Heimlich-Manöver

Wortart:
Substantiv, neutrum
Synonym:
Heimlich-Handgriff
Englisch:
Heimlich maneuver
Namensgebung:
Henry J. Heimlich (1920 - 2016), amerikanischer Chirurg
Indikation:
Erstickungsgefahr durch Fremdkörper

Das Heimlich-Manöver ist eine lebensrettende Technik, die bei einer Verlegung der Atemwege durch einen Fremdkörper angewendet wird. Es wurde erstmals 1974 von Dr. Henry Heimlich beschrieben und ist seither ein standardisiertes Verfahren in der Notfallmedizin zur Behandlung von akuten Atemwegsverlegungen.

Indikationen für das Heimlich-Manöver

Das Heimlich-Manöver wird angewendet, wenn ein Patient Anzeichen einer schweren Atemwegsverlegung zeigt. Zu den typischen Indikationen gehören:

  • Akute Atemnot
    • Der Patient hat Schwierigkeiten, Luft einzuatmen oder auszuatmen.
  • Starkes Husten
    • Ein ineffektives, schwaches Husten.
  • Kein Geräusch beim Atmen
    • Stille bei der Atmung, was auf eine vollständige Verlegung hindeutet.
  • Zyanose
    • Bläuliche Verfärbung der Haut, Lippen oder Fingernägel.
  • Zeichen von Panik
    • Der Patient zeigt sichtbare Anzeichen von Panik oder signalisiert, dass er nicht atmen kann.

Durchführung des Heimlich-Manövers

Erwachsene und Kinder über 1 Jahr

Rückenschläge

  • Seitlich und leicht hinter die betroffene Person stellen.
  • Den Patienten leicht nach vorne lehnen, sodass sich der Fremdkörper nicht weiter in die Atemwege bewegt.
  • Mit der flachen Hand bis zu fünf kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter verabreichen.
  • Tritt keine Besserung in Kraft, mit dem Heimlich-Manöver beginnen

Heimlich-Manöver

  • Der Ersthelfer positioniert sich hinter den Patienten und umfasset ihn mit beiden Armen um die Taille.
  • Eine Faust bildern und diese mit der Daumenseite gegen die Mitte des Bauches, knapp über dem Bauchnabel und unterhalb des Brustbeins platzieren.
  • Die Faust mit der anderen, noch freien Hand umfassen.
  • Fünf schnelle, kräftige Druckstöße nach oben und innen ausführen.
  • Das Manöver wiederholen, bis der Fremdkörper entfernt ist oder der Patient bewusstlos wird.
Heimlich-Manöver
Abb. 1.1: Durchführung des Heimlich-Manövers

Säuglinge unter 1 Jahr:

Rückenschläge

  • Den Säugling mit dem Gesicht nach unten auf den Unterarm legen, der auf dem Oberschenkel abgestützt wird.
  • Den Kopf des Säuglings festhalten und leicht absenken.
  • Mit der flachen Hand bis zu fünf kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter verabreichen.

Bruststöße

  • Den Säugling vorsichtig umdrehen (Gesicht nach oben), sodass er auf dem Unterarm liegt.
  • Den Kopf des Säuglings leicht absenken.
  • Zwei Finger in der Mitte des Brustkorbs, knapp unterhalb der Brustwarzenlinie, platzieren.
  • Fünf schnelle, kräftige Druckstöße ausüben.
  • Wechsel zwischen Rückenschlägen und Bruststößen wiederholen, bis der Fremdkörper entfernt ist oder der Säugling bewusstlos wird.

Varianten des Heimlich-Manövers

Bei Bewusstlosigkeit

  • Wenn der Patient bewusstlos wird, legen Sie ihn vorsichtig auf den Rücken.
  • Beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW), da die Kompressionen auch helfen können, den Fremdkörper zu entfernen.
  • Überprüfen Sie nach jedem Kompressionszyklus den Mund auf sichtbare Fremdkörper und entfernen Sie diese gegebenenfalls vorsichtig.

Schwangere oder adipöse Patienten

  • Platzieren Sie die Hände höher als gewöhnlich, über dem Brustbein, und führen Sie kräftige Druckstöße nach innen und oben aus.

Selbstanwendung

  • Falls keine Hilfe verfügbar ist, kann der Patient das Heimlich-Manöver an sich selbst durchführen, indem er seine eigene Faust benutzt und gegen eine feste Oberfläche, wie die Lehne eines Stuhls, Druckstöße ausführt.

Mögliche Komplikationen des Heimlich-Manövers

  • Verletzungen der inneren Organe
    ➜ Besonders bei unsachgemäßer Anwendung können Verletzungen wie Milz- oder Leberrisse auftreten.
  • Rippenfrakturen
    ➜ Durch die kräftigen Druckstöße können Rippen brechen, was insbesondere bei älteren Patienten und solchen mit Osteoporose vorkommen kann.
  • Erbrechen und Aspirationsrisiko
    ➜ Wenn das Manöver nicht erfolgreich ist, kann Erbrechen ausgelöst werden, was das Risiko einer Aspiration erhöht.

Nachsorge

  • Medizinische Untersuchung
    ➜ Nach erfolgreicher Anwendung des Heimlich-Manövers sollte der Patient von einem Arzt untersucht werden, um sicherzustellen, dass keine Verletzungen vorliegen.
  • Beobachtung
    ➜ Überwachen Sie den Patienten weiterhin auf Anzeichen von Atemnot oder Komplikationen.
  • Psychologische Unterstützung
    ➜ Patienten können nach einem solchen Ereignis traumatisiert sein und benötigen möglicherweise psychologische Unterstützung.

Zusammenfassung

Das Heimlich-Manöver ist eine lebensrettende Technik, die bei einer akuten Atemwegsverlegung durch Fremdkörper angewendet wird. Es erfordert schnelles und entschlossenes Handeln, um eine Erstickung zu verhindern. Die richtige Anwendung und Kenntnis der Varianten des Manövers können den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.

Quellen

  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Krohmer, J. R. (2017). The ABCs of Emergency Medicine. McGraw-Hill Education.Resuscitation Council (UK). (2021). Advanced Life Support. 10th Edition. Resuscitation Council (UK).
  • Heimlich, H. J. (1975). A life-saving maneuver to prevent food-choking. JAMA, 234(4), 398-401. doi:10.1001/jama.1975.03260180040018
  • Langhelle, A., Sunde, K., Wik, L., Steen, P. A. (2000). Airway pressure with chest compressions versus Heimlich maneuver in recently dead adults with complete airway obstruction. Resuscitation, 44(2), 105-108. doi:10.1016/S0300-9572(00)00104-4
  • Deutsches Rotes Kreuz (DRK). (2023). Erste Hilfe bei Atemwegsverlegung. Abgerufen 12. Juli 2024, von DRK e.V website: https://www.drk.de
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (2023). Notfallmaßnahmen bei Erstickungsgefahr. Abgerufen 12. Juli 2024, von Bzga.de website: https://www.bzga.de