Praxisanleitung

Wortart:
Substantiv, Feminin
Plural:
Praxisanleitungen
Trennung:
Pra|xis|an|lei|tung
Englisch:
practical instructions

Aufgabe einer Praxisanleitung ist es, die Auszubildenden schrittweise an die Wahrnehmung der beruflichen Aufgaben als Pflegefachleute heranzuführen. Hierbei nehmen die Praxisanleitenden eine bedeutende Rolle beim Kompetenzerwerb der Auszubildenden ein. Sie haben in der Ausbildungsarbeit und im Prüfungsgeschehen eine verantwortungsvolle Aufgabe, für die sie die Unterstützung der Einrichtungsleitung und der Pflegefachkräfte aus dem gesamten Team im jeweiligen Versorgungsbereich (Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Altenpflege) benötigen.

Praxisanleitung in der Pflegeausbildung

Unverzichtbare Bestandteil der praktischen Ausbildung ist die Praxisanleitung in den Einrichtungen bzw. Kliniken. Sie erfolgt geplant und strukturiert auf der Grundlage des Ausbildungsplanes. Aufgabe der Praxisanleiterinnen und -anleiter ist es, Auszubildende schrittweise an die Aufgaben der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner heranzuführen. Hierbei sind folgende Kriterien eine prägnante Rolle ein:

  • Initiierung von Lernprozesse
  • Auswahl von Arbeitsaufgaben zur Entwicklungsunterstützung
  • Als Ansprechpartnerinnen und -partner zur Verfügung stehen
  • Zulassen von Fehlern und Umwegen als Lernchancen nutzen
  • Anregung zur Reflexion der Arbeitsergebnisse und -erfahrungen
  • Vermittlung von Methoden des Selbstlernens
  • Förderung von Kompetenzen um zum selbstorganisierten Lernen zu befähigen
  • Unterstützung der Auszubildenden in der Entwicklung einer selbstständigen und eigenständigen Arbeitsweise
  • Vermittlung von effektivem Zusammenarbeiten

Weiter gehört zu den Aufgaben der Praxisanleitung, Auszubildende zum Führen von Ausbildungsnachweisen anzuhalten und als Bindeglied zwischen Praxis und Schule die Verbindung zur Pflegeschule zu halten. Zusätzlich werden nach jedem Einsatz in der eigenen Einrichtung eine qualifizierte Leistungseinschätzung erstellt und mit den Auszubildenden reflektiert.

Die Praxisanleitung muss im Umfang von mindestens zehn Prozent der während eines Einsatzes zu leistenden praktischen Ausbildungszeit erfolgen. Sie wird, zusammen mit der praktischen Ausbildung, im Ausbildungsnachweis dokumentiert.

Kriterien für Praxisanleitende

Praxisanleiter sind ausgebildete Pflegekräfte, die eine zusätzliche Qualifikation für die Anleitung von Auszubildenden haben. Ihre Aufgaben umfassen:

  • Berufserlaubnis nach dem Pflegeberufegesetz, dem Altenpflegegesetz oder dem Krankenpflegegesetz,
  • Berufserfahrung als Pflegefachkraft von mindestens einem Jahr, erworben innerhalb der letzten fünf Jahren in dem Einsatzbereich, in dem die Praxisanleitung durchgeführt wird,
  • Berufspädagogische Zusatzqualifikation im Umfang von mindestens 300 Stunden (Bestandsschutz für vor Inkrafttreten des Pflegeberufegesetzes erworbene Qualifikationen)
  • Berufspädagogische Fortbildungen im Umfang von mindestens 24 Stunden jährlich.

Rolle und Aufgaben

  • Planung und Durchführung von Anleitungseinheiten
    ➜ Praxisanleiter organisieren und gestalten praktische Lernphasen.
  • Beobachtung und Beurteilung der Auszubildenden
    ➜ Sie überwachen den Lernfortschritt und geben regelmäßiges Feedback.
  • Vermittlung von Fachwissen und praktischen Fähigkeiten
    ➜ Praxisanleiter unterstützen die Auszubildenden bei der Anwendung theoretischer Kenntnisse in der Praxis.
  • Mentoring und Unterstützung
    ➜ Sie stehen den Auszubildenden als Ansprechpartner zur Verfügung und unterstützen bei Problemen und Fragen.

Struktur der Praxisanleitung

Die Praxisanleitung erfolgt in verschiedenen Formen und zu unterschiedlichen Zeiten der Ausbildung:

  • Einarbeitung und Einführung
    • In den ersten Wochen der Ausbildung werden die Auszubildenden in die grundlegenden Abläufe und Tätigkeiten eingeführt.
  • Regelmäßige Anleitungseinheiten
    • Im Verlauf der Ausbildung finden regelmäßig geplante Anleitungseinheiten statt, in denen spezifische Themen und Fertigkeiten behandelt werden.
  • Prüfungsvorbereitung
    • Vor den praktischen Prüfungen erfolgt eine intensive Vorbereitung, um die Auszubildenden optimal auf die Prüfungen vorzubereiten.

Methoden und Didaktik

Die Praxisanleitung nutzt verschiedene Methoden und didaktische Ansätze, um das Lernen zu fördern:

  • Demonstration und Nachahmung
    • Praxisanleiter demonstrieren Tätigkeiten, die die Auszubildenden anschließend nachahmen.
  • Reflexion und Feedback
    • Regelmäßige Reflexionsgespräche und Feedbackrunden helfen, das Gelernte zu festigen und Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen.
  • Fallbesprechungen
    • Anhand von Fallbeispielen werden komplexe Pflegesituationen analysiert und besprochen.
  • Selbstständiges Arbeiten
    • Auszubildende werden zunehmend zu eigenverantwortlichem Arbeiten angeleitet, um ihre Selbstständigkeit zu fördern.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Praxisanleitung in der Pflege steht vor verschiedenen Herausforderungen, darunter:

  • Zeitmangel
    • Praxisanleiter haben oft wenig Zeit, um neben ihren regulären Aufgaben auch die Anleitung der Auszubildenden zu übernehmen.
  • Unterschiedliche Lernvoraussetzungen
    • Auszubildende kommen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und Lernbedürfnissen in die Ausbildung.
  • Hohe Anforderungen an die Praxisanleiter
    • Neben fachlicher Kompetenz müssen Praxisanleiter auch pädagogische Fähigkeiten besitzen.

Lösungsansätze umfassen

  • Strukturierte Ausbildungspläne
    • Detaillierte Pläne helfen, die Anleitung systematisch zu gestalten und die Lernziele zu erreichen.
  • Fortbildung und Supervision
    • Regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen unterstützen die Praxisanleiter in ihrer Rolle.
  • Teamarbeit
    • Eine enge Zusammenarbeit im Team kann die Anleitung effektiver gestalten und die Belastung auf mehrere Schultern verteilen.

Zusammenfassung

Die Praxisanleitung in der Pflege ist essenziell für die Ausbildung von Pflegefachkräften. Sie umfasst die strukturierte Einarbeitung und Begleitung neuer Mitarbeiter durch erfahrene Pflegekräfte. Ziel ist es, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen, Pflegequalität zu sichern und die persönliche sowie berufliche Entwicklung der Auszubildenden zu fördern. Dabei werden Fähigkeiten vermittelt, reflektiert und gefestigt. Regelmäßige Feedbackgespräche und eine individuelle Betreuung sind zentrale Elemente, um eine fundierte und kompetente pflegerische Tätigkeit zu gewährleisten.

Quellen

  • Ausbildungsplan und Praxisanleitung: Pflegeausbildung. (o. J.). Abgerufen 11. März 2024, von Pflegeausbildung.net website: https://www.pflegeausbildung.net/fuer-ausbilder-und-pflegeschulen/ausbildungsplan-und-praxisanleitung.html
  • Elsevier GmbH, & Menche, N. (Hrsg.). (2019). Pflege Heute (7. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  • Wied, S., & Warmbrunn, A. (Hrsg.). (2012). Pschyrembel Pflege (3. Aufl.). Walter de Gruyter.
  • Bachmann, L., Birk, M., & Himmel, W. (2019). Praxisanleitung in der Pflege: Ein Handbuch für die Anleitung von Auszubildenden. Springer, Berlin.
  • Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (2020). Pflegeberufegesetz: Gesetz über die Pflegeberufe (Pflegeberufegesetz – PflBG). Verfügbar: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflegeberufegesetz.html [Zugriff 07. August 2024].
  • Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) (2021). Praxisanleitung in der Pflege: Qualitätsstandards und Handlungsempfehlungen. Verfügbar: https://www.dbfk.de [Zugriff 07. August 2024].
  • Dutzi, I., & Niemann, M. (2020). Praxisanleitung in der Pflegeausbildung: Didaktische und methodische Grundlagen. Urban & Fischer, München.
  • Kaiser, S., & Bauer, U. (2018). Erfolgreiche Praxisanleitung: Lernprozesse begleiten und fördern. Thieme, Stuttgart.