Nutzung eines Toilettenstuhls

Ein Toilettenstuhl eignen sich für Patienten, denen die Nutzung der in unmittelbarer räumlicher Nähe befindlichen Toilette nicht möglich ist. Toilettenstühle verfügen in der Regel über eine Toiletten­einrichtung, die als Toilettentopf oder Flachsteckbecken zur Aufnahme des Urins oder der Verrichtung des Stuhlgangs dient. Daher ist ein Einsatz auch außerhalb des Badezimmers möglich. Manche Stühle können über dem Toilettenbecken positioniert werden andere Typen finden sowohl beim Duschen als auch als Toiletteneinrichtung Anwendung.

Indikation

  • Ein Toilettenstuhl (oder Toilettenrollstuhl) kommt zum Einsatz, wenn ein Patient zwar stehen, aber keine längere Strecke laufen kann. Durch die erhöhte Sitzposition fällt das Aufstehen vom Toielttenstuhl leichter.
  • Toilettenstühle können als Transportmittel für den Transfer vom Bett ins Badezimmer oder zur Grundpflege am Waschbecken genutzt werden.

Cave: Die Kippsicherheit beim Toilettenstuhl ist geringer als beim herkömmlichen Rollstuhl. Es besteht somit eine erhöhte Sturzgefahr für den Patienten.

Abb. 1.1: Toilettenstuhl mit Flachsteckbecken

Grundsätze

  • Das Angewiesensein auf einen Toilettenrollstuhl ist für die meisten Menschen sehr unangenehm um schambehaftet. Durch die Anwesenheit von Pflegekräfte bei der Ausscheidung, kann das Gefühl noch verstärkt werden ➜ Emotionen können zu Stressreaktionen führen.
  • Unterstützende Pflegekräften sollten ein einfühlsames und diskretes Verhalten an den Tag legen.
  • Der Wunsch eines Menschen nach Unterstützung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft wird respektiert.

Ziele

  • Würde des Patienten bleibt gewahrt
  • Vermeidung von Unfällen ➜ vor allem Stürze durch ein Umkippen des Stuhls
  • Pflegende sorgen bestmöglich für eine angenehme und ungestörte Atmosphäre
  • Der Patient sollte beschwerdefrei abführen können
  • Einhaltung aller hygienischen Richtlinien und Vorgaben
  • Eine mögliche Geruchsbelästigung wird auf ein Mindestmaß reduziert

Notwendigkeit evaluieren

Toilettenrollstuhl als Hilfsmittel zum eigenständigen Abführen

  • Die Toilette des Patienten ist zu niedrig und es ist zu erwarten, dass er nicht ohne Hilfe aufstehen kann. Durch die erhöhte Sitzposition ist ihm ein Aufstehen vom Toilettenstuhl jedoch möglich.
  • Die Wegstrecke zur Toilette ist zu weit oder durch mangelnde Barrierefreiheit zu gefährlich (z.B. Treppenstufen)
  • Der Patient verfügt über genügend Ressourcen, um nachts das Bett allein zu verlassen und sich auf den Toilettenstuhl zu setzen. Hände und Intimbereich können durch die betroffene Person, nach dem Abführen, selbstständig gereinigt werden.
  • Die eigenständige Rückkehr zum Bett ist dem Patienten ohne große Probleme möglich.
  • Eine Geruchsbelästigung und weitere ästhetische Beeinträchtigungen werden vom Patienten hingenommen.

Toilettenrollstuhl als Transferhilfsmittel vom Bett ins Badezimmer

  • Dem Patienten ist es möglich,sich mehrere Minuten in sicherer Sitzposition zu halten.
  • Die Wegstrecke vom Bett ins Badezimmer ist barrierefrei und befindet sich auf der gleichen Etage.

Toilettenrollstühle sind technische Hilfsmittel, die bei Verordnung von der zuständigen Kranken-/Pflegekasse finanziert oder ausgeliehen werden.

Sicherheitsmaßnahmen

  • Ein Toilettenrollstuhl eignet sich nicht als Hilfsmittel zur autonomen Fortbewegung. Gerade bei Türschwellen, Teppichen, Treppen oder Kabeln besteht eine erhöhte Sturzgefahr.
  • Für einen längeren Transfer ist ein Toilettenrollstuhl eingeeignet ➜ Nutzung eines Rollstuhls.
  • Um kleinere Hindernisse zu überwinden sollte rockwärts gefahren werden.
  • Befindet sich einer Person auf dem Toilettenstuhl, darf dieser nicht getragen werden.
  • Die Bremsen des Toilettenrollstuhls werden bei Nichtgebrauch sowie vor jedem Transfer in und aus dem Toilettenrollstuhl angezogen.
  • Bei der Nutuzug eines Toilettensuhls besteht bei männlichen Patienten die Gefahr einer Penis- oder Hodenquetschung.
  • Ein Vorbeugen des Patienten, auf dem Toilettenstuhl, kann zu unmittelbaren Stürzen führen.
  • Eine Sichtprüfung vor jeder Nutzung ist zwingend erforderlich, um Beschädigung frühzeitig zu erkennen.
  • Beim Transport eines Patienten mit Hilfe des Toilettenstuhls, müssen dessen Füße sicher auf den Fußstützen des Stuhls platziert werden. Die Arme sollten während er „Fahrt“ auf den Armstützen ruhen, damit die zu transportierende Person nicht mit den oberen Extremitäten an Gegenständen oder dem Türrahmen hängenbleibt.

Vorbereitungen

  • Die Pflegekraft plant die Maßnahme unter Berücksichtigung der Ressourcen des Patienten. z.B. kann der Patient für kurze Zeit alleine gelassen werden (Privatsphäre)?
  • Die betroffene Person wird über die anstehende Maßnahme in Kenntnis gesetzt.
  • Für ein angenehmes Raumklima sorgen (Heizen oder Lüften)
  • Ggf. ist das Aufstellen eines Sichtschutzes notwendig.
  • Die Pflegekraft sorgt dafür dass sich das Toilettenpapier in Reichweite des Patienten befindet.
  • Händedesinfektion und das Anziehen von Einmalhandschuhe ist für die Pflegekraft unerlässlich.

Durchführung – Nutzung des Toilettenstuhls

  • Der Toilettenrollstuhl wird seitlich an das Bett herangefahren und die Bremsen werden fixiert.
  • Kann der Patient das Zimmer für das Abführen nicht verlassen, wird die Sitzplatte, falls vorhanden, bereits jetzt entfernt.
  • Die dem Patienten zugewandte Armlehne wird abgesenkt bzw. hochgeklappt (ja nach Modell). Das Steckbecken oder der Toiletteneimer wird eingeschoben (falls nicht im Vorfeld geschehen).
  • Die betroffene Person wird in den Toilettenrollstuhl mobilisiert.
  • Der Patient wird mit dem Toilettenrollstuhl in das Badezimmer geschoben.
  • Patienten vor eventueller Zugluft und Auskühlung schützen.
  • Falls baulich möglich, wird die Toilettenbrille hochgeklappt und der Patient wird im Stuhl über das WC gefahren (hier sollte im Vorfeld kein Steckbecken oder Toiletteneimer eingeschoben werden).
  • Kann der Pateint eine Zeit lang sicher stehen, wird er geben, sich hinzustellen und die Pflegekraft entfernt die Sitzplatte. Falls notwendig wird beim Entkleiden des Unterkörpers assistiert. (idealerweise kann sich der Patient sogar direkt auf die Toilette setzten!)
  • Falls möglich wird der Patient zum Ausscheiden alleine gelassen (Privatsphäre). Die Patientenklingel wird in Reichweite der betroffenen Person positioniert.
  • Nach dem Ausscheiden wird, ja nach Ressourcen des Patienten, der Intembereich im Stehen oder Sitzen gesäubert und die Pflegekraft assistiert beim Ankleiden. Hier ist eine detaillierte Hautinspektion möglich.
  • Eine Beobachtung von Stuhl und Urin auf Auffälligkeiten ist ggf. notwendig.
  • Der Patient wird zum Händewaschen mit dem Toilettenstuhl an das Waschbecken gefahren.
  • Toilette spülen bzw. Steckbecken oder Toiletteneimer reinigen/desinfiziert. Falls ein Ein- und Ausfuhrprotokoll geführt wird, sollte die Menge des Urins ermittelt werden.
  • Der Patient wird zurück ins Bett mobilisiert.

Einige Toilettenrollstühle verfügen über eine integrierte Waage. Dies ermöglicht, nach der Positionierung auf den Stuhl, das Wiegen des Patienten. Somit muss eine immobile Person ggf. nicht erneut zum regelmäßigen Wiegen mobilisiert werden.

Nachbereitung

  • Der Toilettenstuhl wird von der Pflegekraft auf Verunreinigungen untersucht. Ggf. ist eine Reinigung oder Desinfektion nötig.
  • Falls baulich möglich, wird das Fenster zum Lüften geöffnet.
  • Patienten nach dem aktuellen Befinden fragen und bei Bedarf etwas zu Trinken anbieten.
  • Betroffene Person wird im Bett bequem gelagert und die Patientenklingel wird in Reichweite positioniert.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Lagerung des Patiente im Lagerungs- und Mobilitätsplan dokumentieren.
  • Beobachtete Auffälligkeiten (Ausscheidungen, Hautinspektion) an das Pflegeteam und ggf. an die Ärzteschaft weitergeben.
  • Werden, während des Auscheidens, reduzierte Ressourcen das Patienten beobachtet, sollte die Pflege- und Maßnahmenplanung aktualisiert werden.
  • Bei Patienten mit Ein- und Ausfuhrprotokoll die Urinmenge dokumentieren.

Fallbeispiel

Patientenvorstellung

  • Name: Herr Müller
  • Alter: 78 Jahre
  • Diagnose: Schlaganfall vor sechs Monaten, linksseitige Hemiplegie
  • Mobilität: Starker Verlust der Mobilität, Bettlägerig
  • Pflegestufe: Pflegegrad 4

Herr Müller ist aufgrund seines Schlaganfalls linksseitig gelähmt und größtenteils bettlägerig. Er benötigt Hilfe bei allen Aktivitäten des täglichen Lebens, einschließlich der Nutzung der Toilette. Ein Toilettenstuhl wird verwendet, um ihm eine würdige und sichere Methode der Ausscheidung zu bieten.

Vorbereitung des Pflegepersonals

Bevor das Pflegepersonal beginnt, sollten folgende Schritte vorbereitet werden:

  • Kommunikation
    ➜ Herr Müller wird informiert, dass es Zeit ist, den Toilettenstuhl zu nutzen. Dies dient dazu, ihm die Möglichkeit zu geben, sich mental vorzubereiten und ihm ein Gefühl der Kontrolle zu geben.
  • Materialien bereitstellen
    ➜ Der Toilettenstuhl, Handschuhe, Desinfektionsmittel, Toilettenpapier, Pflegetücher, ein Paravent für die Privatsphäre und evtl. Wechselkleidung sollten griffbereit sein.
  • Hygiene
    Händedesinfektion vor und nach dem Kontakt mit dem Patienten ist essenziell, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.
  • Umgebung
    ➜ Ggf. Fenster öffnen um Gerüche auf ein Minimum zu reduzieren, Mitpatienten und Angehörige bei Bedraf aus dem Zimmer bitten, in der klaten Jahreszeit für ein angenehmes Raumklima sorgen

Durchführung

  • Positionierung des Bettes
    ➜ Das Pflegepersonal hebt das Kopfteil des Bettes leicht an, um Herrn Müller eine bequemere Position zu bieten. Dies erleichtert das spätere Umsetzen auf den Toilettenstuhl. Bett auf Grundlage der Kinästhetik auf Arbeitshöhe bringen
  • Schutz und Privatsphäre
    ➜ Ein Paravent oder eine andere Methode wird verwendet, um Herrn Müllers Privatsphäre während des Prozesses zu schützen.
  • Umsetzen auf den Toilettenstuhl
    Seitlicher Transfer: Zwei Pflegekräfte arbeiten zusammen, um Herrn Müller sicher auf den Toilettenstuhl zu setzen. Eine Pflegekraft stützt den Oberkörper, während die andere die Beine und Hüfte unterstützt.
    Hilfsmittel: Bei Bedarf werden Gleit- oder Rutschmatten verwendet, um den Transfer sicherer zu gestalten.
  • Sicherung
    ➜ Nachdem Herr Müller auf dem Toilettenstuhl sitzt, wird überprüft, ob er sicher und bequem sitzt. Die Bremsen des Toilettenstuhls werden festgestellt, um ein Wegrutschen zu verhindern.
  • Hilfeleistung bei der Ausscheidung
    ➜ Das Pflegepersonal bleibt in der Nähe, um bei Bedarf zu helfen, und gibt Herrn Müller die nötige Zeit.
  • Reinigung und Wechsel der Materialien
    ➜ Nach der Nutzung des Toilettenstuhls wird Herr Müller gereinigt und gegebenenfalls Kleidung gewechselt. Der Toilettenstuhl wird sofort desinfiziert und gesäubert.

Nachbereitung

  • Rücktransfer
    ➜ Herr Müller wird nach der Reinigung und dem Wechseln der Kleidung sicher zurück ins Bett gesetzt.
  • Umgebung
    ➜ zurvor geöffnete Fenster schließen, Bett nach unten fahren, Lichtrufanlage in Reichweite von Herrn Müller platzieren, Mitpatienten und Angehörige wieder ins Zimmer bitten
  • Dokumentation
    ➜ Alle durchgeführten Pflegehandlungen, einschließlich der Nutzung des Toilettenstuhls und der Ausscheidungen, werden dokumentiert.
  • Beobachtung
    ➜ Das Pflegepersonal beobachtet Herrn Müller auf Anzeichen von Hautirritationen oder anderen gesundheitlichen Veränderungen.

Besondere Herausforderungen

  • Hautpflege
    ➜ Aufgrund der Immobilität von Herrn Müller ist eine besondere Aufmerksamkeit auf die Hautpflege notwendig, um Dekubitus zu vermeiden.
  • Kommunikation
    ➜ Kontinuierliche Kommunikation mit Herrn Müller während des gesamten Prozesses ist wichtig, um Ängste zu minimieren und seine Würde zu wahren.
  • Teamarbeit
    ➜ Effiziente Zusammenarbeit im Pflegepersonal ist essenziell, um die Sicherheit und den Komfort des Patienten zu gewährleisten.

Zusammenfassung

Ein Toilettenstuhl ist ein wichtiges Hilfsmittel in der Pflege, das insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder schweren gesundheitlichen Problemen entwickelt wurde. Er erleichtert den Toilettengang und trägt zur Wahrung der Würde und Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen bei. Der Toilettenstuhl ist mobil, höhenverstellbar und oft mit Armlehnen sowie Fußstützen ausgestattet, um Komfort und Sicherheit zu gewährleisten. Die Pflegekraft hilft bei der Nutzung, indem sie den Stuhl positioniert, beim Transfer unterstützt und auf Hygiene achtet. Regelmäßige Reinigung des Stuhls ist essentiell, um Infektionen zu verhindern.

Quellen

  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Menche, N. (Hrsg.). (2016). Biologie Anatomie Physiologie: Mit Zugang zu pflegeheute.de (8. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Wied, S., & Warmbrunn, A. (Hrsg.). (2012). Pschyrembel Pflege (3. Aufl.). Walter de Gruyter.