Pflege bei Skabies (Krätze)

Skabies (Krätze) ist eine hochansteckende Hauterkrankung, die durch den Befall mit der Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei) verursacht wird. Diese winzigen Parasiten graben sich in die obere Hautschicht ein und verursachen intensiven Juckreiz und Ausschlag. Besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Altenheimen, Krankenhäusern und Kindertagesstätten kann Skabies schnell epidemieartige Ausmaße annehmen. Für Pflegepersonal ist es entscheidend, über die richtige Pflege und Managementstrategien bei Skabies informiert zu sein, um eine wirksame Behandlung und Eindämmung der Krankheit zu gewährleisten.

Symptome und Diagnose

Symptome

Zu den typischen Symptomen von Skabies zählen:

  • Juckreiz
    ➜ Intensiver Juckreiz, besonders nachts.
  • Hautausschlag
    ➜ Dieser kann sich als kleine rote Beulen, Bläschen oder als schuppende Flecken manifestieren. Häufig betroffene Stellen sind Handgelenke, Ellbogen, Achselhöhlen, Fingerzwischenräume, Genitalbereich und die Haut um die Taille.
  • Milbengänge
    ➜ Diese erscheinen als feine, gewundene Linien auf der Haut, oft mit einem winzigen schwarzen Punkt (die Milbe) am Ende.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch:

  • Klinische Untersuchung
    ➜ Anamnese und Beobachtung der typischen Hautveränderungen.
  • Dermatoskopie
    ➜ Untersuchung der Haut mit einem Dermatoskop zur Visualisierung der Milbengänge.
  • Hautbiopsie oder Abstrich
    ➜ Entnahme einer Hautprobe zur mikroskopischen Untersuchung auf Milben, Eier oder Milbenkot.

Behandlung und Management

Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung von Skabies erfolgt in erster Linie durch topische und orale Medikamente:

  • Topische Skabizide
    ➜ Permethrin 5% Creme ist das Mittel der ersten Wahl. Alternativen sind Benzylbenzoat und Crotamiton.
  • Orale Therapie
    ➜ Ivermectin wird oft bei schwerwiegenden oder resistenten Fällen eingesetzt, insbesondere wenn topische Behandlungen nicht ausreichend sind.

Die Anwendung der Medikamente erfolgt in der Regel in zwei Behandlungen im Abstand von einer Woche, um alle Milbenstadien abzutöten.

Hygienemaßnahmen

  • Waschen von Kleidung und Bettwäsche
    ➜ Alle getragenen oder benutzten Kleidungsstücke und Bettwäsche sollten bei mindestens 60°C gewaschen werden.
  • Desinfektion von Gegenständen
    ➜ Gegenstände, die nicht gewaschen werden können, sollten in Plastiktüten verpackt und für mindestens 72 Stunden isoliert werden.
  • Reinigung der Umgebung
    ➜ Gründliche Reinigung und Staubsaugen der Umgebung, insbesondere von Matratzen und Polstermöbeln.

Prävention und Kontrolle in Gesundheitseinrichtungen

Isolationsmaßnahmen

  • Kontaktisolierung
    ➜ Patienten mit bestätigter oder vermuteter Skabies sollten isoliert werden, um die Ausbreitung zu verhindern. Personal sollte Schutzkleidung tragen, einschließlich Handschuhe und Kittel.
  • Screening von Kontaktpersonen
    ➜ Alle Personen, die engen Kontakt mit dem Infizierten hatten, sollten auf Symptome untersucht und gegebenenfalls präventiv behandelt werden.

Schulung des Personals

  • Awareness und Training
    ➜ Regelmäßige Schulungen über Erkennung, Behandlung und Präventionsmaßnahmen sind entscheidend.
  • Hygieneprotokolle
    ➜ Implementierung und Einhaltung strenger Hygieneprotokolle, einschließlich regelmäßiger Händedesinfektion.

Umgang mit Ausbrüchen

Bei Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen ist ein koordiniertes Vorgehen notwendig:

  • Sofortige Maßnahmen
    • Isolierung infizierter Personen und Behandlung aller Kontaktpersonen.
  • Kommunikation
    • Transparente Kommunikation mit allen Beteiligten, einschließlich Patienten, Angehörigen und Gesundheitsbehörden.
  • Dokumentation und Berichterstattung
    • Sorgfältige Dokumentation aller Fälle und Maßnahmen zur Nachverfolgung und Berichterstattung an Gesundheitsbehörden.

Spezifische Herausforderungen in der Altenpflege

In Altenpflegeeinrichtungen ist das Management von Skabies aufgrund der besonderen Vulnerabilität der Bewohner eine besondere Herausforderung:

  • Multimorbidität
    • Ältere Menschen haben oft mehrere gesundheitliche Probleme, die die Diagnose und Behandlung komplizieren können.
  • Kognitive Beeinträchtigungen
    • Bewohner mit Demenz oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen können Schwierigkeiten haben, Juckreiz oder Unbehagen zu kommunizieren.
  • Hautveränderungen im Alter
    • Altersbedingte Hautveränderungen können die Diagnose erschweren und erfordern möglicherweise angepasste Behandlungsstrategien.

Fallbeispiel: Skabies in einer Altenpflegeeinrichtung

In einer Altenpflegeeinrichtung wird bei einer Bewohnerin, Frau Müller, eine schwere Form von Skabies diagnostiziert. Dieses Fallbeispiel beschreibt die Schritte, die das medizinische Personal unternimmt, um die Diagnose zu bestätigen, die Behandlung zu implementieren und einen Ausbruch in der Einrichtung zu verhindern.

Patientenprofil

  • Name: Frau Helga Müller
  • Alter: 85 Jahre
  • Hintergrund: Frau Müller ist seit drei Jahren Bewohnerin der Altenpflegeeinrichtung. Sie leidet an Diabetes mellitus Typ 2 und leichter Demenz.

Symptomatik und Diagnose

Symptome bei Frau Müller

Frau Müller beginnt, über starken Juckreiz zu klagen, der sich besonders nachts verstärkt. Bei der körperlichen Untersuchung bemerken die Pflegekräfte kleine rote Beulen und feine, gewundene Linien auf ihren Handgelenken und zwischen den Fingern. Diese Symptome sind typisch für Skabies.

Diagnoseschritte

  1. Anamnese und klinische Untersuchung
    ➜ Pflegekräfte dokumentieren den Juckreiz und die Hautveränderungen.
    ➜ Ein Dermatologe wird hinzugezogen, um eine gründliche Untersuchung durchzuführen.
  2. Dermatoskopie
    ➜ Der Dermatologe verwendet ein Dermatoskop, um die typischen Milbengänge zu visualisieren und bestätigt den Verdacht auf Skabies.
  3. Laboruntersuchung
    ➜ Eine Hautbiopsie wird entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Milben, Eier und Milbenkot werden identifiziert, was die Diagnose Skabies bestätigt.

Behandlung und Hygienemaßnahmen

Medikamentöse Behandlung

  • Topische Anwendung
    ➜ Frau Müller wird mit Permethrin 5% Creme behandelt. Die Creme wird auf den gesamten Körper aufgetragen, einschließlich der Kopfhaut und der Ohren.
    ➜ Die Behandlung wird nach sieben Tagen wiederholt, um alle Stadien der Milben abzutöten.
  • Begleittherapie
    ➜ Aufgrund des Diabetes von Frau Müllers und empfindlicher Haut wird auch eine feuchtigkeitsspendende und beruhigende Creme verschrieben, um Hautirritationen zu lindern.

Hygienemaßnahmen

  • Waschen von Kleidung und Bettwäsche
    ➜ Alle Kleidungsstücke und Bettwäsche von Frau Müller werden bei mindestens 60°C gewaschen.
  • Isolierung
    ➜ Frau Müller wird in einem Einzelzimmer isoliert, um die Verbreitung der Milben zu verhindern.
    ➜ Das Pflegepersonal trägt Schutzkleidung, einschließlich Handschuhe und Kittel, bei jedem Kontakt mit Frau Müller.
  • Desinfektion der Umgebung
    ➜ Alle Oberflächen in Frau Müllers Zimmer werden gründlich gereinigt und desinfiziert.
    ➜ Gegenstände, die nicht gewaschen werden können, werden in Plastiktüten luftdicht verpackt und für mindestens 72 Stunden isoliert.

Präventionsmaßnahmen und Kontrolle

Screening und Behandlung der Kontaktpersonen

  • Untersuchung
    ➜ Alle Bewohner und das gesamte Pflegepersonal werden auf Skabies untersucht. Personen mit Symptomen werden sofort behandelt.
    ➜ Prophylaktische Behandlung wird für enge Kontaktpersonen von Frau Müller erwogen.
  • Schulung und Training
    ➜ Das Pflegepersonal wird ggf. erneut geschult, um die Anzeichen von Skabies frühzeitig zu erkennen und adäquat zu reagieren.
    ➜ Regelmäßige Auffrischungskurse über Hygiene- und Schutzmaßnahmen werden organisiert.

Langfristige Präventionsstrategien

  • Regelmäßige Kontrollen
    ➜ Regelmäßige Hautuntersuchungen aller Bewohner werden eingeführt, um zukünftige Ausbrüche frühzeitig zu erkennen.
    ➜ Ein Hygienebeauftragter wird benannt, der die Einhaltung der Hygieneprotokolle überwacht.
  • Verbesserung der Kommunikation
    ➜ Transparente Kommunikation mit Angehörigen der Bewohner wird gepflegt, um über die Maßnahmen und den Gesundheitszustand zu informieren.
    ➜ Eine enge Zusammenarbeit mit Gesundheitsbehörden wird etabliert, um aktuelle Informationen und Richtlinien zu erhalten und umzusetzen.

Fazit des Falls

Durch die schnelle Diagnose und die konsequente Umsetzung von Behandlungs- und Hygienemaßnahmen konnte die Verbreitung von Skabies in der Altenpflegeeinrichtung eingedämmt werden. Das Fallbeispiel zeigt, wie wichtig eine koordinierte Vorgehensweise und die Schulung des Personals sind, um die Gesundheit und Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten. Kontinuierliche Überwachung und präventive Maßnahmen bleiben entscheidend, um zukünftige Ausbrüche zu verhindern.

Zusammenfassung

Die effektive Pflege und Behandlung von Skabies erfordert ein umfassendes Verständnis der Krankheit, strenge Hygienemaßnahmen und eine koordinierte Vorgehensweise, insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen. Für medizinisches Personal ist es von entscheidender Bedeutung, sich kontinuierlich fortzubilden und aktuelle Protokolle zu befolgen, um die Gesundheit und Sicherheit der Patienten zu gewährleisten und Ausbrüche zu verhindern. Durch die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen kann die Verbreitung von Skabies erfolgreich eingedämmt und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert werden.

Quellen

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