Schocklagerung

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[ʃɔkˌlaːɡəʁʊŋ]
Plural:
Schocklagerungen
Trennung:
Schock|la|ge|rung
Synonym:
Autotransfusionslagerung
Englisch:
shock position
Indikation:
Schocksituationen

Schocklagerung, auch bekannt als Autotransfusionslagerung, ist eine Notfallmaßnahme, die bei Patienten angewendet wird, die Anzeichen eines Schocks zeigen. Diese Technik ist darauf ausgelegt, den venösen Rückfluss zum Herzen zu erhöhen und dadurch die Durchblutung lebenswichtiger Organe zu verbessern. Sie ist besonders nützlich bei hypovolämischem Schock, wo ein Volumenmangel im Kreislaufsystem besteht.

Definition

Schocklagerung, auch Autotransfusionslagerung genannt, ist eine Notfallmaßnahme zur Behandlung von Schockzuständen, bei der die Beine des Patienten um 30 – 60 Grad angehoben werden, um den venösen Rückfluss zum Herzen zu erhöhen und die Durchblutung lebenswichtiger Organe zu verbessern. Sie ist besonders bei hypovolämischem Schock nützlich, aber kontraindiziert bei kardiogenem Schock, traumatischen Hirnverletzungen, rupturiertem Aortenaneurysma und Unterkühlung.

Physiologische Grundlagen

Der Schock ist ein Zustand, bei dem die Durchblutung und Sauerstoffversorgung lebenswichtiger Organe gefährdet ist. Dies kann durch verschiedene Ursachen wie Blutverlust, Dehydration oder Herzversagen verursacht werden. Bei der Schocklagerung werden die Beine des Patienten angehoben, was dazu führt, dass das Blut aus den unteren Extremitäten in den zentralen Kreislauf zurückfließt. Dies kann helfen, den Blutdruck zu stabilisieren und die Durchblutung des Herzens und Gehirns zu verbessern.

  • Hypovolämischer Schock
    • Verursacht durch erheblichen Blutverlust oder schwere Dehydration.
  • Kardiogener Schock
    • Aufgrund eines Herzversagens, das die Pumpleistung des Herzens vermindert.
  • Septischer Schock
    • Verursacht durch eine systemische Infektion, die eine überschießende Immunantwort und Gefäßweitstellung bewirkt.
  • Neurogener Schock
    • Bedingt durch Schäden am Nervensystem, die eine fehlerhafte Gefäßsteuerung und Blutverteilung verursachen.
  • Anaphylaktischer Schock
    • Eine schwere allergische Reaktion, die zu einer starken Gefäßerweiterung und Flüssigkeitsverlust aus den Gefäßen führt.
  • Orthostatischer Schock
    • Ein plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen, der durch ein Versagen der autonomen Regulation verursacht wird.

Indikationen

Die Schocklagerung ist in folgenden Notfallsituationen indiziert:

  • Hypovolämischer Schock
    • Besonders bei schweren Blutverlusten oder Dehydration ist diese Maßnahme hilfreich.
  • Neurogener Schock
    • Bei Schäden am Rückenmark oder schweren nervalen Traumata kann die Lagerung unterstützend wirken.
  • Septischer Schock
    • In frühen Stadien kann die Schocklagerung unterstützend sein, um die Kreislaufstabilität zu fördern.
  • Anaphylaktischer Schock
    • Kann kurzfristig helfen, die Kreislaufstabilität zu verbessern, bis spezifische antiallergische Maßnahmen wirken.
  • Orthostatischer Schock
    • Kann helfen, die Durchblutung wiederherzustellen und die Symptome zu lindern.
  • Orthostatische arterielle Hypotonie
    • Bei Patienten, die beim Aufstehen einen signifikanten Blutdruckabfall erfahren, kann die Schocklagerung helfen, die Symptome zu lindern, indem der venöse Rückfluss zum Herzen verbessert wir

Kontraindikationen

Folgende wichtige Kontraindikationen für die Schocklagerung sollten Beachtung finden:

  • Kardiogener Schock
    • Hier kann die Maßnahme das bereits geschwächte Herz zusätzlich belasten.
  • Traumatische Hirnverletzungen
    • Eine Erhöhung des Blutdrucks kann den Hirndruck gefährlich erhöhen und das Risiko von Hirnschäden verschlimmern.
  • Wirbelsäulenverletzungen
    • Die Bewegung der Beine kann zu weiteren Schäden führen und sollte vermieden werden.
  • Bestehender Verdacht auf ein rupturiertes Aortenaneurysma
    • Das Anheben der Beine kann den intraabdominalen Druck erhöhen und die Ruptur verschlimmern.
  • Unterkühlung (Hypothermie)
    • Das Anheben der Beine kann den Wärmeverlust erhöhen und den Zustand des Patienten verschlechtern.

Laut den Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sollte die Schocklage bei kardiogenem Schock in der Erstversorgung nur in Ausnahmefällen und abhängig von den Symptomen angewendet werden. Bei Verdacht auf Rechtsherzversagen wird die Schocklage empfohlen, da der Patient von einer erhöhten Vorlast profitieren kann. Im Gegensatz dazu sollte bei vermutetem Linksherzversagen auf die Schocklage verzichtet werden, da eine erhöhte Vorlast das Herz zusätzlich belasten und zu einer Verschlechterung der Kreislaufsituation führen könnte.

Durchführung der Schocklagerung

Die Durchführung der Schocklagerung ist relativ einfach und erfordert wenig Ausrüstung und Vorkenntnisse:

Schritt für Schritt

  1. Patientenposition
    ➜ Die betroffene Person flach auf den Rücken legen.
  2. Anheben der Beine
    ➜ Die Beine des Patienten um etwa 30 – 60 Grad anheben, idealerweise mit Hilfe von Polstern oder speziellen Lagerungshilfen. Sind keine Hilfsmittel vorhanden werden die Beine händisch in der geeigneten Position festgehalten.
  3. Stabilisierung des Oberkörpers
    ➜ Sicherstellen, dass der Oberkörper flach liegen bleibt, um die Blutzirkulation nicht zu beeinträchtigen.
  4. Überwachung
    ➜ Die betroffene Person kontinuierlich auf Anzeichen von Besserung oder Verschlechterung überwachen. Dazu gehören Überprüfungen von Vitalparametern wie Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung.
Autotransfusionslagerung
Abb. 1.1: Bei der Schocklagerung sollten die Beine im 30 – 60 Grad Winkel hochgelagert werden

Vorteile und Grenzen

Vorteile der Schocklagerung

  • Einfachheit: Die Technik ist leicht durchzuführen und erfordert keine speziellen medizinischen Geräte.
  • Schnelle Anwendung: Kann sofort und ohne umfangreiche Vorbereitung durchgeführt werden.
  • Verbesserte Perfusion: Kann kurzfristig die Durchblutung lebenswichtiger Organe verbessern.

Grenzen der Schocklagerung

  • Vorübergehende Maßnahme: Sie ersetzt keine definitive Behandlung der zugrunde liegenden Ursache des Schocks.
  • Risiken bei Kontraindikationen: Bei Patienten mit spezifischen Kontraindikationen kann die Maßnahme kontraproduktiv oder sogar schädlich sein.
  • Abhängigkeit von der Ursache des Schocks: Die Wirksamkeit ist stark von der Ursache des Schocks abhängig. Bei kardiogenem Schock oder traumatischen Hirnverletzungen ist sie nicht geeignet.

Weitere Überlegungen

  • Ausbildung und Training
    • Regelmäßige Schulungen und Übungen sind notwendig, um sicherzustellen, dass das medizinische Personal die Schocklagerung korrekt und effektiv durchführen kann.
  • Integrierter Ansatz
    • Die Schocklagerung sollte Teil eines umfassenden Notfallprotokolls sein, das auch andere lebensrettende Maßnahmen und diagnostische Schritte umfasst.
  • Patientenspezifische Anpassungen
    • Je nach individueller Situation des Patienten können Anpassungen der Lagerung notwendig sein, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Zusammenfassung

Die Schocklagerung ist ein wichtiges Instrument in der Notfallmedizin, das schnell und effektiv angewendet werden kann, um den venösen Rückfluss zu erhöhen und die Durchblutung lebenswichtiger Organe zu verbessern. Medizinisches Personal sollte jedoch stets die Indikationen und Kontraindikationen im Auge behalten und die Maßnahme an die individuelle Situation des Patienten anpassen. Trotz ihrer Einfachheit und Effektivität ist die Schocklagerung kein Ersatz für weiterführende medizinische Maßnahmen und sollte stets im Kontext einer umfassenden Notfallversorgung gesehen werden.

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