Kinästhetik in der Pflege

Wortart:
Substantiv, feminin
Aussprache (IPA):
[kinɛsˈteːtɪk]
Adjektiv:
ki­n­äs­the­tisch
Trennung:
Kin|äs|the|tik
Englisch:
kinesthetics, kinaesthetics
Abstammung:
griech.: kineō = bewegen, sich bewegen, aisthēsis = Wahrnehmung, Erfahrung

Kinästhetik, auch als „Lehre der Bewegungsempfindung“ bekannt, ist ein Konzept, das die Förderung und Unterstützung der Bewegungsfähigkeiten von Pflegebedürftigen in den Vordergrund stellt. Es basiert auf der bewussten Wahrnehmung und Nutzung der eigenen Bewegungen, um körperliche Anstrengungen zu minimieren und die Selbstständigkeit der Patienten zu fördern.

Ziele der Kinästhetik

Die Ziele der Kinästhetik lassen sich in mehrere Kernbereiche unterteilen:

Förderung der Selbstständigkeit der Patienten

  • Selbstbestimmte Bewegung
    ➜ Patienten sollen in die Lage versetzt werden, ihre Bewegungen möglichst eigenständig durchzuführen. Dies erhöht ihre Selbstständigkeit und reduziert die Abhängigkeit von Pflegekräften.
  • Alltagsaktivitäten
    ➜ Unterstützung bei der Durchführung von Aktivitäten des täglichen Lebens (ATLs), wie Ankleiden, Essen, Waschen und Fortbewegen.

Verbesserung der Lebensqualität

  • Wohlbefinden
    ➜ Durch die Förderung von Beweglichkeit und Aktivität kann das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden.
  • Schmerzlinderung
    ➜ Schonende Bewegungsabläufe und ergonomische Mobilisationstechniken können Schmerzen reduzieren und verhindern.

Prävention von Komplikationen

  • Dekubitusprophylaxe
    ➜ Regelmäßige und gezielte Bewegung verhindert Druckgeschwüre bei immobilen Patienten.
  • Kontrakturprophylaxe
    ➜ Durch aktive und passive Bewegungsübungen werden Gelenkversteifungen und Muskelverkürzungen vermieden.
  • Sturzprophylaxe
    ➜ Verbesserung der Koordination und des Gleichgewichts durch gezielte Bewegungsübungen reduziert das Sturzrisiko.

Schonung und Entlastung des Pflegepersonals

  • Ergonomische Arbeitsweise
    ➜ Schulung des Pflegepersonals in ergonomischen Bewegungsabläufen, um körperliche Belastungen und Verletzungsrisiken zu minimieren.
  • Vermeidung von Berufskrankheiten
    ➜ Reduktion von Muskel-Skelett-Erkrankungen durch die Anwendung körpergerechter Techniken.

Förderung der Kommunikation und Interaktion

  • Berührungsqualität
    ➜ Sensible und respektvolle Berührung stärkt das Vertrauen und die Beziehung zwischen Pflegepersonal und Patienten.
  • Kooperative Bewegung
    ➜ Förderung der Zusammenarbeit zwischen Patienten und Pflegekräften bei der Durchführung von Bewegungsabläufen.

Unterstützung der Rehabilitation

  • Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit
    ➜ Förderung der Mobilität nach Verletzungen, Operationen oder bei chronischen Erkrankungen.
  • Anpassung an veränderte Bedingungen
    ➜ Unterstützung der Patienten bei der Anpassung an neue körperliche Gegebenheiten und Einschränkungen.

Konzepte der Kinästhetik

  • Interaktion und Kommunikation
    • Interaktion und Kommunikation durch Berührung und Bewegung: Hat der Pflegebedürftige die Möglichkeit, die Bewegung in seinem eigenen Körper nachzuvollziehen?
  • Funktionale Anatomie
    • Kann der Pflegebedürftige durch die Anleitung seinen Körper erfahren und die eigenen Ressourcen einsetzen?
  • Menschliche Bewegung
    • Hilft die Anleitung dem Pflegebedürftigen, seine eigenen Bewegungsressourcen so zu nutzen, dass die Anstrengung gering ist?
  • Anstrengung
    • Hilft die Unterstützung den Pflegebedürftigen, die Anstrengung (Zug und Druck) in seinem eigenen Körper zu koordinieren?
  • Menschliche Funktion
    • Stellt ein Ordnungssystem dar, um menschliche Aktivitäten zu verstehen und zu klassifizieren. Die Grundmuster der einzelnen Aktivitäten werden anhand der anderen Konzepte beschrieben.
  • Umgebung
    • Ist die Umgebung für die Durchführung der entsprechenden Funktion geeignet?

Prinzipien der Kinästhetik

  • Massen fassen – Zwischenräume spielen lassen
    • z.B. Becken, Ober- und Unterarme, Ober- und Unterschenkel
  • Zwischenräume: Nicht dort anfassen
    • z.B. Achselhöhle = Blockierung der Bewegungsmöglichkeiten, der Patient verkrampft und hat Schmerzen
Kinästhetik in der Pflege
Ein Patient wird, mit Hilfe von Kinästhetiktechniken, auf die Bettkante mobilisiert.

Anwendung der Kinästhetik in der Pflege

Mobilisation

  • Transfer vom Bett zum Rollstuhl
    ➜ Unterstützung des Patienten beim eigenständigen Aufstehen und Umsetzen durch Anleitung und Unterstützung der natürlichen Bewegungsabläufe.
  • Lagerung im Bett
    ➜ Optimierung der Liegeposition durch kleine Bewegungsanpassungen, um Druckstellen und Kontrakturen zu vermeiden.

Aktivitäten des täglichen Lebens (ATLs)

  • Ankleiden und Waschen
    ➜ Unterstützung der Patienten bei diesen Tätigkeiten durch gezielte Bewegungsanleitung, um ihre Selbstständigkeit zu fördern.
  • Essensaufnahme
    ➜ Anpassung der Sitzhaltung und Tischhöhe, um eine ergonomische und selbstständige Nahrungsaufnahme zu ermöglichen.

Rehabilitation

  • Gangtraining
    ➜ Anleitung und Unterstützung bei Gehübungen, um das Gleichgewicht und die Koordination zu verbessern.
  • Kraft- und Bewegungstraining
    ➜ Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Beweglichkeit.

Praktische Anwendung der Kinästhetik

Mobilisation

Transfer vom Bett zum Rollstuhl

  • Schritt 1
    ➜ Der Patient wird gebeten, sich an die Bettkante zu setzen und die Füße auf den Boden zu stellen.
  • Schritt 2
    ➜ Die Pflegekraft unterstützt den Patienten dabei, das Gleichgewicht zu halten, indem sie den Oberkörper leicht nach vorne neigt.
  • Schritt 3
    ➜ Durch gezielte Gewichtsverlagerung und unterstützende Berührung hilft die Pflegekraft dem Patienten, sich in den Rollstuhl zu setzen.

Aufstehen aus dem Bett

  • Schritt 1
    ➜ Der Patient wird in eine aufrechte Sitzposition gebracht.
  • Schritt 2
    ➜ Die Pflegekraft positioniert sich seitlich neben dem Patienten und bietet Unterstützung durch Berührung an den Schultern oder Hüften.
  • Schritt 3
    ➜ Durch gleichzeitiges Anheben und Gewichtsverlagerung wird der Patient unterstützt, in den Stand zu kommen.

Lagerung im Bett

  • Schritt 1
    ➜ Der Patient wird gebeten, sich auf die Seite zu drehen. Die Pflegekraft unterstützt diesen Bewegungsablauf durch sanften Druck und Zug an Schultern und Hüften.
  • Schritt 2
    ➜ Kissen oder Lagerungshilfen werden unter die entsprechenden Körperteile platziert, um die gewünschte Position zu stabilisieren.
  • Schritt 3
    ➜ Die Pflegekraft achtet darauf, dass die Position für den Patienten komfortabel und druckentlastend ist.

Aktivitäten des täglichen Lebens (ATLs):

Ankleiden

  • Schritt 1
    ➜ Der Patient wird ermutigt, so viel wie möglich selbst zu machen. Die Pflegekraft unterstützt bei schwierigen Bewegungen.
  • Schritt 2
    ➜ Kleidungsstücke werden so vorbereitet, dass der Patient sie leicht greifen und anziehen kann.
  • Schritt 3
    ➜ Bei Bedarf unterstützt die Pflegekraft durch gezielte Berührungen und Gewichtsverlagerungen, um den Ankleideprozess zu erleichtern.

Waschen

  • Schritt 1
    ➜ Der Patient wird in eine bequeme und sichere Position gebracht.
  • Schritt 2
    ➜ Die Pflegekraft unterstützt bei der Körperpflege, indem sie die Bewegungen des Patienten begleitet und bei schwierigen Bewegungen hilft.
  • Schritt 3
    ➜ Der Fokus liegt darauf, die Selbstständigkeit des Patienten zu fördern und ihm so viel Eigenaktivität wie möglich zu ermöglichen.

Rehabilitation

Gangtraining

  • Schritt 1
    ➜ Der Patient wird ermutigt, das Gleichgewicht und die Koordination zu verbessern, indem er sich an einer festen Oberfläche festhält.
  • Schritt 2
    ➜ Die Pflegekraft unterstützt durch leichte Berührungen und Anleitung zur Gewichtsverlagerung.
  • Schritt 3
    ➜ Schritt für Schritt wird die Mobilität des Patienten verbessert, indem die Pflegekraft Hilfestellung gibt und das Selbstvertrauen des Patienten stärkt.

Kraft- und Bewegungstraining

  • Schritt 1
    ➜ Der Patient führt gezielte Übungen zur Kräftigung der Muskulatur durch, unterstützt durch die Pflegekraft.
  • Schritt 2
    ➜ Die Pflegekraft achtet darauf, dass die Übungen korrekt und sicher durchgeführt werden.
  • Schritt 3
    ➜ Regelmäßige Bewegungseinheiten werden geplant, um die Beweglichkeit und Kraft des Patienten kontinuierlich zu verbessern.

Vorteile der Kinästhetik in der Pflege

Für die Patienten

Förderung der Selbstständigkeit

  • Erhöhung der Eigenständigkeit
    ➜ Durch die Unterstützung natürlicher Bewegungsabläufe können Patienten mehr Aktivitäten des täglichen Lebens selbstständig durchführen.
  • Verbesserung der Lebensqualität
    ➜ Selbstständigkeit und Eigenaktivität steigern das Selbstwertgefühl und Wohlbefinden der Patienten.

Verbesserung der Mobilität

  • Reduktion von Mobilitätseinschränkungen
    ➜ Gezielte Bewegungsförderung hilft, Bewegungseinschränkungen zu verringern.
  • Vorbeugung von Muskelatrophie
    ➜ Regelmäßige Bewegung stärkt die Muskulatur und verhindert Muskelabbau.

Schmerzlinderung

  • Schonende Mobilisation
    ➜ Ergonomische und bewusste Bewegungen reduzieren Schmerzen und verhindern Verletzungen.
  • Verbesserte Körperhaltung
    ➜ Durch gezielte Bewegungsanleitungen können Fehlhaltungen korrigiert und Schmerzen verringert werden.

Prävention von Komplikationen

  • Druckgeschwürprophylaxe
    ➜ Regelmäßige Bewegung und Umlagerung verhindern die Entstehung von Druckgeschwüren.
  • Kontrakturprophylaxe
    ➜ Gezielte Bewegungsübungen verhindern Gelenkversteifungen und Muskelverkürzungen.
  • Sturzprophylaxe:
    ➜ Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination reduziert das Sturzrisiko.

Für das Pflegepersonal

Reduktion der körperlichen Belastung

  • Ergonomische Arbeitsweise
    ➜ Anwendung ergonomischer Bewegungsabläufe reduziert die körperliche Belastung und das Risiko von Verletzungen.
  • Schonung des Bewegungsapparates
    ➜ Weniger physische Anstrengung führt zu einer geringeren Belastung von Muskeln und Gelenken.

Prävention von Berufskrankheiten

  • Vermeidung von Muskel-Skelett-Erkrankungen
    ➜ Durch die Anwendung kinästhetischer Prinzipien werden berufsbedingte Erkrankungen des Bewegungsapparates verhindert.
  • Längerfristige Gesundheit
    ➜ Weniger körperliche Belastung führt zu einer besseren langfristigen Gesundheit und Arbeitsfähigkeit.

Verbesserung der Arbeitszufriedenheit

  • Positive Interaktion
    ➜ Erfolgreiche Unterstützung der Patientenbewegung führt zu einer positiven Rückmeldung und erhöht die Arbeitszufriedenheit.
  • Weniger Stress
    ➜ Geringere körperliche Belastung und effektivere Arbeitsmethoden reduzieren den beruflichen Stress.

Effizientere Pflege

  • Zeitersparnis
    ➜ Durch gezielte Bewegungsunterstützung können Pflegeaufgaben schneller und effektiver durchgeführt werden.
  • Bessere Organisation
    ➜ Ein besseres Verständnis für Bewegungsabläufe und ergonomische Techniken führt zu einer verbesserten Arbeitsorganisation.

Für die Pflegeeinrichtung

Reduktion von Ausfallzeiten

  • Gesünderes Personal
    ➜ Weniger körperliche Belastung und geringere Verletzungsrisiken führen zu weniger krankheitsbedingten Ausfällen.
  • Erhöhung der Arbeitszufriedenheit
    ➜ Zufriedenes Personal bleibt länger in der Einrichtung, was die Fluktuation reduziert.

Verbesserung der Pflegequalität

  • Ganzheitliche Pflege
    ➜ Kinästhetik fördert eine ganzheitliche Sichtweise auf die Pflege, die sowohl physische als auch psychologische Aspekte berücksichtigt.
  • Patientenzufriedenheit
    ➜ Selbstständige und schmerzfreie Patienten sind zufriedener mit der Pflege und tragen zu einem positiven Image der Einrichtung bei.

Kostenersparnis

  • Weniger Behandlungskosten
    ➜ Reduktion von Komplikationen wie Druckgeschwüren und Kontrakturen führt zu geringeren Behandlungskosten.
  • Effizientere Ressourcennutzung
    ➜ Effektivere Arbeitsmethoden und weniger Ausfallzeiten führen zu einer besseren Nutzung der Ressourcen.

Schulung und Weiterbildung

Grundlagenschulungen

  • Einführung in die Prinzipien der Kinästhetik und deren Anwendung im Pflegealltag.
  • Praktische Übungen zur Verbesserung der eigenen Bewegungswahrnehmung und -gestaltung.

Fortgeschrittenenkurse

  • Vertiefung der Kenntnisse und Fähigkeiten in speziellen Anwendungsbereichen wie Rehabilitation, Geriatrie und Intensivpflege.
  • Fallstudien und Praxisbeispiele zur Umsetzung der Kinästhetik in verschiedenen Pflegesituationen.

Zertifizierungen

  • Möglichkeit zur Zertifizierung als Kinästhetik-Trainer oder -Berater, um das Wissen weiterzugeben und Schulungen anzubieten.

Klinische Relevanz

Geriatrie

  • Unterstützung älterer Menschen bei der Erhaltung und Verbesserung ihrer Beweglichkeit und Selbstständigkeit.
  • Prävention von Stürzen und anderen Mobilitätsproblemen.

Rehabilitation

  • Förderung der Wiederherstellung von Bewegungsfähigkeiten nach Verletzungen oder Operationen.
  • Unterstützung bei der Anpassung an veränderte körperliche Bedingungen und Einschränkungen.

Palliativpflege

  • Verbesserung der Lebensqualität durch die Minimierung von Schmerzen und Unwohlsein.
  • Unterstützung bei der Durchführung von alltäglichen Aktivitäten und Bewegungen.

Geschichte der Kinästhetik

Die Entwicklungsgeschichte der Kinästhetik zeigt, wie sich das Konzept von seinen Anfängen in den 1970er Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der modernen Pflege entwickelt hat. Durch die Integration in die Pflegeausbildung, internationale Verbreitung und kontinuierliche Weiterentwicklung hat Kinästhetik dazu beigetragen, die Bewegungsfähigkeiten von Patienten zu fördern und die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern.

Ursprünge und Entwicklung

Anfänge in den 1970er Jahren

  • Begründer
    ➜ Die Kinästhetik wurde von den amerikanischen Pflegetheoretikern und -praktikern Dr. Lenny Maietta und Dr. Frank Hatch entwickelt.
  • Hintergrund
    ➜ Beide waren ursprünglich Physiotherapeuten und setzten sich intensiv mit der Rolle von Bewegung in der Pflege auseinander. Sie erkannten die Notwendigkeit eines Konzepts, das die Bewegungskompetenzen von Patienten fördert und gleichzeitig die Belastungen für Pflegekräfte reduziert.

Theoretische Grundlagen

  • Einflüsse
    ➜ Die Entwicklung der Kinästhetik wurde durch verschiedene Disziplinen beeinflusst, darunter Kinesiologie, Neurobiologie und Pädagogik.
  • Kernidee
    ➜ Der Mensch wird als ein sich bewegendes Wesen betrachtet, dessen Bewegungen bewusst wahrgenommen und gestaltet werden können. Die natürliche Bewegung des Menschen steht im Mittelpunkt, und Pflegekräfte lernen, diese Bewegungen zu unterstützen und zu fördern.

Kinästhetik als Bewegungspädagogik

  • Schwerpunkt
    ➜ Die Kinästhetik legt den Fokus auf die Bewegungskompetenz der Patienten. Sie zielt darauf ab, ihre Selbstwahrnehmung und Selbstständigkeit zu stärken.
  • Bewegungsunterstützung
    ➜ Pflegekräfte lernen, wie sie durch gezielte Berührungen und Bewegungsanleitungen die natürlichen Bewegungen der Patienten unterstützen können, um Mobilisation und alltägliche Aktivitäten zu erleichtern.

Weiterentwicklung und Verbreitung

Etablierung in der Pflege

  • Integration in Pflegeausbildung
    ➜ In den 1980er Jahren wurde Kinästhetik zunehmend in die Pflegeausbildung integriert. Sie wurde als wichtiger Bestandteil der praktischen Pflegefertigkeiten anerkannt.
  • Schulungen und Fortbildungen
    ➜ Es wurden spezielle Schulungsprogramme entwickelt, um Pflegekräfte in den Prinzipien und Techniken der Kinästhetik zu unterrichten.

Internationale Verbreitung

  • Europa
    ➜ Die Kinästhetik fand schnell Verbreitung in europäischen Ländern, insbesondere in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diese Länder wurden zu Zentren der Kinästhetik-Bewegung.
  • Gründung von Netzwerken
    ➜ Organisationen wie Kinästhetik Deutschland, das International Kinaesthetics Network und ähnliche Gruppen wurden gegründet, um die Verbreitung und Weiterentwicklung der Kinästhetik zu fördern.

Forschung und Weiterentwicklung

  • Studien und Evaluationen
    ➜ Es wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit der Kinästhetik in der Pflege und Rehabilitation zu evaluieren. Diese Studien zeigten positive Ergebnisse hinsichtlich der Reduktion körperlicher Belastungen für Pflegekräfte und der Förderung der Selbstständigkeit von Patienten.
  • Anpassungen und Erweiterungen
    ➜ Die Prinzipien der Kinästhetik wurden weiter verfeinert und an verschiedene Pflegebereiche und Patientengruppen angepasst, einschließlich der Geriatrie, Palliativpflege und Intensivpflege.

Aktuelle Entwicklungen und Trends

Digitalisierung und Technologie

  • E-Learning und Online-Schulungen
    ➜ Die Digitalisierung hat neue Möglichkeiten für die Verbreitung von Kinästhetik-Schulungen geschaffen. Online-Kurse und E-Learning-Plattformen ermöglichen es Pflegekräften weltweit, sich in Kinästhetik weiterzubilden.
  • Virtuelle Realität (VR)
    ➜ VR-Technologien werden zunehmend eingesetzt, um Pflegekräfte in realistischen Szenarien zu schulen und ihre Bewegungswahrnehmung zu verbessern.

Interdisziplinäre Ansätze

  • Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen
    ➜ Kinästhetik wird zunehmend in interdisziplinäre Ansätze integriert, die Physiotherapie, Ergotherapie und Rehabilitation umfassen. Dies fördert eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung von Patienten.

Nachhaltigkeit und Gesundheitsschutz

  • Prävention von Berufskrankheiten
    ➜ Kinästhetik trägt zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei Pflegekräften bei, indem sie ergonomische Bewegungsabläufe fördert. Dies gewinnt angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der steigenden Belastungen in der Pflege an Bedeutung.

Zusammenfassung

Kinästhetik ist ein wertvolles Konzept in der Pflege, das die Bewegungsfähigkeiten von Patienten fördert und die körperliche Belastung des Pflegepersonals reduziert. Durch die bewusste Wahrnehmung und Nutzung von Bewegungen können sowohl Patienten als auch Pflegekräfte von einer besseren Lebensqualität und Arbeitszufriedenheit profitieren. Schulungen und Weiterbildungen in Kinästhetik sind entscheidend, um die Prinzipien und Anwendungen in der täglichen Pflegepraxis erfolgreich umzusetzen.

Quellen

  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Isemann, P., & Maul, C. (2016). Kinästhetik in der Pflege: Grundlagen und Praxisanleitungen. Springer Verlag.
  • Müller, H., & Niedermann, K. (2017). Bewegung in der Pflege: Kinästhetik praktisch anwenden. Elsevier Verlag.
  • Borbely, M., & Pasquina, P. (2013). Kinästhetik in der Pflege: Eine systematische Übersichtsarbeit. Pflegewissenschaft, 15(2), 85-95. doi:10.1007/s41000-013-0152-7
  • Götz, K., & Urban, A. (2018). Die Bedeutung der Kinästhetik für die Pflege: Ein Review. Pflegezeitschrift, 71(3), 134-140. doi:10.1007/s41000-018-0134-0
  • Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). (2023). Kinästhetik in der Pflege. Abgerufen 12. Juli 2024, von Dbfk.de website: https://www.dbfk.de
  • Kinästhetik Deutschland. (2023). Informationen und Schulungen. Abgerufen 12. Juli 2024, von Kinaesthetik.de website: https://www.kinaesthetik.de