark schädigen.
Abb. 1.1: Beim Esmarch-Handgriff wird der Kopf überstreckt um eine Inspektion der Mundhöhle zu erleichtern, Fremdkörper entfernen und eine Atemhilfe positionieren zu können.

Indikation

Der Esmarch-Griff wurde nach dem deutschen Chirurgen Friedrich von Esmarch (1823 – 1908) benannt. Er dient dazu, den Mund einer bewusstlosen Persom zu öffnen sowie Mund und Rachen freizumachen beziehungsweise freizuhalten. Der Esmarch-Handgriff ist außerdem notwendig, um Atemhilfen zu platzieren und einer Verlegeung der Atemwege (durch eine erschlaffte, zurückfallende Zunge) vorzubeugen.

Durchführung

Esmarch-Handgriff

  1. Bei der Anwendung des Handgriffs sollte, wie bei allen Notfallmaßnahmen, Einmalhandschuhe getragen werden.
  2. Der bewusstlose Patienten wird auf den Rücken geleget (idealerweise auf einen flachen, harten Untergrund)
  3. Der Ersthelfer kniet sich, genau hinter den Kopf des Patienten.
  4. Den Kopf des Patienten wird leicht nach hinten gestreckt. Das Überstrecken (lebensrettender Handgriff) kann das Freimachen der Atemwege erleichtern.
  5. Die Daumen werden nun auf dem Kinn der bewusstlosen Person und die restlichen Finger auf beiden Seiten des Kopfes unter dem Kieferknochen, im Bereich des Kieferwinkels positioniert. Der Daumenballen kann jeweils auf dem Jochbein des Patienten abgestützt werden (nicht zu nahe an den Augen!)
  6. Mit den Fingern wird nun der Unterkiefer nach vorn geschoben (➜ untere Zahnreihe befindet sich nun vor der oberen), hierdruch hebt sich der Zungengrund. Weiter wird, mit den Daumen, das Kinn nach unten gedrückt, der Mund öffnet sich. Der Kopf des Patienten sollte hier möglichst nicht bewegt werden.
  7. Die finale Position wird nun mit einer Hand gesichert. Mit der feien Hand kann nun, falls notwendig, der Mund-/Rachenraum von Fremdkörpern befreit werden. Liegte keine Halswirbelsäulen-Verletzung vor, kann der Kopf des Patienten auf die Seite gedreht werden.

Cave: Es ist darauf zu achten, dass kein Druck auf das Auge ausgeübt wird, um einen vasovagalen Reflex zu verhindern. Liegt der Verdacht oder die Diagnose einer Verletzungen der Halswirbelsäule vor, wird der modifizierte Esmarch-Handgriff angewendet.

Modifizierter Esmarch-Handgriff

Der modifizierte Esmarch-Handgriff kommt bei Patienten mit Halswirbelsäulen-Verletzungen zur Anwendung. Die Schritte werden exakt wie beim normalen Esmach-Handgriff druchgeführt nur auf das Überstrecken des Kopf des Betroffenen wird hier verzichtet.

Esmarch-Handgriff bei Kindern

Das bewusstlose Kind wird in Rückenlage positioniert (idealerweise auf einem flachen, harten Untergrund). Im Vergleich zu Erwachsenden bleibt bei Kindern und Babys das starke Überstrecken des Kopfes aus.

  • Säuglinge (Kinder bis 1 Jahr)
    ➜ Säugling in Rückenlage bringen, der Kopf wird nicht überstreckt. Gegebenenfalls müssen die Schultern unterpolstert werden, um die Position zu stabilisieren.
  • Kleinkinder (1. bis 3. Lebensjahr)
    ➜ Der Kopf kann ganz leicht überstreckt werden. Dazu wird eine Hand auf die Stirn des Kindes und die Fingerspitzen der zweiten Hand dicht unter den Unterkiefer (nicht auf die Weichteile drücken!) positioniert. Nun wird der Kopf des Kindes, mit leicht angehobenem Kinn, ein wenig in Richtung Nacken gebeugt.

Vorteile

  • Einfache Anwendung
    • Der Esmarch-Handgriff ist relativ einfach zu erlernen und erfordert keine speziellen Hilfsmittel.
  • Effektivität
    • In vielen Fällen kann diese Technik schnell und effektiv die Atemwege freimachen.
  • Sicherheit
    • Sie minimiert das Risiko von Schäden an den Halswirbeln, was besonders wichtig ist, wenn ein Verdacht auf eine Halswirbelsäulenverletzung besteht.

Anwendung in der Praxis

Der Esmarch-Handgriff wird häufig in verschiedenen Szenarien verwendet:

  • Notfallmedizin
    • Bei der Erstversorgung bewusstloser Patienten, beispielsweise nach Unfällen.
  • Anästhesie
    • Vor und während der Intubation, um die Atemwege zu sichern.
  • Rettungsdienst
    • Regelmäßig bei der Arbeit von Rettungssanitätern und -assistenten.

Einschränkungen und Risiken

  • Halswirbelsäulenverletzungen
    • Bei Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule ist Vorsicht geboten, da das Überstrecken des Kopfes diese Verletzungen verschlimmern könnte.
  • Nicht bei allen Patienten effektiv
    • Bei einigen Patienten, besonders bei solchen mit besonderen anatomischen Gegebenheiten, kann der Esmarch-Handgriff weniger effektiv sein.

Zusammenfassung

Der Esmarch-Handgriff ist ein essenzielles Werkzeug in der Notfallmedizin zur Sicherung der Atemwege bei bewusstlosen Patienten. Durch seine einfache Anwendung und hohe Effektivität ist er ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung für medizinisches Personal und Rettungskräfte.

Quellen

  • DocCheck, M. B. (2011, Oktober 17). Esmarch-Handgriff. Abgerufen 12. Februar 2024, von DocCheck Flexikon website: https://flexikon.doccheck.com/de/Esmarch-Handgriff
  • Netdoktor, M. B. (2021, Oktober 19). Esmarch-Handgriff. Abgerufen 12. Februar 2024, von Netdoktor website: https://www.netdoktor.de/erste-hilfe/esmarch-handgriff-bei-erwachsenen/